Am Sonntag gab es in weiten Teilen Kärntens ab den Nachmittagsstunden Starkregen und Sturm. Zahlreiche Bäche traten über die Ufer, Keller wurden überschwemmt, Bäume stürzten auf Straßen, Stromleitungen und Fahrzeuge. Nach derzeitigem Stand gab es glücklicherweise keine Verletzten, die Sachschäden sind aber sehr hoch.
Gegen 15.30 Uhr begann es im Bezirk Spittal an der Drau, im oberen Drautal, und setzte sich über die Bezirke Hermagor, Villach-Land fort. Etwa eine Stunde später waren dann die Bezirke Feldkirchen und St.Veit/Glan betroffen. In den Bezirken Klagenfurt-Land, Völkermarkt und Wolfsberg setzten dann ab etwa 17 Uhr die Notrufe und damit Einsatztätigkeiten ein.
Bauernhöfe abgeschnitten
In St. Peter in Reichenfels im Lavanttal wurden durch die Muren mehrere Bauernhöfe von der Außenwelt abgeschnitten. Die Feuerwehr konnte die Zugangsstraße am Sonntag notdürftig für Allrad-Fahrzeuge und Traktoren freimachen.
Am Montag wurde laut Feuerwehr-Einsatzleiter Alex Steinkellner weitergearbeitet.
6000 Haushalte waren ohne Strom
Die Unwetter in Kärnten hatten zur Folge, dass am Sonntagnachmittag 6000 Haushalte ohne Strom waren. Auch Montagfrüh waren noch immer rund 1000 Kunden von der Stromversorgung abgeschnitten, am Nachmittag waren es 500. Mittlerweile ist - bis auf einzelne Außnahmen - ganz Kärnten wieder mit Strom versorgt. Kelag-Sprecher Josef Stocker: "Es ist wirklich harte Arbeit und die Schäden sind groß. Aber unsere Kunden sind wirklich geduldig, darüber sind wir sehr froh. Vereinzelt kann es noch zu Niederspannungsstörungen kommen." Die Ursachen der Stromausfälle: Blitzschläge, Sturm, Hagel und umgestürzte Bäume.
65 Einsätze im Bezirk St. Veit
Die meisten Einsätze gab es im Bezirk St. Veit/Glan mit rund 65, wobei besonders die Gemeinde Friesach stark betroffen war. Es folgen die Bezirke Villach-Land mit an die 48 Einsätze, Spittal/Drau mit etwas über 30 Einsatzadressen, der Rest an Einsätzen verteilt sich auf die übrigen Bezirke.
Insgesamt waren an diesem Tage in Kärnten zwischen 15.30 und 19 Uhr über 240 Einsatzstellen aus dem Titel „Unwetter und Überschwemmung“ zu verzeichnen. In Summe befanden sich etwas mehr als 100 Feuerwehren mit über 1150 Einsatzkräften im Einsatz. Mittlerweile ist die Zahl der Einsätze auf 280 gestiegen.
Probleme im Gurktal
Im Gurktal in den Bereichen der Stadtgemeinde Straßburg und der Gemeinde Gurk gab es ein schweres Unwetter mit Hagel, Starkregen und orkanartigen Windböen. Im Zuge des Unwetters wurden die Gurktal Straße (B 39) im Bereich von Pöckstein, Gemeinde Straßburg und in Reichenhaus, Gemeinde Gurk, durch entwurzelte Bäume verlegt und für kurze Zeit für den gesamten Verkehr gesperrt. Ebenso die Gunzenberg Landesstraße. Die Behinderungen wurden von den Freiwilligen Feuerwehren Straßburg, St. Georgen und Gurk entfernt.
Im Gemeindegebiet von Straßburg waren die Ortschaften Kraßnitz, Machuli und andere kleinere Ortschaften bzw. Zufahrten zu einzelnen Gehöften durch umgestürzte Bäume für rund eineinhalb Stunden nicht erreichbar. Im Ortsgebiet von Gurk mussten mehrere Keller ausgepumpt werden.
Die Feuerwehren standen insgesamt mit 44 Mann und sechs Fahrzeugen im Einsatz. Ein Personenschaden wurde nicht gemeldet.
Zeltschacher Landesstraße gesperrt
Zwischen 17.15 und 17.45 Uhr traf das Unwetter den Raum Friesach, das untere Metnitztal und Zeltschach. Die Zeltschacher Landesstraße (L 81) wurde im Bereich Schwall in der Stadtgemeinde Friesach durch eine Mure unpassierbar und musste für den gesamten Verkehr gesperrt werden. Die Ortschaft Zeltschach ist über die Zeltschacher Landesstraße seitdem nicht mehr erreichbar. Die Sperre wird vermutlich bis Mittwoch, 9. August, andauern.
Unwetter im Bereich Görtschitztal
Gegen 18 Uhr war auch im Bereich des Görtschitztales ein schweres Unwetter. Die Görtschitztal Bundesstraße wurde zwischen Hüttenberg und der Landesgrenze an mehreren Stellen überflutet und vermurt. Die Klippitztörl Landesstraße war zwischen Vier Linden und dem Klippitztörl wegen umgestürzter Bäume unpassierbar. Wegen der akuten Gefahr, dass noch weitere Bäume durch die anhaltenden starken Regenfälle unterspült werden, wurde die Klippitztörl Straße ab Lölling in Fahrtrichtung Klippitztörl um 21.50 Uhr für den gesamten Verkehr gesperrt. Die Sperre der Klippitztörl Landesstraße im Bezirk Wolfsberg wurde ebenfalls veranlasst.
Afritz: Naturdenkmal umgerissen
In Afritz wütete Sonntag ein Unwetter. Mehrere Bäume wurden umgerissen und Autos beschädigt. "Eine Linde, das Naturdenkmal unserer Gemeinde, wurde zum Beispiel umgerissen und fiel auf mehrere Autos", sagt Max Linder, Bürgermeister in Afritz. Der 350 Jahre alte Baum stürzte auf ein Carport. Die drei darin abgestellten Autos wurden total beschädigt.
"Wasser war dieses Mal nicht das Problem, mehr der Sturm", so Linder. Inzwischen hat sich das Wetter wieder beruhigt, Einsatzkräfte und Einwohner beginnen mit den Aufräumarbeiten.
Die Gegendtaler-Gemeinde war im Spätsommer von Unwettern schwer getroffen worden. Ein ganzer Ort musste damals evakuiert und zahlreiche Einwohner vor Murenabgängen in Sicherheit gebracht werden.
Glück gehabt in Villach
Gegen 16.35 Uhr fuhr eine 26-jährige Frau aus Villach mit einem Auto auf der Ulricher Straße (Gemeindestraße) von St. Magdalen/Villach in Richtung St. Ulrich. In St. Magdalen stürzte aufgrund des starken Unwetters ein Laubbaum mit etwa 40 Zentimeter Durchmesser auf den Wagen und teilweise auf die Fahrbahn. Die Lenkerin wurde bei diesem Vorfall nicht verletzt. Am Fahrzeug entstand Totalschaden. Einen Schutzengel hatte auch eine Radfahrerin. Sie war zwei Meter entfernt.
Durch den umgestürzten Baum wurden noch die nördliche Leitschiene auf einer Länge von acht Metern und die südliche Leitschiene auf einer Länge von rund vier Metern beschädigt. Die Freiwillige Feuerwehr St. Magdalen stand mit neun Mann und einem Fahrzeug im Einsatz. Die Ulricher Straße war von 16.35 Uhr bis 17.10 Uhr für den gesamten Verkehr gesperrt.
Villach: Dächer teilweise abgedeckt
Windspitzen knapp über 80 km/h führten binnen kurzer Zeit zu mehreren Feuerwehreinsätzen im Stadtbereich. Bei mehreren Wohnhäusern wurden Dächer teilweise abgedeckt, Bäume entwurzelt sowie mehrere Große Äste wurden abgerissen. "Mittels Drehleiter und Hubsteigern wurden lose Blechdächer entfernt und teilweise Planen zum Abdecken von den offenen Dächern angebracht", berichtet Brandmeister Christoph Kelz, Zugskommandant der Hauptfeuerwache Villach.
Insgesamt wurden im Stadtgebiet seitens der Feuerwehr Einsatzzentrale Villach Stadt rund 30 Sturmeinsätze alarmiert. Bis 21 Uhr standen die Feuerwehren Hauptfeuerwache Villach und die Freiwilligen Feuerwehren Vassach, Pogöriach, Fellach, Landskron, St. Magdalen, Perau, St. Ulrich, Möltschach, Judendorf, Drobollach, Maria Gail, Wollanig, Turdanitsch-Tschinowitsch im Einsatz. Die Freiwillige Feuerwehr Arnoldstein unterstützte mit ihrer Drehleiter zusätzliche die Feuerwehren in Villach Stadt bei ihren gefährlichen Einsätzen bei teilweise starkem Regen und Wind.
Überflutungen und Blitzeinschlag in Klagenfurt
Auch in Klagenfurt gab es mehrere Einsätze. Es kam zu zahlreichen Überflutungen. Gegen 19.45 Uhr schlug außerdem ein Blitz in den Dachstuhl eines Einfamilienhauses in Klagenfurt/Wölfnitz ein. Durch den Einschlag wurde die Ziegeldeckung zum Teil weggeschleudert und der Dachstuhl beschädigt. Auch die Schalter, Steckdosen und Deckenleuchte des unter dem Dachstuhl befindlichen Zimmers und der im Parterre angebrachte Verteilerkasten wurden beschädigt. Das Mauerwerk wurde eingerußt. Weitere Schäden konnten wegen des Stromausfalles nicht festgestellt werden.
Die genaue Höhe des entstandenen Sachschadens ist derzeit nicht bekannt. Personen wurden nicht verletzt.
Die Berufsfeuerwehr Klagenfurt sowie die Freiwilligen Feuerwehren Wölfnitz und Großbuch standen im Einsatz.
Nockalmstraße über Nacht gesperrt
Nach einem starken Unwetter mit Hagel war die Turracher Bundesstraße (B 95) kurz vor Ebene Reichenau wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Die Hochrindl-Landesstraße war ebenso von Ebene Reichenau in Richtung Hochrindl wegen umgestürzter Bäume bis 19 Uhr gesperrt. Die Bäume wurden von der Freiwillige Feuerwehr Reichenau entfernt.
Die Nockalmstraße blieb wegen einer bis zu zehn Zentimeter hohen Hageldecke über Nacht gesperrt.
Vor dem Ortsgebiet von Reichenau wurden durch den Sturm mehrere Häuser beschädigt und ein Dach teilweise abgedeckt. Es wurden einige Strommasten umgerissen, weshalb abends noch immer einige Haushalte ohne Stromversorgung waren.
Diverse Straßensperren
Aufgrund des schweren Unwetters fielen mehrere Bäume über die Bleiberger Straße (L 35), die Millstätter Straße (B 98), die Krastal Straße und die Wurzenpassstraße (B 109). Alle Straßen sind im Bezirk Villach. Durch die umgestürzten Bäume wurden auch Stromleitungen beschädigt.
Für die Aufräumungsarbeiten standen die Feuerwehren im Bezirk Villach, die Straßenmeisterei Villach sowie die Mitarbeiter des Stromversorgers im Einsatz.
Die Bleiberger Straße konnte bereits wieder freigegeben werden Die Krastaler Straße und die Millstätter Straße (im Bereich von Afritz) sind weiterhin für den gesamten Verkehr gesperrt. Die Dauer der Sperren ist derzeit noch nicht bekannt.
Unwetter in Millstatt
In Millstatt kam es Sonntagnachmittag ebenfalls zu einem Unwetter mit heftigen Sturmböen und starken Regenfällen. Bäume in der Wiese des Stifts Millstatt wurden entwurzelt. Durch mehrere umgestürzte Bäume waren kurzzeitig die Kleindombra Landesstraße (L 17a), die Millstätter Bundesstraße (B 98) im Bereich zwischen Millstatt am See und Dellach sowie die Gemeindestraßen Obere Überfuhrgasse, Stiftgasse und Oberer Weinleitenweg unpassierbar.
Die Freiwilligen Feuerwehren Millstatt am See und Kleindombra standen mit 25 Mann und vier Fahrzeugen im Einsatz.
Aus Seenot gerettet
Das Motorboot der Polizeiinspektion Millstatt sowie das Einsatzboot der Freiwilligen Feurwehr Millstatt standen wegen mehrerer Anzeigen von Seenotfällen, abgetriebener Surfboards und gestrandeter Segelboote im Einsatz. Alle Personen und die Segelboote wurden geborgen und ans Ufer geschleppt. Personen kamen nicht zu Schaden.
Einsätze entlang der B100
Ein Unwetter mit Starkregen und starkem, böigem Wind gab es auch zwischen Stadelbach und Villach. Im Zuge des Unwetters fielen mehrere Bäume entlang der Drautal Bundesstraße (B 100) teilweise auf die Fahrbahn. Diese wurden von der Freiwilligen Feuerwehr Töplitsch, die mit 20 Mann und drei Fahrzeugen im Einsatz stand, entfernt.
Gegen 16.50 Uhr schlug ein Blitz in einem Strommasten in Töplitsch ein und knickte zur Seite. Dadurch wurden die Stromkabel abgerissen und fielen auf die Oberdorferstraße. Der gesamte Kreuzungsbereich wurde von der Freiwilligen Feuerwehr Töplitsch gesperrt. Wie lange diese Sperre dauert, ist derzeit nicht bekannt.
Murenabgänge im Lavanttal
Auch im Bereich von Bad St. Leonhard im Lavanttal kam es am Sonntag zu schweren Unwettern mit mehreren Murenabgängen und Überflutungen. Die Lavant soll an mehreren Stellen über die Ufer getreten sein.
In Unterkärnten kam es zu Straßensperren nach schweren Gewittern. Starke Regenfälle führten im Lavanttal zu einem Felssturz auf der Packer Bundesstraße. Andere Straßen wurden durch umstürzende Bäume verlegt. Auch wurden mehrere Keller überflutet.
Villacher Kirchtag unterbrochen
Bereits zum zweiten Mal in dieser Woche musste der Villacher Kirchtag unterbrochen werden: Sonntagnachmittag gab es eine Wetterwarnung.
Personen auf Alm eingeschlossen
In der Nacht auf Sonntag ist in Putschall in der Gemeinde Großkirchheim, Bezirk Spittal/Drau, in einer wasserführenden Rinne aus dem Bereich Graskopf/Himmelskopf eine Mure abgegangen. Die Mure hat einen Güterweg in einer Seehöhe von 1400 Metern an zwei Stellen verlegt und weggerissen.
Auf der Gradenalm befinden sich noch vier bis fünf Kraftfahrzeuge und mehrere Personen. Diese müssen warten, bis der Weg von einem Bagger wiederhergestellt wird. Eine Gefährdung unterhalb der Mure besteht derzeit nicht, weil sich keine Ansiedlungen oder Gebäude in diesem Bereich des Gradentales befinden. Die genaue Höhe des Schadens ist derzeit nicht bekannt.
Die Aufräumungsarbeiten werden erfahrungsgemäß am Montag von den Einsatzkräften fortgesetzt werden müssen.
Osttirol: Felbertauernstraße von Mure verlegt
Samstagabend kam es zu einem Murenabgang, bei dem die Felbertauernstraße in Osttirol bis zu einem halben Meter hoch verlegt wurde. Der Pkw eines Schweden wurde von den Schlammmassen erfasst.
Extreme Wetterbilanz
Entsprechend fiel auch die Wetterbilanz der "Ubimet" aus: Mehr als 15.000 Blitze wurden in in Kärnten am Freitag, Samstag und Sonntag gezählt. Sturmböen von bis zu 101 km/h wurden im Kärntner Arriach gemessen.