Nur ein paar Meter waren das Team des Notarzthubschraubers Martin 4 und ein Patient am Dienstagabend auf der Adlersruhe am Fuße des Großglockners vom Abgrund entfernt. Der Heli war zuvor beim Abheben umgekippt, überschlug sich und kam knapp vor einer steilen Felswand zu stehen. Den Beteiligten ist wenig passiert: Der Notarzt erlitt nicht, wie zuerst angenommen, einen Nasenbeinbruch, sondern hatte nur einen Cut. Gut geht es mittlerweile auch dem Patienten mit Herz-Problemen, der schließlich vom Notarzthubschrauber Christophorus 7 ins Lienzer Spital gebracht wurde. „Er hat leichte Prellungen an der Schulter. Sonst geht’s ihm wieder gut“, sagt Primar Andreas Mayr, Sprecher des BKH Lienz.
Ein Augenzeuge filmte den Hubschrauberabsturz:
Der zweite Unfall für Unglückspilot
Im Laufe des Nachmittages wurde bekannt, dass es sich um jenen Piloten handelt, der schon 2012 beim tragischen Unfalltod des Alpinpolizeichefs Franz Franzeskon am Großvenediger im Cockpit gesessen ist. Wie ist es zum aktuellen Unglück gekommen? Fest steht, dass die Verhältnisse ungünstig waren. Toni Riepler, Wirt auf der Erzherzog-Johann-Hütte, war bei dem Einsatz als Einweiser beteiligt – und hatte Kontakt mit der Leitstelle Tirol. Bergretter Riepler: „Auf der Adlersruhe gibt es verschiedene Plätze, an denen man mit dem Hubschrauber Patienten aufnehmen kann. In diesem Fall war das der ideale Platz. Zuerst gab es keine Probleme.“
Kein technisches Gebrechen
Gegenüber Roy Knaus, Inhaber der Hubschrauber-Flotte, gab der Pilot an, nicht am Limit gewesen zu sein. Der Pilot ist laut Knaus aber dennoch für die kommenden Wochen „für den Flugdienst gestrichen“. Dann werde man „weiterschauen“. Und Knaus bestätigte am Mittwoch der Kleinen Zeitung, dass ein technisches Gebrechen der Maschine, eines amerikanisches Fabrikats, auszuschließen sei. Höchstwahrscheinlich kippte also eine Windböe den Helikopter um.
Knaus selbst war am Mittwoch am Großglockner und beurteilte die Lage: Fliegen ist riskant, das ist nicht Autobusfahren. Und alles was über 3000 Meter Höhe geht, birgt einfach mehr Risiko.“ Wie man in Zukunft bei solchen Einsätzen vorgehen will und welche zusätzlichen Möglichkeiten es gebe, werde man jetzt analysieren. Am Mittwoch reiste noch die Flugunfallkommission an. Sie wollte mit Knaus selbst am frühen Nachmittag zur Unfallstelle fliegen; aufgrund der gefährlichen Bedingungen landete er dann aber nicht bei der Unfallstelle.
Die Polizei hat das Wrack mittlerweile freigegeben. Voraussichtlich wird es heute Nachmittag ins Tal gebracht. Ob nach Kals oder Heiligenblut, steht noch nicht fest. Geborgen wird der Helikopter von einer Knaus-Maschine.
Michael Egger