Sie kommen aus Afghanistan, Syrien, Pakistan und dem Irak. Zwischen drei und fünf Monaten dauerte die Fluchtodyssee der 18- bis 25-Jährigen. Von Schleppern in Autos gepfercht, permanent hungrig, durstig, ohne Schlaf, tagsüber in Verstecken und die Nächte auf unbekannten Straßen unterwegs. Die Schlepper kassierten bis zu 15.000 Dollar. „Die erste Zeit haben die Jungs nur geschlafen“, erzählt Asylwerberheim-Betreiberin Gabriella Marsden aus Jadersdorf im Gitschtal. „Jetzt machen sie erste Spaziergänge und fahren auch schon nach Hermagor.“
Die Gruppe ist sprachbedingt zweigeteilt, die Mahlzeiten werden gemeinsam eingenommen. „Es gibt untereinander kein politisches Konfliktpotenzial“, bestätigt Marsden. Sie führt als Hausbesitzerin sehr engagiert mit ihrem Lebensgefährten Ahmad Zia Arabzai das Heim. Die Britin und der Afghane, er war 2010 vor den Taliban geflüchtet, lernten sich in einem italienischen Restaurant in Wien kennen. „Er war Pizzakoch, ich Pastaköchin“, erzählt sie. Arabzai – er spricht sieben Sprachen – weiß um die Probleme von Asylwerbern. „Ich will mithelfen, ihnen eine menschenwürdige Zukunft zu schaffen, daheim haben sie keine.“ Beim Deutschunterricht im blitzsauberen Heim fehlt keiner. „Ich will maturieren und Medizin studieren“, sagt Seyyed Akrami (18). Sein afghanischer Freund Rashad Haideri (21) möchte Musiker werden. Als Afghane im Irak war er rechtlos. Ein Iraki will als Tischler arbeiten. „Wir sind dankbar für jede Hilfe“, sagen sie. Marsden: „Ich erkläre ihnen genau, was man in Österreich tun darf und was nicht.“ Sie schätzen die nie zuvor gekannte Geborgenheit hier – schließen aber im Falle von Frieden eine Rückkehr in ihre Heimat nicht aus.
Mittlerweile hilft die Bevölkerung mit Kleiderspenden. Das Mitgefühl mit den Asylwerbern hat die anfängliche Fremdenangst längst überflügelt. Gerne würden die Flüchtlinge einmal Villach und Klagenfurt sehen. Mit monatlich 40 Euro Taschengeld ist das aber nicht möglich.