Ambulant vor stationär! So steht es in den Gesetzen des Landes Kärnten in Bezug auf die Pflege. Gemeint ist damit, dass Menschen, die Pflege benötigen, so lange wie möglich in ihrem Zuhause bleiben können und dort betreut werden. Damit soll die stationäre Pflege entlastet werden.

Dafür braucht es ein umfangreiches Angebot mobiler Pflege. Und da ist in Kärnten noch ordentlich Luft nach oben. Zu diesem Schluss kommt der Landesrechnungshof (LRH) in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht.

Die Prüfer führen darin einerseits altbekannte, seit Jahren nicht gelöste Probleme an, zeigen aber auch neue Schwachstellen im Pflegebereich auf. Letzteres betrifft vor allem die Leistungserfassung und die Abrechnung einiger Pflegedienste sowie die Kontrolle durch das Land.

Keine Leistungsdaten

Laut LRH erfassen die meisten der 18 Pflegedienstanbieter (Stichtag: Ende 2023) ihre Leistungen in einem System des Landes. Der größte Anbieter, er erbringt 36 Prozent der rund eine Million Einsatzstunden, verwendet ein anderes Erfassungssystem. Die Folge: „Bis Juni 2022 hat das Land von diesem Anbieter überhaupt keine und bis Ende des Vorjahres keine vollständigen Leistungsdaten“, steht im LRH-Bericht.

Von zwei weiteren Pflegediensten hat das Land gar keine Leistungsdaten. Wenig überraschende Empfehlung der Prüfer: Das Land müsse umgehend alle Leistungs- und Rechnungsdaten aller Anbieter einfordern und die Pflegedienste dazu anhalten, ihre Leistungen im Landessystem einzugeben.

War Personal bei Pflegebedürftigen?

Großen Verbesserungsbedarf gibt es laut LRH auch bei der Kontrolle der Leistungen: So stellten die Prüfer fest, dass „15 Prozent der verrechneten Einsätze im Jahr 2023 nicht von den Pflegebedürftigen authentifiziert waren“. Dadurch sei „nicht sichergestellt, dass das Personal der Anbieter tatsächlich bei den Pflegebedürftigen“ gewesen ist. Auch „manuell erfasste, abgeänderte oder übermäßig lange Einsatzzeiten“ habe das Land „nicht hinterfragt“.

„Ziel kaum zu erreichen“

Die Prüfer sehen das Land auch in anderen, teilweise bereits bekannten, Bereichen in der Ziehung – vor allem in der Ausbildung von Pflegekräften. Seit dem Jahr 2016 leisteten die Pflegedienste jedes Jahr etwa eine Million Einsatzstunden. Das Land geht bis 2030 von einem jährlichen Bedarf in der mobilen Pflege von 1,24 Millionen Einsatzstunden aus. Doch „dieses Ziel wird kaum zu erreichen sein“, so der LRH, weil „die meisten Anbieter voll ausgelastet waren und es einen Mangel an Pflege- und Betreuungspersonal“ gab. Die Gegenmaßnahmen des Landes – Ausbildungsoffensive und Rekrutierung von Pflege- und Betreuungspersonal – würden zu langsam greifen. Sie müssten rascher umgesetzt werden, um die Versorgungssicherheit in der mobilen Pflege sicherstellen zu können.