Es ist doch gut, liebe Kollegen zu haben. Kollegen, die einen, wenn man auf der Baustelle von der Leiter fällt, aufsammeln – und die einen dann nicht ins Krankenhaus verfrachten, sondern an einer Tankstelle aus dem Transporter schmeißen und flüchten. So erging es einem 53-jährigen Ägypter, der mit seinen Verletzungen einfach vor den Zapfsäulen der Sia-Tankstelle in Grado liegengelassen wurde.
Was zur Hölle war da los? Der Ort rätselt, die Carabinieri ermitteln. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um eine illegale Baustelle und um Arbeiter ohne Aufenthaltsgenehmigung, wobei der Ägypter selbst eine solche Genehmigung offenbar besaß. Das ist schon der zweite Kriminalfall innerhalb weniger Wochen, und nachdem der Reifenschlitzer vom Blutspenderplatz immer noch nicht gefasst werden konnte, sind wir alle sehr gespannt auf die Ermittlungsergebnisse.
Der Ägypter wurde mit dem Rettungshubschrauber nach Udine transportiert, doch nach zwei Tagen konnte er das Krankenhaus wohlauf verlassen, die Verletzungen erwiesen sich glücklicherweise als weniger schwer als gedacht. Die regionale PD (also die „linke“ Volkspartei) machte sich diesen ungeheuerlichen Vorgang sofort politisch zu eigen und tönte herum, dass man den Unternehmern, die Arbeiter schwarz beschäftigten und es mit der Sicherheit nicht so genau nehmen würden, stärker auf die Finger schauen müsse. Einverstanden. Aber die Mistkerle, die ihren verletzten Kollegen auf die Straße geschmissen haben, mögen deswegen bitte nicht verschont werden. Da sollte uns keine Arbeiterromantik im Wege stehen.
Wenden wir uns erfreulicheren Dingen zu: Etwa 100 Gradeser können es kaum abwarten, nach Rom zu fahren, um ihre Krippe auf dem Petersplatz einzuweihen – am 7. Dezember ist es soweit. Am Montag trafen sich die glücklichen Auserwählten zu einem Gottesdienst und den letzten Vorbereitungen für die Pilgerreise, die eine Audienz beim Papst beinhaltet.
Neue Baustellen
Und auch in Sachen Hochwasserschutz tut sich einiges: Die Uferbefestigungen in Città Giardino, in Grado Pineta und am alten Strand sollen verstärkt werden, und der „Penello“, der Steg direkt am Beginn des Hauptstrandes, an dem – angeblich – Alain Delon zum Wasserskifahren vorbeikam, soll rasch repariert werden; das verkündete gerade die Ortsregierung.
Da wir gerade schon beim Papst waren, fällt uns zu diesen Plänen ein Bibelzitat ein: „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.“
Stefan Maiwald