Sie hat Länder gesehen, die viele Menschen nur aus den Nachrichten kennen; aus jenen Nachrichten, bei denen man gerne abschaltet, weiterblättert, auf den nächsten Artikel klickt. Sie war im Irak, in Venezuela, im Jemen, im Kongo, in den Krisenregionen Äthiopiens, Zentralafrikas und des Südsudans, als dort Kampfhandlungen stattfanden, sie war in Afghanistan, als die Taliban wieder die Macht an sich gerissen hatten. Und jetzt ist sie wieder in einer Region, in der Menschen unfassbares Leid erfahren: im Gaza-Streifen. „Warum es mich auf diesen Lebensweg verschlagen hat, kann ich nicht an einem einzelnen Erlebnis festmachen“, erzählt Barbara Trattnig (40). Sie sei immer schon hilfsbereit gewesen, nach zehn Jahren als Krankenschwester am Lorenz Böhler-Krankenhaus in Wien fasste sie aber den Entschluss, sich bei „Ärzte ohne Grenzen“ zu bewerben. „Seither bin ich immer dort, wo mich die Organisation am meisten braucht.“ Und das in durchaus wechselnden Rollen. War sie zu Beginn im Südsudan als Krankenschwester im Einsatz, koordiniert sie aktuell in Gaza die medizinische Hilfe. Klingt nach einer Verwaltungsaufgabe, hat letztlich aber nichts mit einem Job zu tun, bei dem man von 9 bis 17 Uhr am Schreibtisch sitzt. „Man ist die Schnittstelle zwischen unseren Leuten, anderen Hilfsorganisationen und der Regierung vor Ort. So etwas wie eine Trennung zwischen Arbeits- und Ruhezeiten gibt es in meiner aktuellen Lebensphase nicht“, sagt Trattnig.