Er war einer der letzten KZ-Überlebenden, eine wichtige Stimme gegen das Vergessen: Am Dienstag schloss Ernst Blajs im 97. Lebensjahr für immer seine Augen, er verstarb im Kreise seiner Familie. Seinem Ziel, die eigenen leidvollen Erfahrungen künftigen Generationen als Mahnung weiterzugeben, wurde er stets gerecht.
Zeitzeuge gegen das Vergessen
Trotz vieler Schicksalsschläge und harten wirtschaftlichen Zeiten baute er sich nach dem Krieg mit harter Arbeit und vielen Entbehrungen eine Existenz auf, gründete eine Familie und war die letzten Jahre auch als Zeitzeuge gegen das Vergessen tätig. Neben seiner Verfolgungsgeschichte als Kärntner Slowene hat seine bescheidene, freundliche und liebenswürdige Art das Herz vieler berührt.
KZ, Todesmarsch und Befreiung
Ernst Blajs wurde am 3. Januar 1928 in Bad Eisenkappel geboren. Als Kärntner Slowene hatte er Verbindung zu den Tito-Partisanen, auf Wunsch seiner Stiefmutter brachte er ihnen regelmäßig Essen in die Wälder im Gebirge. Am 12. Oktober 1943, wurde er im Alter von 15 Jahren verhaftet und rund ein Monat lang im Klagenfurter Gestapogefängnis eingesperrt.
Anschließend wurde er mit seinem Bruder Franz ins „Jugendschutzlager“ Moringen für männliche Jugendliche, das später als Jugend-KZ bezeichnet wurde, transportiert. Dort musste er jeden Tag unterirdisch in der Munitionsanstalt in Volpriehausen arbeiten. Gegen Ende des Krieges wurde er auf den Todesmarsch geschickt und am 11. April 1945 befreit.
Neues Leben nach dem Krieg
Nach kurzzeitiger Arbeit auf einem Bauernhof und Unterbringung in einem Sammellager konnte er am 27. August 1945 wieder nach Hause zurückkehren. Nach dem Krieg arbeitete er auf dem elterlichen Bauernhof, anschließend als Forstarbeiter sowie als Holzschuhmacher bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1987. Mit seiner Frau, die 2001 verstarb, baute er ein Haus in Leppen (Bad Eisenkappel).
Holocaust-Erinnerung als Lebensaufgabe
Die Erinnerung an den Holocaust war ihm zeit seines Lebens eine Herzensangelegenheit. In einem Interview mit dem Historiker Bernhard Rammertorfer erklärte er zu Menschen, die diesen leugnen, in aller Deutlichkeit: „Ich weiß nicht, was man zu solchen Menschen sagen kann. Ich denke, die wissen es schon, nur die wollen es nicht wissen.“
Ernst Blajs erzählte seine Leidensgeschichte als Kärntner Slowene im weltweit einzigartigen Projekt “IM ZEUGENSTAND: Was wir noch sagen sollten”, an dem über 1400 Schüler aus 31 Ländern von allen sechs Kontinenten teilgenommen haben. Seine Erzählungen wurden in diesem Projekt auch in Russisch und Englisch veröffentlicht und in den USA an Elite-Universitäten (Harvard, Stanford) präsentiert sowie mit mehreren US-Filmpreisen ausgezeichnet.