Kärnten liegt seit fast zwei Wochen unter einer dicken Nebeldecke. Hoffnung gibt den vom tristen Wetter geplagten Kärntnerinnen und Kärntnern, die sich nach Sonne sehnen, die Bilanz von Meteorologe Gerhard Hohenwarter vom Wetterdienst Geosphere Austria: „Der klassische Nebel wird durch den Klimawandel in Kärnten immer seltener.“

Dennoch fliehen derzeit viele in die Berge, um ein paar Sonnenstrahlen zu sehen, wie unser Leserreporter Valentin Schuster, der uns dieses Zeitraffer-Video von einem Sonnenuntergang am Mirnock geschickt hat:

Grundsätzlich, so Hohenwarter, müsse man unterscheiden: „Nebel ist nicht gleich Nebel, man muss zwischen dem klassischen Nebel und Hochnebel unterscheiden. Das, was man aktuell etwa im Klagenfurter Becken sieht, ist eindeutig Zweiteres. Klassischer Nebel wird mit einer Sichtweite von unter einem Kilometer definiert.“ Hebt sich die Nebeldecke vom Boden ab, sodass man unter ihr durchschauen kann, so handelt es sich um Hochnebel.

Das ist auch der Grund dafür, dass es in den Klimadatenbanken schwer ist, genaue Zahlen über Nebeltage herauszufiltern. „Der Hochnebel wird dort nicht klassisch als Nebeltag verzeichnet, sondern als bedeckter Tag.“ So könne man also nicht sagen, ob Tage mit Hochnebel in Kärnten ab- oder zunehmen.

Klassische Nebeltage nehmen ab

Eines kann aber sicher gesagt werden, so Hohenwarter: „Die klassischen Nebeltage werden im Klagenfurter Becken, aber auch im Rest Kärntens, bedeutend weniger.“ Dafür ist tatsächlich der Klimawandel verantwortlich, wie der Meteorologe erklärt: „Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Wenn es etwa in einer Stadt im November vor 30 Jahren Temperaturen von zwei Grad hatte und nun fünf, muss aber viel mehr Feuchtigkeit aufgenommen werden, um die notwendige Feuchtigkeit für die Nebelbildung zusammenzubekommen.“

Meteorologe Gerhard Hohenwarter
Meteorologe Gerhard Hohenwarter © Helge Bauer/Geosphere Austria

So sei es nicht verwunderlich, dass der wirklich dichte Nebel sogar im Klagenfurter Becken in den vergangenen Jahren selten geworden ist. „Die Nebelgrenze ist in ganz Kärnten angestiegen, der Nebel setzt sich in die Höhe ab.“

Wo kann man Nebel entfliehen?

Und was rät der Experte den vom Nebel Geplagten als „Fluchtorte“ in Kärnten? „Grundsätzlich ist die Höhe immer ein guter Tipp. So gab es in den vergangenen Tagen überall in einer Höhe über 1200 Meter strahlenden Sonnenschein.“ Generell sei auch das Obere Mölltal sehr oft frei von Nebel, in Heiligenblut herrschte etwa seit dem 27. Oktober immerzu von der Früh weg strahlender Sonnenschein.

Die physikalische Erklärung: Für das Auflösen des Nebels braucht es eine Erwärmung – wie etwa Sonneneinstrahlung, die auf einen Hang trifft. Das kommt den Menschen in den engen Tallagen Oberkärntens zugute. Im Klagenfurter Becken hingegen kommt dies schwerer zustande. Im Bereich des Wörthersees und östlich davon rund um die Drau-Stauseen kommt große Feuchtigkeit durch das Wasser hinzu.

Positive Prognose

Generell sei es schwierig, Phasen der Nebel-Neubildung vorherzusagen. Dennoch hat Hohenwarter für jene Kärntnerinnen und Kärntner, die auf ein Ende des (Hoch)nebels warten, gute Nachrichten: „Die Wetterlage ändert sich, am Mittwoch und Donnerstag sorgt leichter Nordwind für einen kleinen Kälteeinbruch in höheren Lagen. Die stabile Schichtung – und damit auch der Hochnebel – bricht auf.“ So wird sich gerade in Oberkärnten der Hochnebel früh auflösen, im Bereich des Wörthersees und in Richtung Völkermarkt könne er sich etwas zäher halten.

Zahlreiche Leserinnen und Leser schickten uns Fotos von ihrer Flucht aus dem Nebel oder auch stimmungsvolle Nebel-Bilder. Schicken auch Sie uns Ihre schönsten Fotos unter dem Betreff „Nebel“ an reporter@kleinezeitung.at!