Ein Video von zwei Krampussen, die am Allerseelentag in Villach durch die Straßen zogen, ging auf TikTok und Instagram viral. Während Tausende das Video likten, hagelte es in den Kommentaren oft Kritik: „Muss halt so früh echt nicht sein“, schrieb ein User und ein anderer fragt sich: „Dürfen die das eigentlich das ganze Jahr machen?“

Welche Zeit(en) das Kärntner Brauchtum für Krampusläufe oder Auftritte von Perchten vorgesehen hat, weiß der Kärntner Brauchtumsexperte Heimo Schinnerl: „Der Grund warum Krampusläufe nicht mehr ausschließlich rund um den 5. Dezember stattfinden, ist die Vielzahl an Gruppen, die sich auch gegenseitig einladen.“ Daher gab es auch schon am vergangenen Wochenende offizielle Krampusläufe, etwa in Völkermarkt oder Thörl Maglern. Andernfalls würde es die Gruppen gar nicht schaffen, alle Termine unter einen Hut zu bringen.

Die beiden Villacher Krampusse aus dem Video, die sich als Mitglieder einer Gailtaler Krampusgruppe ausgaben, waren aber einerseits noch eine Woche früher unterwegs und andererseits nur zu zweit und nicht im Rahmen eines offiziellen Krampuslaufes. Auch das sei aber, erklärt Schinnerl, kein Bruch mit dem Brauchtum: „Ich sehe diese als klassische Vorläufer, die gab es früher auch. Diese laufen in Kleingruppen bis zu drei Wochen vor dem Krampuslauf durch die Straßen und kündigen so das bevorstehende Ereignis an.“

Zudem sei es nicht ungewöhnlich, dass sich Brauchtum verändert, das sei in der Vergangenheit auch immer wieder passiert. Während früher die Krampusse mit wenig Fell ausgestattet waren, seien sie heute mit sehr aufwändigen Kostümen, die oft sogar an Fantasy-Filme erinnern, unterwegs und würden auch auf technische Hilfsmittel, wie leuchtende Augen oder Ähnliches, zurückgreifen, weiß Schinnerl.

Dass das Krampusbrauchtum immer öfter mit jenem der Perchten vermischt werde, wie den Gruppen oft vorgehalten wird, sei auch nicht der Fall, so der Experte: „Ich habe bei Veranstaltungen aktiv die Gruppen angesprochen und auch im Krampusbuch aus Suetschach wird darauf hingewiesen, dass sich die meisten Krampusgruppen durchaus bewusst sind, wer sie sind und in welche Zeit sie gehören.“ Denn die Perchten, die den Winter austreiben und das Frühjahr begrüßen, haben ihren Auftritt rund um die Raunächte zu Weihnachten und Neujahr. Außerdem werde der Brauch der Schön- und Schiachperchten eher in Salzburg gelebt.

Pechtra Baba

In Kärnten ist vor allem im zweisprachigen Gebiet der Brauch der Pechtra Baba bekannt. „In Zell/Sele wird der Brauch durchgeführt, dort findet er am 5. Jänner statt. In St. Margareten im Rosental hat der Kulturverein diesen Brauch wieder belebt“, erklärt Martina Piko-Rustia, Leiterin des Slowenischen Volkskundeinstituts Urban Jarnik in Kärnten.

Einen Rückgang bemerkt Schinnerl bei den Krampusgruppen mittlerweile beim Einsatz von Pyrotechnik: „Das ist vielen zu gefährlich geworden.“ Doch während sich die Mitglieder der Gruppen meist bewusst sind, dass weder allzu gefährliche Feuershows noch ein wildes Umherschlagen zum Braucht gehören, kommt es immer öfter zu Zwischenfällen mit Besuchern. In Thörl-Maglern hat die Krampussgruppe daher heuer nach dem Krampuslauf schweren Herzens bekannt gegeben, dass es 2025 keinen Umzug mehr geben wird. Der Grund waren Sachbeschädigungen, Diebstähle, Verwüstungen und sogar Körperverletzungen durch Besucher: „So wollen wir das einfach nicht.“