Das Land Kärnten setzt im Gesundheitsbereich auf einen radikalen Sparkurs, während die Belegschaft in den Kabeg-Spitälern ein Gehaltsplus fordert - diese Konstellation verspricht einen heißen Verhandlungsherbst zwischen Gesundheitslandesrätin Beate Prettner und den Gewerkschaftern.

Gehaltsabschlüsse auf Landesebene orientieren sich üblicherweise an jenen im Bund - die sich aber heuer verzögern. Daher will der Kabeg-Betriebsrat den Spieß umdrehen. „Die Neubildung einer Bundesregierung zieht sich derart in die Länge, dass man mit den Gehaltsverhandlungen nicht noch länger warten kann. Wir fordern dringend den Start von Verhandlungen auf Landesebene, um endlich eine faire Lösung für die betroffenen Kollegen zu erarbeiten“, erklären Kabeg-Zentralbetriebsrat Maximilian Rakuscha und Michael Kraxner, Vorsitzender der Gesundheitsgewerkschaft. Der Druck auf alle Berufsgruppen im Gesundheitsbereich und in den Kärntner Landeskliniken nehme massiv zu. Einsparungen beim Personal seien daher ausgeschlossen. 

„Keine Nulllohnrunde“

„Weitere Einsparungen bedeuten weniger Qualität und Leistungen. Die Gesundheit ist das höchste Gut des Menschen und hat oberste Priorität. Das darf niemals eine Frage der Leistbarkeit sein“ so Rakuscha. Er fügt hinzu: „43 Millionen Euro werden für die Sanierung und Vergoldung der Landwirtschaftlichen Fachschule Stiegerhof ausgegeben, während beim Personal gespart werden soll – das passt sprichwörtlich auf keine Kuhhaut.“ Kraxner: „Wer von einer Nullrunde spricht, sollte auch das Echo bedenken. Unsere Geduld hat Grenzen. Wir erwarten eine faire und wertschätzende Anerkennung unserer täglichen Arbeit. Wir fordern, dass die Verhandlungen sofort beginnen“.

Von Prettner kommt postwendend eine Absage: Verhandlungen seien „wie allen Beteiligten bekannt“ erst dann zu führen, wenn es auch eine Bundesregelung gebe, so die Gesundheitsreferentin. Und weiter: „In aller Deutlichkeit ist zu sagen, dass die Ärztegehälter in der Kabeg bereits zur bundesweiten Spitze gehören. Wie sehr sich die finanzielle Situation der Kärntner Spitalsbediensteten, insbesondere der Ärztinnen und Ärzte in den Jahren seit 2013 zunehmend verbessert hat, ist nicht zuletzt am Personalaufwand abzulesen. Dieser betrug im Jahr 2013 rund 398,4 Mio. Euro - im letzten Jahr bereits 591,4 Millionen Euro.“

„Viele umgesetzte Initiativen“

Im assistenzärztlichen Bereich liege die Kabeg bei den Gehältern aktuell im Bundesländerschnitt an der vierten Stufe beim Berufseintritt und an der dritten Stufe bei Beendigung der Ausbildung, so Prettner. Im fachärztlichen Bereich liege die Kabeg aktuell an dritter Stufe bei Erlangung des Facharztdiploms und gemeinsam mit der Steiermark an erster Stufe beim Ende der Erwerbskarriere. Attraktive Zulagen und Bonifikationen für ärztliche Tätigkeiten außerhalb der Kernzeit, eine um acht Stunden verkürzte Monatsarbeitsverpflichtung gegenüber allen anderen Berufsgruppen sowie zusätzliches Zeitguthaben fürs Umkleiden und andere Wege seien nur einige von vielen umgesetzten Initiativen.

Auch Stefan Sandrieser, Vorsitzender der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, sieht vorerst keinen Handlungsbedarf. „Ich verstehe den Druck und dass die Unzufriedenheit groß ist. Aber seitens des GÖD ist mit dem Land vereinbart, dass wir erst nach dem Bundesergebnis Verhandlungen aufnehmen.“

„Nicht unter der Inflation“

Thomas Springer, Obmann der AUF-Personalvertreter (Unabhängige und Freiheitliche im Landesdienst), sagt in einer ersten Reaktion: „Es ist erstaunlich, wie lange führende Vertreter der Gewerkschafter gebraucht haben, um endlich gegen eine drohende Nulllohnrunde in den Kabeg-Spitälern aufzustehen, obwohl diese bereits im Zuge der Erstellung des Landesvoranschlages 2025 eingepreist wird. Bereits Mitte Oktober haben die AUF-Personalvertreter die zuständigen Regierungsmitglieder in einem offenen Brief aufgefordert, dass es keine Gehaltsabschlüsse unter der rollierenden Inflation für den Landesdienst sowie die Beschäftigten der Kabeg geben darf.“

„Motivierte, engagierte und kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind das Fundament und die tragende Säule des gesamten Gesundheitssystems in Kärnten“, stellt Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer fest. Köfer fordert, dass sich das Land Gesprächen keinesfalls verschließen darf: „Aufgrund der Überalterung der Gesellschaft und eines Personalmangels bei Ärzten und Pflegekräften kann man es sich nicht erlauben, Gespräche zu verweigern und mit dem Verweis auf Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene auf Zeit zu spielen. Bei den Gehaltsverhandlungen im Kabeg-Bereich geht es auch um Fairness und Wertschätzung gegenüber dem medizinischen und dem pflegerischen Personal in den Kabeg-Spitälern. Dem müssen sich alle Beteiligten bewusst sein.“