„Unser Leben wird nie mehr so sein wie früher.“ Zwei Wochen nach dem Tod des Soldaten Mustafa P. (21) in der Türk-Kaserne in Spittal/Drau meldet sich seine Familie. Die ausführliche, von ihrem Anwalt Kazim Yilmaz erstellte Stellungnahme ist voller Schmerz und Trauer über den tragischen Verlust des Sohnes, aber auch getragen, „vom großen Vertrauen in den Rechtsstaat und in die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden“.

„Er wird nicht mehr zurückkommen“

Die Familie habe einen „lebensfrohen Sohn und Bruder für immer und ewig verloren“, heißt es im Schreiben des Wiener Rechtsanwalts. „Mustafa wurde, während er seinen Grundwehrdienst für sein Heimatland verrichtete mit einer Schusswaffe getötet. Er wird nicht mehr zurückkommen.“ Mit unfassbarer Trauer und tiefem Schmerz müsse sich die Familie, sie lebt im Bezirk Spittal, dieser Realität stellen. Es sei schwer, in Worte zu fassen, wie tief der Verlust und die Lücke sind, die der Tod von Mustafa hinterlasse, heißt es in der Stellungnahme.

In dieser weisen die Eltern scharf und eindeutig Gerüchte und Spekulationen zurück, wonach in sozialen Medien kursierende Parolen („Gerechtigkeit für Mustafa“) oder mutmaßliche Vergeltungsaktionen aus dem Umfeld der Familie P. kommen sollen. Diese entsprächen in keiner Weise der Realität und seien nicht nachvollziehbar.

Mustafa P.s Eltern, sie stammen aus der türkischen Provinz Yozgat, sind „überzeugt, dass die Strafverfolgungsbehörden den Tod ihres Sohnes gänzlich aufklären werden und der Täter, wie es sich eines Rechtsstaats, wie dem unseren, gebührt, seine gerechte Strafe erhalten wird“.

„Nicht die Wahrheit“

Gleichzeitig haben die Eltern des Getöteten, laut Schreiben von Anwalt Yilmaz, Zweifel an der Darstellung des Vorfalls durch den Beschuldigten: Seine Aussagen „können nach unserem Dafürhalten nicht der Wahrheit entsprechen“. Auch weil diese nicht mit den bisherigen Ermittlungen, insbesondere mit den ersten ballistischen Befunden sowie den Ergebnissen der Obduktion, übereinstimmen würden. „Demnach dürfte der Todesschuss offensichtlich aus einer ausgestreckten Armposition erfolgt sein“, heißt es in der Stellungnahme. Nicht ohne Grund ermittle die Staatsanwaltschaft Klagenfurt wegen Mordverdachts.

Am Ende ihrer Stellungnahme bedankt sich die Familie „bei allen, die ihr in dieser schwierigen Zeit beistehen, und bitten darum, ihre Privatsphäre zu respektieren, während sie mit diesem unersetzlichen Verlust umzugehen versucht“.

„Extrem tragischer Unfall“

Wie berichtet, sitzt der Tatverdächtige seit der Vorwoche in der Justizanstalt Klagenfurt in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Soldaten (21) wegen Mordverdachts. Dessen Anwalt Kurt Jelinek weist das zurück: „Mein Mandant hat keinesfalls in irgendeiner Tötungsabsicht gehandelt“, sagt der Verteidiger des 21-Jährigen. „Es war ein extrem tragischer Unfall, der ihm unendlich leidtut.“ Der Beschuldigte habe sofort nach dem Schuss die Rettung angerufen. Es gebe überhaupt kein Motiv, so der Salzburger Rechtsanwalt: „Die beiden Männer haben sich gekannt und gut verstanden.“

Tragödie im Wachzimmer

Passiert ist die Tragödie am Dienstag, dem 22. Oktober, im Wachzimmer der Türk-Kaserne in Spittal/Drau: Durch diesen Raum musste Mustafa P., er arbeitete im Soldatenheim, beim Verlassen der Kaserne durchgehen. In diesem Zimmer hatte sein Kamerad als Wachsoldat Dienst. Die beiden Männer waren allein in dem Raum, als sich aus der Dienstpistole des Wachsoldaten, nach seinen Angaben „ein Schuss gelöst hat“. Die Patrone aus der Glock 17 traf Mustafa P. in der Brust.

Es gilt die Unschuldsvermutung.