Wer jetzt in der Herbstzeit in den Kärntner und Osttiroler Bergen unterwegs ist, der muss jederzeit damit rechnen, dort auf ein Gespenst zu treffen. Doch keine Angst, das Gespenst ist man nämlich selbst! Ein sogenanntes Brockengespenst ist ein faszinierender optischer Effekt. „Es handelt sich dabei um den eigenen Schatten, der in eine tiefer gelegene Nebelschicht projiziert wird. Anders als bei einem gewöhnlichen Schattenwurf auf festen Oberflächen erscheint dieser Schatten in die Tiefe projiziert und dadurch perspektivisch vergrößert“, erklärt UBIMET-Meteorologe Peter Wölflingseder.
Besonders eindrucksvoll sei das Phänomen, wenn man sich nahe an der Nebelschicht befindet. Wölflingseder: „Dann können die Größe und die Bewegungen des eigenen Schattens regelrecht erschreckend wirken.“ Erstmals wurde dieser optische Effekt von Johann Esaias Silberschlag im Jahr 1780 auf dem Brocken, einem Berg im deutschen Mittelgebirge Harz, beobachtet und beschrieben. Daher auch der Name Brockengespenst.
Weitere Phänomene
Das Brockengespenst ist nicht das einzige optische Phänomen im Nebel, das fasziniert. Meist umgibt das vermeintliche Gespenst nämlich eine Glorie (farbiger Lichtkranz). Diese entsteht, vereinfacht erklärt, aus einer Mischung von Rückstreuung und anschließender Beugung der Sonnenstrahlen an den Wassertröpfchen des Nebels. Wölflingseder: „Man kann diese optische Erscheinung vor allem am Nebelrand beobachten, wenn die Sonnenstrahlen von hinten auf die Wolken fallen. Das gleiche Phänomen lässt sich oft auch aus einem Flugzeug beim Durchbrechen einer Wolkendecke beobachten.“
Weißer Regenbogen
Ebenfalls faszinierend ist ein sogenannter Nebelbogen, auch „weißer Regenbogen“ genannt. Er ist deutlich breiter, sein äußerer Rand schimmert gelblich, der innere bläulich. Der Bereich dazwischen erstrahlt in reinem Weiß. „Die Sichtbarkeit des Nebelbogens hängt stark von der Größe der Wassertröpfchen ab. Werden diese kleiner als etwa 5 Mikrometer, wird das Licht zu schwach, um noch wahrgenommen zu werden“, erklärt Wölflingseder.