Für einen Spatenstich war es eigentlich schon zu spät. Seit einigen Wochen wird auf einem 80.000 Quadratmeter großen Areal neben dem Flughafen gebaut. Die fünf Flügel der neuen Justizanstalt in Klagenfurt zeichnen sich durch die Aushebungen bereits ab. Die Unwetter in Niederösterreich haben den rechtzeitigen Festakt verhindert. Am Dienstag wurde er nachgeholt. „Der Weg war lang und steinig. Wir schlagen jetzt aber ein neues Kapitel für den Strafvollzug auf“, freute sich Generaldirektor Friedrich König, der so etwas wie der oberste Justizbeamte des Landes ist, dass das Großprojekt nun Formen annimmt.

Um zwei Jahre musste der Baustart verschoben werden. Die Kosten sind von anfangs angepeilten 60 Millionen Euro netto auf insgesamt 170 Millionen Euro regelrecht explodiert. Vonseiten politischer Gegner ist auch deshalb immer wieder von einem „Luxushäfn“ zu hören. „Der Neubau bedeutet vor allem eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Es wird hier moderne und sichere Arbeitsplätze geben“, sagt König, der in Vertretung von Justizministerin Alma Zadić (Grüne), die im Dezember ihr zweites Kind erwartet, in Kärnten war.

Erster Neubau seit 2015

Gebaut wird das neue Gefängnis von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). 100 Tiefenbohrungen zur Nutzung der Fernwärme wurden bereits vorgenommen. „Diese 170 Millionen Euro werden in die lokale Wirtschaft investiert. Wir haben bereits 25 regionale Firmen engagiert. Diese Immobilie ist auch für uns ein Großbauvorhaben“, sagt Geschäftsführer Gerald Beck über den ersten Neubau einer Justizanstalt in Österreich seit dem Jahr 2015.

Läuft ab sofort alles nach Plan, sollten Ende 2027 die ersten Häftlinge einziehen. 425 Häftlinge sollten am Stadtrand von Klagenfurt Platz finden. „Das ist eine Investition für die gesamte Gesellschaft“, sagt Landeshauptmann-Stellvertreterin Gaby Schaunig (SPÖ). „Sicherheit ist die Voraussetzung für ein gutes Leben“, bekräftigte auch der Klagenfurter Vizebürgermeister Alexander Kastner (Team Kärnten) beim Spatenstich die Notwendigkeit des Umzugs aus der Innenstadt in Richtung Flughafen.

Kritik vom Parteikollegen

Gänzlich anders sieht das Projekt Parteichef Gerhard Köfer. Der Bau sei nicht nur deutlich zu teuer und überdimensioniert, sondern habe auch eine falsche Signalwirkung. „Unser Aushängeschild und Wahrzeichen wird zukünftig sein, dass wir die luxuriöseste und modernste Haftanstalt Österreichs haben. Ob das die Signale sind, die wir als Bundesland aussenden möchten, ist äußerst fraglich“, sagt Köfer. Hinzu komme, dass für andere Infrastrukturprojekte wie die Güterbahntrasse im Zentralraum offenbar das Geld fehle, während hier eine dreistellige Summe ausgegeben wird. „Ich frage mich, warum man solch eine bombastische Variante umsetzt und das noch dazu auf der grünen Wiese“, sagt Köfer.