Spektakulärer Polizeieinsatz am Montagfrüh in Villach: Gegen 8.30 Uhr fuhren mehrere Beamte in zivil und uniformiert vor einem Geschäft für Haushaltsgeräte auf.

Anlass für die von der Staatsanwaltschaft Klagenfurt bewilligte Hausdurchsuchung ist ein mutmaßlicher Großbetrug. Zumindest heuer soll der Geschäftsführer (55) des Villacher Betriebes der Wohnungsgenossenschaft „Meine Heimat“ Waschmaschinen und Wäschetrockner verrechnet, aber nicht geliefert haben. Dass der Betrug aufgeflogen ist, ist einer aufmerksamen Hausverwalterin zu verdanken.

Routinekontrolle

Bei einer Routinekontrolle im August ist ihr aufgefallen, dass angeblich in eine Wohnanlage innerhalb kurzer Zeit mehrere teure Waschmaschinen geliefert worden sind. Als sie nachschaute, war allerdings keine da, und die Frau schlug Alarm. „Wir haben daraufhin sofort Anzeige erstattet und natürlich die Geschäftsbeziehung mit der Firma beendet“, sagt „Heimat“-Vorstandsvorsitzender Helmut Kusternik. „Es wurde heuer sehr viel mehr Leistungen als in den Jahren zuvor verrechnet.“

Der 55-Jährige wurde von Verantwortlichen der Genossenschaft mit dem Vorwurf konfrontiert und gab an, dass ein Mitarbeiter (41) ihm gegenüber den Betrug gestanden haben soll. Bei seiner Vernehmung gab der 41-Jährige jedoch an, weder Subunternehmer des 55-Jährigen zu sein, noch ein schuldhaftes Verhalten ihm gegenüber eingestanden zu haben. Mehrere Konversationen über einem Messengerdienst sollen seine Aussage bekräftigen.

Allein heuer dürfte der Schaden zum Nachteil der Genossenschaft rund 450.000 Euro betragen. Die „Heimat“ hat Anlagen mit insgesamt 11.500 Wohnungen. Pro Gerät in den Gemeinschafts-Waschräumen müsse man 3000 bis 3500 Euro rechnen, so Kusternik. „Da kommt schon ein Betrag zusammen.“ Ob die Schadensumme noch höher wird, weil der Betrug möglicherweise schon früher begonnen hat, wird derzeit geprüft. „Bei dem, mittlerweile ehemaligen, Geschäftspartner handelt es sich um ein Unternehmen, mit dem wir seit etwa 40 Jahren zusammenarbeiten und wo es nie Probleme gegeben hat. Da war eine große Vertrauensbasis da. Die ist leider missbraucht worden“, sagt Kusternik. Es sei eine teure Erfahrung gewesen, für die man viel Lehrgeld bezahlen müsse.

Dauerwartungsvertrag

„Erfolgsgeheimnis“ für den mutmaßlichen Betrug war ein sogenannter Dauerwartungsvertrag. Auf dessen Basis hat das Fachgeschäft selbstständig Geräte tauschen und reparieren dürfen. Das ohne allzu strenge Kontrollen. Kusternik räumt „eine gewisse Laxheit“ im internen Kontrollsystem ein: „Aber wir haben das geändert.“ Zum einen wurden alle ähnlichen Verträge mit Dienstleistern und Handwerkern überprüft. „Ohne, dass wir bisher einen Hinweis auf Unregelmäßigkeiten gefunden haben“, sagt Kusternik. Zudem hat die „Heimat“ ihr internes Kontrollsystem angepasst. „Wir haben Limits für Aufträge eingezogen. Werden diese überschritten, wird der Vorstand informiert.“

Staatsanwaltschaft ermittelt

Die Waschmaschinen und Wäschetrockner soll der Geschäftsführer noch ein weiteres Mal zu Geld gemacht haben: Er hat die Geräte, die ihm von der Wohnungsgenossenschaft bezahlt worden sind, auf einer Online-Plattform zum Verkauf angeboten. Mit mehreren falschen Accounts, aber immer mit derselben Handynummer – seiner eigenen.

Bei der Hausdurchsuchung wurden Computer, Mobiltelefone, Datenträger sowie schriftliche Aufzeichnungen des 55-Jährigen und seiner Ehefrau (46) sichergestellt. Ein Motiv gaben die beiden bislang nicht an. Ermittelt wird gegen sie unter anderem wegen schweren gewerbsmäßigen Betruges. Für das Ehepaar gilt die Unschuldsvermutung.