Ergotherapeutinnen und -therapeuten kommen zum Einsatz bei Unfällen, Alltagsschwierigkeiten oder bei Defiziten, die verschiedene Ursachen haben. Ziel sei es, Menschen, wieder zurück in den Alltag zu holen, ihnen Stabilität, Sicherheit und Selbstvertrauen zu geben. Darauf soll am Weltergotherapietag aufmerksam gemacht werden, der am 27. Oktober begangen wird.

Doch nicht nur Erwachsene unterziehen sich einer Ergotherapie, immer mehr Kinder und Jugendliche würden Hilfe benötigen. Darauf macht das Hermann-Gmeiner-Zentrum (HGZ) in Kärnten mit Standorten in Moosburg und Villach aufmerksam. Das Zentrum ist eine ambulant-therapeutische Einrichtung von SOS-Kinderdorf.

Schon pubertätsbedingt tun sich bei Teenies in ihrer „Umbauphase“ Baustellen, Unsicherheiten auf. Kommen noch weitere Herausforderungen dazu, wie familiäre Krisen oder Veränderungen, Einschränkungen, Unklarheiten, baue sich rasch ein Defizit auf. „Das führt zu einer ganzen Reaktionskette von Folgestörungen“, sagt Christoph Schneidergruber, fachlicher Leiter des HGZ in Kärnten.

Aufmerksamkeitsprobleme

„Zu uns kommen Jugendliche mit Aufmerksamkeitsproblemen, körperlichen Einschränkungen und Entwicklungsstörungen. Da wird ein Alltag zur Hindernisbahn, zum Spießrutenlauf. Ob Schule, Familie, Freundeskreis, nichts geht von leichter Hand.“ Oft stehen Schulthemen im Vordergrund. „Wir hatten jüngst einen Jugendlichen da, mit Schulangst. Die Lehrer haben ihn gestresst, die Eltern, er wurde gehänselt, ein ganzer Rattenschwanz Ungutes kam zusammen. Seine Mitschriften waren unleserlich, somit hinkte er beim Schulstoff hinterher und er wollte gar nicht mehr in die Schule gehen. Wir haben unter anderem intensiv an seiner Feinmotorik gearbeitet, an seinen Unsicherheiten. Heute geht er mit Freude in die Schule, hat Zukunftspläne.“

Soziale Isolation

Aber auch schon im frühen Kindesalter beobachtet das HGZ zunehmend hohen Handlungsbedarf. „Wir betreuen Kinder mit fünf, sechs Jahren, die bereits hoch digitalisiert sind und sozial völlig isoliert. Auch Bewegungsarmut ist ein großes Thema, sowie die fehlende Individualisierung des Kindergarten- und Schulsystems, die den Bedürfnissen vieler Kinder und Jugendlicher nicht gerecht wird. Zu viel Druck und zu frühe Leistungsbewertungen münden häufig in psychoemotionaler Überforderung und begünstigen die Ausbildung von psychischen Störungen“, so Schneidergruber weiter.

In Österreich warte man lang auf eine Therapie, so der fachliche Leiter des HGZ. Laut Kinderliga betrug im Vorjahr die Wartezeit auf einen Kassenplatz für Ergotherapie sieben Monate. Dies könne fatale Folgen haben: „Die Anmeldung passiert ja meist dann, wenn bereits ein akutes Problem vorliegt. Eine Wartezeit von sieben Monaten ist somit keine schnelle Hilfe. In dieser Zeit kann es sein, dass sich das Problem verschlimmert oder chronifiziert. Kinder befinden sich in einer stetigen Entwicklung, wenn ein Problem auftritt und diesem nicht schnell entgegengewirkt wird, können weitere Entwicklungsschritte behindert oder verzögert werden. Ein Teufelskreislauf, der kein Ende nimmt“, so Schneidergruber.