„Es gibt Einzelfälle, die kompliziert gelagert sind, es gibt die große Masse, bei der das kein Thema ist, und dann gibt es auch jene Kinder, die eine Überforderung für das System sind, weil sie gewalttätig sind.“ Diese, in der Sache so differenzierte wie auch eindeutige Aussage, kommt von Stefan Sandrieser, oberster Lehrer-Gewerkschafter in Kärnten und Landtagsabgeordneter der SPÖ.

Jenen Fall in einer Kärntner Schule, bei dem ein Kind auf eine Lehrerin losging und sie daraufhin die Polizei rief, kennt er in allen Details. „Das Kind ist schwer traumatisiert, das ist keine Frage, es braucht Hilfe“, sagt Sandrieser. Jedoch: „Wir reden hier nicht nur von einem Einzelfall, der kompliziert gelagert ist, es gibt Gewalt an Schulen - und zwar in einer Form, wie man sie sich nicht vorstellen kann, wenn man sie nicht selbst erlebt hat.“ So erzählte ihm eine Lehrerin von einem Volksschüler, der mit einer Schere nach ihr geworfen hat. In einem anderen Fall habe ein Kind tobend um sich geschlagen. „Das sind keine kleinen Kinder, die man umarmt und für die die Welt dann wieder passt. Da gibt es regelrechte Ausbrüche.“

Lehrergewerkschafter Stefan Sandrieser: Lehrer sind für dieses Krisenmanagement   nicht ausgebildet
Lehrergewerkschafter Stefan Sandrieser: Lehrer sind für dieses Krisenmanagement nicht ausgebildet © Markus Traussnig

Sogar männliche Lehrer hätten ihm gesagt, sie könnten die Situation körperlich nicht lösen. Das Anrufen der Polizei verteidigt er in solchen Fällen. „Was soll man sonst machen? Man hat ja niemanden an den Pflichtschulen, der einem da helfen könnte“, sagt der Lehrer-Gewerkschafter. „An höheren Schulen gibt es Sozialpädagogen, die regelmäßig vor Ort sind, Schulärzte, die auch herangezogen werden können. An den Pflichtschulen gibt es das Geld für diese Personen nicht und die Lehrerinnen und Lehrer haben auch keine Ausbildung, die ihnen in solchen Situationen helfen kann.“

Verweise sind keine Pädagogik

Die Statistik, wonach sich an der Zahl der Verweise ablesen lasse, dass Gewalt an Schulen in den letzten Jahren nicht dramatisch angestiegen sei, widerspricht Sandriesser. „Ein Verweis ist keine pädagogische Maßnahme, das stimmt völlig. Es ist ein Hinausnehmen aus dem Gefüge. Und manchmal ist das eben der Weg, den man gehen muss. Das entbindet aber nicht von der Aufarbeitung der Situation.“ Mögliche Lösungsansätze sieht auch er in der Prävention. „Wir kennen Methoden, wie man helfen und vorbeugen kann. Aber es fehlt den Pflichtschulen an Geld dafür.“