Geht doch! Endlich gab es noch einmal etwas von dem, was wir so gern „Goldener Oktober“ nennen. Das Wetter war 2024 nämlich äußerst unterdurchschnittlich, und in Orten wie Grado ist das Wetter kein Smalltalkthema, sondern ein fundamentaler ökonomischer Baustein; es entscheidet über die Saison, kann für Hochstimmung sorgen oder Existenzen gefährden.
Der Frühling war verregnet, der Sommer kam plötzlich und war lähmend heiß, der Herbst zeigte sich bislang feucht und windig, bei unanständig hohen Temperaturen, so dass nicht einmal Kamingemütlichkeit aufkommen wollte. Doch nun, endlich, für ein paar Tage: Sonne und Temperaturen bis 25 Grad, wenig Wind, mutige Österreicher im Wasser.
Die Aussichten? Na, reden wir nicht drüber, sondern lieber über diese gute Idee, nämlich der Einrichtung einer kostenlosen Telefon-Hotline, bei der Gradeser und natürlich auch Touristen illegal liegengelassenen Müll melden können. Der wird dann rasch entsorgt. Die Nummer ist, deo volente, an Wochentagen von 8 bis 20 Uhr besetzt und samstags bis 13 Uhr. Sie lautet 800-844 644 und ist vorerst nur aus dem italienischen Telefonnetz wählbar. Aber wollen wir mal nicht kleinlich sein, wenn das alles funktionieren sollte, wäre das ein großer Fortschritt, insbesondere in der Hauptsaison.
Fossalon will sich lossagen
Das bedeutendste Gesprächsthema der Woche ist aber ein ganz anderes: Möglicherweise wird Grado sehr bald deutlich kleiner. Denn der Ortsteil Fossalon mit seinen siebenhundert Einwohnern hat Sezessionsbestrebungen und will sich von Grado lossagen. Viele Menschen dort fühlen sich alleingelassen, haben schon Arztpraxis, Postamt und Bank, fast alle Einkaufsmöglichkeiten und wohl bald auch die Grundschule verloren und wären lieber Teil von Fiumicello-Villa Vicentina – ein legitimer Wunsch, denn Grado und Fossalon haben ja nun wirklich wenig miteinander zu tun, während das Gebiet rund um Fiumicello genau so landwirtschaftlich geprägt ist wie Fossalon selbst.
Ein Beispiel, das für Missstimmung sorgt, ist der Ponte Cucchini, die extrem enge Brücke Richtung Fiumicello, die von landwirtschaftlichen Fahrzeugen nicht überquert werden kann, was für gewaltige Umwege sorgt – dass Grado diesbezüglich mit Fiumicello keine Lösung gefunden hat, kreiden manche Bauern den Gradesern an, die nichts von den Prioritäten der Fossalonesi verstünden oder sich eben nicht dafür interessierten.
Wetterprognose für Grado
Bürgermeister schaltet sich ein
Pech hatten die beiden Bauern aus Fossalon, die von der örtlichen Tageszeitung in einem Symbolbild zu den Sezessionsbestrebungen bei der Feldarbeit abgebildet wurden. Sie seien nämlich, ließen sie die Redakteure wissen, keineswegs Teil der Abspaltergruppe und baten um eine Richtigstellung, was die Tageszeitung ein paar Tage später auch tat.
Der Bürgermeister von Grado hat jedenfalls reagiert und will sich mit den Abspaltungswilligen zusammensetzen, „um eine gemeinsame, dauerhafte Lösung der Probleme zu finden“. Was soll er auch sonst sagen? „Ciao ciao?“
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Stefan Maiwald