Normalerweise hat die Kärntner Schlagersängerin keine Probleme mit vielen Knöpfen, spielt sie doch die Steirische seit ihrem sechsten Lebensjahr. In einem Radiostudio sind es dann aber doch noch ein paar Tasten mehr. Zum Glück musste Melissa Naschenweng aber nicht alle perfekt bedienen können, als sie die Radio-Flamingo-Moderatorinnen und Moderatoren aussperrte, um bei der Promistunde am Sonntag 60 Minuten lang selbst das Programm zu bestimmen.

Zwischen ihren eigenen Songs wie „Legenden“ und „I steh auf Bergbauernbuam“ spielte sie Klassiker von S.T.S. („Großvater“) oder der Frau, „die mich sehr geprägt hat“: Helene Fischer („Atemlos“). Für Fans noch spannender als die Musikauswahl der Lesachtalerin waren wohl die Geschichten, die sie zwischen den Songs erzählte. Dabei ging Naschenweng bis weit in ihre Kindheit zurück, in die Zeit, in der sie zu ihrem Papa und ihrem Opa aufblickte, beide begeisterten als Musiker auf der Harmonika. Kurz vor Schulbeginn begann die Sechsjährige, das Instrument spielen zu lernen. In der Schule dann der erste Dämpfer: „Hey Melissa, das ist ein Instrument, das nur Buben spielen“, sagten Mitschüler zu ihr. „Ich habe mir gedacht, es taugt mir aber trotzdem. Aber ich habe mit acht Jahren noch Querflöte gelernt, um alle zu beruhigen“, erinnert sie sich.

Naschenweng: „Habe sieben Jahre um mein Leben gespielt“

Dass sie einmal vor Tausenden Menschen auf der Bühne stehen wird, dachte sie damals aber nicht. „Eigentlich wollte ich einen Beruf haben, in dem ich Montag bis Freitag arbeite und am Wochenende frei habe.“ So sei sie auch immer sehr schüchtern gewesen und es brauchte ein paar Auftritte mit ihrem Papa zusammen, bevor sie sich erstmals alleine auf die Bühne traute. Ihr Vater war es auch, der mit ihr 200.000 Kilometer von Auftritt zu Auftritt fuhr - bis zu 180 waren es in einem Jahr. „Ich habe sieben Jahre lang um mein Leben gespielt. Unterm Strich hat es sich ausgezahlt.“

Bis heute singt Naschenweng am liebsten über die Heimat. Immer schon wurde die Schlagersängerin von Heimweh heimgesucht. „Mein allererster Flug ging alleine mit einer slowenischen Band nach Shanghai. Bei der Ankunft hatte ich so verschwollene Augen, weil ich zwölf Stunden durchgeplärrt habe.“ Aber die Reise hatte auch etwas Gutes für die 34-Jährige im Gepäck. „Nach 14 Tagen wusste ich, ich breche mein Studium ab und werde Musikerin. Und ich will über die Heimat singen.“

Tipp für Melissa Naschenweng von Hansi Hinterseer

Bei ihrer Radiostunde sprach Naschenweng auch über die negativen Seiten des Musikbusiness: Kritik. „Jahrelang habe ich nicht verstanden, warum manche Menschen so viel Hass in sich tragen.“ Hansi Hinterseer riet der jungen Kollegin dann einmal: „Madl, leg dir eine zweite Haut zu.“ Nach einem Auftritt und der Kritik der Sängerin Stefanie Werger, die sie mit einem „Nougatknödel ohne Füllung“ verglich, war die Kärntnerin kurz davor, das Handtuch zu werfen: „Ich habe meinen Ziehharmonikakoffer zugeworfen und zu meinem Papa gesagt, ich stell mich nie wieder auf eine Bühne.“

Wie so oft bekam sie aber Trost von ihrer Oma. „Schatzile, den Neid muss man sich hart erarbeiten und der Neid frisst die Leute auf“, sagte die zu ihr. Zu ihren Großeltern hatte Naschenweng immer eine enge Bindung. „Die waren fast wie meine zweiten Eltern.“ Inzwischen, da ist sie sich sicher, passen sie als Schutzengel von oben auf sie auf. Beim Tod ihrer Großmutter war die Leschtalerin dabei, zwischen dem ersten und zweiten Konzert ihrer Tour im letzten Jahr. „Ich hab ihr gesagt: Bitte bleib noch ein bisserl. Aber sie hat gesagt: Nein, Melissa, ich seh‘ von oben viel mehr.“

Dankbar ist Naschenweng nicht nur ihren Großeltern und ihrem Papa, sondern auch ihrer Mama („Ich bin ja ein Trennungskind, aber meine Mama hat das fantastisch gelöst, es gab auch nie Besuchszeiten.“) und ihrem Bruder. „Der ist grade 18 geworden und nur auf Achse, was mir nicht so taugt, ehrlich gesagt. Aber ich war ja auch nicht anders.“