Ein Monat (!) nachdem öffentlich bekannt wurde, dass das Trinkwasser in der Stadt Klagenfurt verschmutzt ist, haben wieder alle rund 100.000 Bewohner sauberes Wasser. Am Freitag konnte auch für die Stadtteile Waidmannsdorf, Feschnig und St. Martin – hier leben insgesamt rund 20.000 Menschen – Entwarnung gegeben werden. Das haben Erwin Smole, Vorstand der für die Wasserversorgung zuständigen Stadtwerke Klagenfurt, und Bürgermeister Christian Scheider am Freitag bei einer Pressekonferenz bekanntgegeben. „Ich danke allen, die bei der Bewältigung dieses Problems mitgeholfen haben. Vor allem danke ich den Klagenfurtern für ihre Geduld.“

Erste Maßnahmen

Als erste kurz- und mittelfristige Lehren aus dem Desaster haben die Stadtwerke 40 Messstationen errichtet, zusätzlich zu den amtlichen. Vor allem im Westen der Stadt, wo die Quelle für die Verunreinigung vermutet wird, so Smole. Mit einem dreistufigen Messsystem könne eine Verunreinigung innerhalb von 15 Minuten festgestellt werden. Binnen drei Tagen soll ein amtliches Probeergebnis vorliegen. Diese Maßnahme gilt vorerst für einen Monat, Verlängerung nicht ausgeschlossen, so Smole.

Zudem bleiben die Hydranten in der Stadt weiterhin gesperrt und dürfen nur nach vorheriger Genehmigung genutzt werden. „Wir werden auch mobile Stationen kaufen, mit denen mögliche Bakterien im Wasser mittels UV-Bestrahlungen abgetötet werden können“, sagt Smole. Ins Leitungsnetz werden zusätzliche Schieber eingebaut, um in Zukunft die Ausbreitung möglicher Verunreinigungen besser eingrenzen zu können.

Die Ursache für das Desaster, das europaweit für Aufsehen gesorgt hat, ist nach wie vor unklar. Derzeit gehen die Verantwortlichen von drei möglichen Varianten aus, so Smole in der Pressekonferenz: Die Verunreinigung, also die Fäkalbakterien sind, über einen der 1500 Hydranten in das rund 900 Kilometer lange Leitungsnetz gelangt. Etwa durch ein unsachgemäßes Anschließen eines Kanalspülwagens. Auch von einer Baustelle könne die Verunreinigung ausgehen, so der Stadtwerke-Chef.

Prost mit Klagenfurter Wasser: Wolfgang Germ, Leiter des Einsatzstabes, Bürgermeister Christian Scheider, Stadtphysika Birgit Trattler und Stadtwerke-Vorstand Erwin Smole (von links)
Prost mit Klagenfurter Wasser: Wolfgang Germ, Leiter des Einsatzstabes, Bürgermeister Christian Scheider, Stadtphysika Birgit Trattler und Stadtwerke-Vorstand Erwin Smole (von links) © Stadtpresse/Peter Just

Gesetzesänderung gefordert

Die dritte Quelle könnte, entgegen bisherigen Annahmen, einer der wohl hunderten Hausbrunnen im Stadtgebiet sein. Rund 500 solcher Anlagen sind der Stadt bekannt. Exakte Zahlen gibt es keine, weil für Hausbrunnen keine Überprüfungspflicht besteht. Genau das will Stadtwerke-Chef Smole geändert sehen: „Man werde dem Gesetzgeber empfehlen, die Voraussetzungen zu schaffen, dass auch private Brunnen einmal jährlich überprüft werden müssen.“

Eine Maßnahme, die Hans-Peter Hutter von der Medizin-Uni Wien als dringend notwendig erachtet. „Wir sagen das seit langer Zeit: Hausbrunnen sind die größte Gefahr für unser Trinkwasser. Da muss etwas getan werden“, so der Umweltmediziner. Er schließt erneut aus, dass der Konsum des verunreinigten Trinkwassers gesundheitliche Probleme verursacht haben könnte. Beeinträchtigungen seien bei diesem geringen Verschmutzungsgrad höchst unwahrscheinlich, so Hutter. Birgit Trattler, Leiterin der Abteilung Gesundheit in der Stadt Klagenfurt, habe „bisher von keinem Fall Kenntnis, in dem es gesundheitliche Probleme in Verbindung mit dem Trinkwasser gebe“.

Seinen Ausgang genommen hat das Problem in einem Klagenfurter Kindergarten. Am 18. September war das Ergebnis einer von neun Routineproben des Trinkwassers in Klagenfurt mit Enterokokken verunreinigt. Das Unheil nahm seinen Lauf. Die Chronologie lesen Sie hier.