Grado Pineta versucht, sich für den Tourismus aufzuhübschen. Aber schon am ersten Kreisverkehr steht dieses horrende verlassene Gebäude, das seit Jahren vor sich hin verfällt. Die einstige Diskothek Gradualis war im Disko-Boom der 1980er-Jahre gut besucht, aber der Disko-Boom hat sich ebenso erledigt wie das Gebäude selbst, das allenfalls Architekten für ein Kunstwerk halten würden. Nun haben die Anwohner 225 Unterschriften gesammelt und dem Bürgermeister übergeben, um das Gebäude entweder in Schuss zu bringen oder, besser noch, abzureißen.
Die Unterschriftenaktion schließt auch das ehemalige Hotel Plaza ein, das in Pineta seit dem Großbrand im Jänner 2018 vor sich hin verfällt. Was bei den Gradesern eine alte Wunde aufreißt, denn dem Ort fehlt die Feuerwehr. Nur im Juli und August sind ein paar Fahrzeuge in Grado stationiert. Bei Bränden außerhalb der Saison ist Grado, wie 2018 zeigte, auf sich allein gestellt, die Feuerwehr musste aus Monfalcone heranrücken, was im Fall des Hotels Plaza 45 Minuten dauerte – zu spät, um die Struktur zu retten.
Vielen Grado-Kennern fallen sicher noch drei, vier weitere Gebäude ein, die eine gut platzierte Sprengladung verdient hätten, etwa die horrende Villa Ostende neben dem Hotel Savoy, die erst ein Altersheim, dann eine Entzugsklinik werden sollte, doch beim Anblick dieses Gebäudes hätten auch willensstärkste Alkoholiker wieder mit dem Trinken angefangen. Nun gibt es Pläne, daraus ein Parkhaus zu machen. Es sind sehr, sehr vage Pläne.
Und was ist eigentlich mit den neuen Thermen – dort sollte doch schon im letzten Jahr Baubeginn sein? Vorerst soll ein bisschen Farbe an die Wände geklatscht werden, damit die Kuren im heißen Sand nach fünf Jahren Pause wieder durchgeführt werden können. Was insgesamt an einen lackierten Totalschaden erinnert.
Dann gibt es ja noch ein neues Mammutprojekt. Seit 1958 (!) wird um den Riesenparkplatz in Città Giardino gestritten, es gibt Zank zwischen einer Erbengemeinschaft und der Gemeinde. Nun sollen dort Wohnungen für Einheimische und Touristen und eventuell auch ein Mega-Supermarkt mit 1500 Quadratmetern Grundfläche entstehen, so genau weiß das noch keiner. Eines ist aber sicher: Bevor dort auch nur ein Spaten in die Erde sticht, werden wir noch viele Silvesterfeuerwerke genießen.
Stefan Maiwald