Tief unter der Wasseroberfläche des Keutschacher Sees verbirgt sich ein bedeutendes Stück Menschheitsgeschichte: eine steinzeitliche Pfahlbausiedlung, die über 6000 Jahre alt ist – älter als Rom und der berühmte „Ötzi“. Diese Siedlung, ein UNESCO-Welterbe, wird jährlich von Forschungstauchern des Kuratoriums Pfahlbauten auf ihren Zustand hin überprüft. In diesem Jahr machten die Forscher eine sensationelle Entdeckung: mehrere gut erhaltene Alltagsgegenstände der damaligen Bewohner.

(Alle Videos zur Verfügung gestellt von: Kuratorium Pfahlbauten)

Zu den spektakulärsten Funden zählen ein nahezu vollständig erhaltener Doppelhenkelkrug und ein hölzerner Angelhaken, beide etwa 6000 Jahre alt. Daneben bargen die Taucher weitere Angelhaken, zwei Geweihspitzen, verzierte Keramikscherben und Tierknochen. Auch Teile der alten Pfähle, die das Fundament der Siedlung bildeten, wurden aus dem See geholt. „Die Funde kamen bei der Freilegung der Abdeckfläche zum Vorschein“, erläutert Henrik Pohl vom Kuratorium Pfahlbauten. „Aufgrund der akuten Gefährdung mussten sie geborgen werden.“ Die Artefakte aus der Zeit vor Christus lagen in rund fünf Metern Tiefe und wurden bereits zur Untersuchung ins Naturhistorische Museum in Wien gebracht. Nach der wissenschaftlichen Auswertung sollen die Funde ins Büro des Kuratoriums Pfahlbauten in Keutschach zurückkehren.

Angelverbot wird missachtet

Die Funde wurden im Rahmen der diesjährigen Zustandskontrolle am UNESCO-Welterbe entdeckt, das durch verschiedene Faktoren gefährdet ist. Besonders problematisch ist der Einfluss des Zanders, der auf der Untiefe des Sees laicht, sowie Schäden durch Angelhaken und Anker, die die Pfähle der Siedlung beschädigen. Wurfangelhaken mit starken Sehnen können ganze Pfähle aus ihrer Verankerung reißen. Zwar besteht innerhalb der markierten Schutzzone seit Jahren ein Angelverbot, doch dieses wird häufig missachtet. In diesem Jahr fanden die Taucher im Bereich der Siedlung auffallend viele Angelhaken und Angelschnüre, sagt Pohl.

Video: Basaltmatten schützen das Weltkulturerbe (Quelle: Kuratorium Pfahlbauten)

Die Bedrohung durch den Zander konnte jedoch durch gezielte Maßnahmen unter Kontrolle gebracht werden. In den vergangenen Jahren wurde der Seegrund mit Matten abgedeckt, auf denen Zandernester aus Naturfasern platziert wurden. Diese bieten dem Zander alternative Laichplätze und schützen so die Pfahlbausiedlung. „Die Abdeckung mit Basaltmatten hat sich bewährt“, sagt Pohl. „Es lagert sich wieder Sediment darauf ab. Sie sind vom Seegrund nicht mehr zu unterscheiden.“ Insgesamt sei der Zustand der Siedlungsreste nach der diesjährigen Kontrolle als gut zu bewerten. Erstmals wurden bei den Tauchgängen auch botanische und zoologische Proben entnommen, um die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten im See zu bestimmen. Die Forscher sammelten dabei vor allem Wasserpflanzen sowie verschiedene Arten von Muscheln und Schnecken.

Video: Überraschende Entdeckung am Grund des Keutschacher Sees (Quelle: Kuratorium Pfahlbauten)

Die Entdeckung der 6000 Jahre alten Gegenstände und die kontinuierliche Arbeit zum Schutz des UNESCO-Welterbes unterstreichen die Bedeutung dieser einmaligen Fundstätte, die faszinierende Einblicke in das Leben der Steinzeitmenschen eröffnet.

Unterwasserarchäologe Henrik Pohl vom Kuratorium Pfahlbauten appelliert, das Angelverbot einzuhalten
Unterwasserarchäologe Henrik Pohl vom Kuratorium Pfahlbauten appelliert, das Angelverbot einzuhalten © Kuratorium Pfahlbauten