Weil er Lämmer und Schweine geschächtet und das Fleisch ohne Beschau verkauft haben soll, hat sich am Montag ein 44-jähriger Kärntner Landwirt vor dem Landesgericht Klagenfurt verantworten müssen. Auch die Ehefrau und der 21-jährige Sohn des Mannes waren vor Gericht - wegen Beleidigung und gefährlicher Drohung, so bewarf der Sohn eine Amtstierärztin bei einer Kontrolle mit Schlachtabfällen. Die Verhandlung wurde vertagt.
„Was sagen Sie zu den Vorwürfen?“, leitete Richter Michael Schofnegger die im Verlauf mitunter turbulente Verhandlung ein. „Es hat anonyme Anzeigen gegeben, weil wir den Hof in einem Wohngebiet haben“, holte der 44-Jährige aus. Das führt dann zu Kontrollen der Amtstierärztin, von der er sich schikaniert fühlt. „Man wird behandelt wie ein Schwerverbrecher. Wie sie sich verhält und wie die Kontrollen durchgeführt werden, ist unterste Schublade“, empörte sich der Landwirt. „Wenn ich diese Bilder sehe, dann ist wohl das unterste Schublade“, gab Richter Schofnegger zurück.
Keine Betäubung
Die Fotos, die bei einer Kontrolle am Hof gemacht wurden, zeigen die Kadaver von Schweinen und Lämmern. Am Kopf des Schweins finden sich mehrere stumpfe Verletzungen, sowohl bei ihm als auch bei den Lämmern fehlten Einschusslöcher eines Schussapparats. Der Verdacht lag also nahe, dass diese Tiere nicht betäubt wurden, bevor sie ausbluteten - also geschächtet wurden. Die Tiere in dem Kühlhaus habe gar nicht er geschlachtet, gab der Landwirt an, das Kühlhaus habe seinem mittlerweile verstorbenen Vater gehört.
Natürlich habe er bei seinen Hofschlachtungen immer einen Schussapparat verwendet, er habe ihn immer von seinem Vater ausgeliehen, gab der 44-Jährige an. „Sie konnten den aber nicht vorzeigen, als die Tierärztin Sie danach gefragt hat“, bohrte der Richter nach. „Mit der will ich sowieso kein Wort mehr reden“, so der Hauptangeklagte.
„Rattengift ins Maul“ stopfen
Er ist nicht der einzige, der einen Groll gegen die Veterinärmedizinerin hegt. Seine Ehefrau habe diese sogar beleidigt, weshalb sie ebenfalls vor dem Richter Platz nehmen muss. Einen Schritt weiter ging bei einer Kontrolle dann der Sohn des Bauern: Er habe gedroht, ihr „Rattengift ins Maul“ zu stopfen und sie mit Schlachtabfällen aus einem Kübel beworfen. „Das war nur Schmutz“, startete dieser einen nicht besonders erfolgreichen Versuch, die Wurfattacke abzuwiegeln. Er betonte jedoch, dass ihm die Sache leid tue: „Ich war einfach wütend.“
Die Tiere, von denen Fotos gemacht wurden, sollen übrigens nicht die einzigen gewesen sein, die der Angeklagte geschächtet habe. Darauf würden die 1500 Kilogramm Schlachtabfälle hindeuten, die er zur Entsorgung gebracht hat. Dafür seien die „muslimischen Ausländer“ verantwortlich, erklärte der Kärntner schließlich. Diesen hätte er immer wieder Lämmer verkauft. „Was die damit machen, war mir egal, ich habe ihnen aber gesagt, die Abfälle sollen sie zu mir zurückbringen. Einmal wurden nämlich Schlachtabfälle in einer Mülltonne entsorgt, das ist dann auf mich zurückgefallen, weil die Ohrmarke von einem Tier dabei war.“
„Beitrag zur Tierquälerei geleistet“
Eine Verantwortung, die einem Geständnis gleichkommt, hielt Staatsanwältin Denise Walk-Ebner fest: „Wenn Ihnen klar war, dass Ihre Abnehmer die Tiere ja selbst schächten werden, dann haben Sie einen Beitrag zur Tierquälerei geleistet.“ „Da sage ich nicht nein“, antwortete der 44-Jährige. Er wollte dann wieder viel lieber darüber reden, wie gut die Tierhaltung auf seinem Hof sei: „Die ist perfekt, aber angeblich bin ich ja ein Tierquäler.“ Daraufhin war es wieder an Richter Schofnegger, dem Mann den Wind aus den Segeln zu nehmen: „Sie waren schon einmal wegen der gleichen Vorwürfe vor Gericht und wurden rechtskräftig verurteilt. Also ja.“ Der Prozess wurde zur Einholung von mehreren Gutachten vertagt.