Emanuel Berger aus Landskron hat einen Zwillingsbruder, einen Namenszwilling und einen genetischen Zwilling. „Das ist schon eine verrückte Geschichte“, meint der 33-Jährige. Eine Geschichte, wie sie wohl nur das Leben schreibt.

Im Jahr 2017 ließ sich der Kärntner seine Stammzellen registrieren. Vier Jahre später erhielt er vom Verein „Geben für Leben“ die Nachricht, dass er als Stammzellenspender für eine schwerkranke Frau in Frage kommt. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder wurde er über eine weltweite Datenbank ausfindig gemacht. „Unsere Blutwerte passten beide zu der Patientin, die dringend Hilfe gebraucht hat. Aber weil ich schneller bei der Blutabnahme war, wurde ich als Spender ausgewählt.“

Arzt und Patient hatten gleichen Namen

Zur Stammzellenentnahme fuhr Emanuel Berger in eine Klinik nach München. Und wer hat ihm dort seine Stammzellen entnommen? Nicht irgendein Arzt, sondern ein Arzt namens Dr. Emanuel Berger. „Das war eine tolle Begegnung.“ Der Arzt habe ihn mit den Worten begrüßt: „Servus wir heißen gleich, deshalb sind wir am besten auch gleich per Du.“ Ab diesem Moment habe er das Gefühl gehabt, dass das alles unter einem guten Stern steht, meint der Kärntner.

Nachdem Dr. Emanuel Berger dem Patienten Emanuel Berger die Stammzellen entnommen hatte, wurde das Blut in eine andere Klinik gebracht. Dort wartete eine Leukämiepatientin, für die es um Leben und Tod ging. Emanuel Berger sagt, er habe sich oft gefragt: Wer ist diese Frau? Wie geht es ihr? Bis heuer im Sommer plötzlich sein Handy klingelte und eine unbekannte ausländische Nummer angezeigt wurde. „Zuerst bin ich gar nicht rangegangen, weil ich dachte, das sind Telefonbetrüger.“

Es geht ihr gut!

Doch dann - als der Versicherungsagent mitten in einem Abendtermin war – ging er ans Telefon „und mir ist ganz warm geworden.“ Am anderen Ende der Leitung war die Frau, der er vor zwei Jahren mit seiner Stammzellenspende das Leben gerettet hat. Sie heißt Nicole Kugelbrey, wohnt in der Nähe von Augsburg (Bayern) ist 52 Jahre alt und verheiratet. Sie hat zwei Kinder und wird demnächst Oma. Und das Wichtigste: Es geht ihr gut! „Sie ist ein Familienmensch, der durch meine Stammzellenspende, nicht aus der Familie gerissen wurde. Das ist wunderschön und erfüllt mich mit Dankbarkeit,“ sagt Berger.

Emanuel Berger bei der Stammzellenentnahme
Emanuel Berger bei der Stammzellenentnahme © KK

Vor Kurzem fuhr Kugelbrey mit ihrem Mann sogar nach Velden, um ihren Lebensretter kennenzulernen. Mit dabei waren auch Bergers kleine Tochter Helena (eineinhalb Jahre) und Lebensgefährtin Jacqueline. Da haben sich fremde Menschen getroffen, die sich alle sehr nah waren. Kugelbrey meint: „Ich bin glücklich, Emanuel und seine Familie kennengelernt zu haben.“ Berger hat genau an ihrem Hochzeitstag Geburtstag und auch sonst verbindet die beiden viel. „Ich hoffe, wir sehen uns öfter.“

Kugelbrey hat eine schwere Zeit mit drei Chemotherapien hinter sich. „Ich war eigentlich wegen etwas anderem beim Hausarzt, dabei habe ich erfahren, dass ich Leukämie habe.“ Ihr sei gesagt worden: „Sie brauchen einen Stammzellenspender, sonst ist es in wenigen Wochen vorbei.“ Dann wurde Emanuel Berger gefunden. Der Versicherungsagent aus Kärnten wurde zu ihrer Lebensversicherung. Er ist quasi ihr genetischer Zwilling.

„Am Ende passte einfach so viel zusammen. Ich wusste immer, ich muss da durch. Ich will ja noch was von meiner Familie haben,“ fasst Kugelbrey zusammen. Die zweifache Mutter hat nicht nur überlebt, sie sagt: „Es geht mir heute supergut, besser könnte es mir gar nicht gehen.“ Ihre Bitte an alle: „Lasst Eure Stammzellen typisieren.“