Hat „Susi“ aus der ORF-Kultsendung Herzblatt, die die SPÖ Kärnten für den Nationalratswahlkampf reaktiviert hat, die Herzen der Kärntnerinnen und Kärntner erobert? Hat das machtpolitische Geplänkel der ÖVP in den eigenen Reihen, im Zuge dessen sich Arzt Georg Lexer sogar bedroht fühlte, die Wähler beeinflusst? Wird die FPÖ mit dem aus Kärnten stammenden Spitzenkandidaten der Nationalratswahl 2024, Herbert Kickl, punkten, obwohl dieser beim Landesparteitag kurz zuvor gar nicht erschienen ist? Und wie werden die NEOS und die Kleinparteien abschneiden? Das wird sich am Sonntag zeigen. Wir berichten live aus Kärnten.

17 Uhr: Erdrutschsieg für die FPÖ

Um 17 Uhr haben in Österreich die letzten Wahllokale geschlossen und die erste Hochrechnung wurde veröffentlicht. In Kärnten verlor die ÖVP laut der ersten Hochrechnung 10,94 Prozent und erhielt 23,96 Prozent der Stimmen. Die SPÖ bekam 20,15 Prozent (minus 6,01%), die FPÖ ist der große Gewinner mit 41,36 Prozent (plus 21,58 Prozent). Die weiteren Ergebnisse: Die Neos (6,63%, minus 0,17%) liegen vor den Grünen (3,58%, minus 5,93%). Die weiteren Kärntner Ergebnisse: Bier 2,01%, KEINE 0,68% (plus 0,25%), KPÖ 1,13% (plus 0,62%), LMP 0,49%.

Ernüchterung nach der ersten Hochrechnung bei Peter Weidinger (3. von links) und Christian Pober (links) von der ÖVP
Ernüchterung nach der ersten Hochrechnung bei Peter Weidinger (3. von links) und Christian Pober (links) von der ÖVP © KLZ / Eva-Maria Scharf

16.45 Uhr: Warten auf erste Hochrechnung

Mittlerweile treffen immer mehr Gäste in den Parteizentralen in Klagenfurt sowie in den Rathäusern in Kärnten und Osttirol ein, mit Spannung wird die erste Hochrechnung erwartet. In der neuen ÖVP-Parteizentrale in der Herrengasse in Klagenfurt ist die Stimmung gut.

Die neue ÖVP-Parteizentrale füllt sich
Die neue ÖVP-Parteizentrale füllt sich © KLZ / Thomas Martinz

Das Büro der Grünen in Klagenfurt ist derzeit nur über Schalbretter erreichbar, denn in der Bahnhofsstraße wird seit Wochen das Fernwärmenetz ausgebaut. Dort erwartet man laut Pressesprecherin Christine Auer höchstens 20 Personen: „Viele von uns sitzen in den örtlichen Wahlkommissionen und müssen jetzt Stimmen auszählen.“ Zwei wichtige grüne Repräsentanten fehlen sowieso: Olga Voglauer sitzt als Generalsekretärin der Partei in Wien, Landesgeschäftsführer Stefan Samonig kuriert zu Hause seine Corona-Infektion aus. Dafür fiebert die grüne Stadtpartei-Obfrau Margit Motschiunig optimistisch der ersten Hochrechnung entgegen: „Ich habe ein sehr gutes Gefühl, vor allem seit der Hochwasserkatastrophe. Wie wir im Wahlkampf der letzten Tage festgestellt haben, beginnen die Mensche, über den Klimawandel nachzudenken.“ Weitere wichtige Anliege der Wähler vor allem im urbanen Raum seien gefällte Bäume, die riesigen asphaltierten Parkplätze, wie in Klagenfurt der vor Kurzem eröffnete Rötherpark.

16.30 Uhr: Wahl mit Torte und zweisprachiger Dank

Für SPÖ-Spitzenkandidat Philip Kucher war der Wahltag auch aus einem zweiten Grund besonders: Er hat am 29. Septrember Geburtstag und wurde mit einer Torte von seinen Parteikollegen überrascht.

Die Spitzenkandidation der Grünen in Kärnten, Nationalratsabgeordnete Olga Voglauer, gab in Ludmannsdorf im zweisprachigen Gebiet ihre Stimme ab. Auch in den Sozialen Netzwerken bedankte sie sich bereits im Vorfeld nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Slowenisch mit „hvala lepa“ bei den Wählerinnen und Wählern.

16.15 Uhr: Unmut wegen geänderter „Öffnungszeiten“

In Klagenfurt machte sich Unmut breit, weil zahlreiche Wahllokale früher als sonst zusperrten, nämlich bereits um 15 Uhr, während diese bei früheren Wahlen zumindest bis 16 Uhr geöffnet hatten. Mehrere Wähler, die die amtliche Information im Vorfeld nicht genau gelesen hatten, standen dadurch nach 15 Uhr vor verschlossenen Türen. Im Magistrat versteht man die Aufregung hingegen nicht, denn einerseits sei das kundgemacht worden, andererseits sei das bereits bei der EU-Wahl der Fall gewesen. Die Schließzeiten wurden zum Teil auf 15 Uhr vorverlegt, um die abgegebenen Stimmen besser auszählen zu können.

Ganz anders in Matrei in Osttirol: Dort kennt sich die Bevölkerung laut Bürgermeister Raimund Steiner so gut beim Wählen aus, dass man sogar auf die Kennzeichnung der Wahllokale verzichtete. Bei einem Plausch mit Wählern vor dem Wahllokal in der Tauerngemeinde meinte er: „Jeder Wähler weiß, wo er hin muss.“ Er geht davon aus, dass es eine hohe Wahlbeteiligung gibt. „Bei uns ist in den Wahllokalen immer was los“, stellte er fest.

16 Uhr: So wählten Kärntner und Osttiroler 2019

Bei der Nationalratswahl 2019 war in Kärnten die ÖVP mit 34,9 Prozent die stimmenstärkste Partei, die damals ein Plus von 8,1 Prozent einfuhr, gefolgt von der SPÖ (26,2%, minus 3,2%) und der FPÖ (19,8%, minus 12%). Ebenfalls ein kräftiges Plus gab es damals für die Grünen (9,5%, plus 7,1%) und die Neos (6,8%, plus 7,1%). In Osttirol kam die ÖVP auf 55,1 Prozent der Stimmen (plus 9%). Zweitstärkste Partei war dort die FPÖ mit 14,8 Prozent (minus 9,5%), gefolgt von den Grünen (11,1%, plus 7,9%), der SPÖ (9%, minus 7,6%) und den Neos (7,7%, plus 2,7%).

15.30 Uhr: So wählten die Kärntner Politiker

Während sich die Politiker am Samstag beim Eröffnungsumzug am St. Veiter Wiesenmarkt zurückhielten - in der Vergangenheit gab es seitens der Bevölkerung heftige Kritik an Wahlkampf-Reden, die beim Kärntner Volksfest nichts zu suchen hätten - riefen die Kärntner Politiker und Parteien am Sonntag vor allem in den Sozialen Netzwerken dazu auf, wählen zu gehen. „Nutzt die Möglichkeit, eure Stimme abzugeben und über die Zukunft unseres Landes mitzubestimmen!“, sagte etwa ÖVP-Spitzenlkandidat Gabriel Obernosterer. SPÖ-Spitzenkandidat Philip Kucher bedankte sich bei allen, die ihn in den vergangenen Wochen unterstützt haben: „danke für die geniale Zeit…“

15 Uhr: Ein Teil der Wahllokale schließt

Bei strahlendem Sonnenschein ließ die Bevölkerung in Lienz trotz spannendem Wahltag keine Hektik aufkommen. In der Innenstadt war es ruhig, so einige Besucher unterhielten oder sonnten sich in den Gastgärten am Hauptplatz. Der Wahlsprengel 1 in Lienz, nämlich das Rathaus Liebburg, war von 8 Uhr bis 15 Uhr, für die Stimmabgabe geöffnet. Ebenso wie dort hat um 15 Uhr ein Teil der Wahllokale in Kärnten und Osttirol seine Pforten wieder geschlossen. Jetzt wird es spannend, denn die Auszählung der Stimmen beginnt.

Wahllokal in Lienz in Osttirol
Wahllokal in Lienz in Osttirol © Christoph Blassnig

14.30 Uhr: Wahl mit Blick auf den Wiesenmarkt

Sonnenschein, enormer Trubel, der Duft von kulinarischen Köstlichkeiten – und doch haben Wahlleiter Ernst Wölkart und Wahlschreiber Fritz Orasch kein Auge und Ohr für den St. Veiter Wiesenmarkt. Das Wahllokal im Sprengel neun der Herzogstadt liegt direkt neben dem Marktgelände. Bis 16 Uhr kann hier gewählt werden. „Immer, wenn die Tür aufgeht, kommt die Geräuschkulisse vom Markt und der Geruch von Bratwürsten ins Wahllokal“, schmunzeln die beiden. Der Wiesn-Besuch geht sich frühestens um 18 Uhr aus, wenn die Wahl-Arbeit komplett erledigt ist.

11 Uhr: Hohe Wahlbeteiligung

In Kärnten zeichnet sich eine hohe Wahlbeteiligung ab. In zahlreichen Wahllokalen war der Andrang bereits am Vormittag groß, wie zwischen 11 und 12 Uhr in der Lodronschen Reitschule, dem Wahllokal in Gmünd. Die Menschen standen vor dem Eingang und im Foyer Schlange.

Großer Andrang bei der Wahl in Gmünd
Großer Andrang bei der Wahl in Gmünd © Martina Pirker

10 Uhr: Nachbarschaftshilfe nach Brand

Ganz reibungslos läuft die Nationalratswahl nicht überall ab. In Wolfsberg brannte in der Nacht auf Freitag eine Lagerhalle komplett nieder. Dort waren aber unter anderem die Wahlkabinen gelagert, diese sind nahezu vollständig verbrannt.„Da uns die anderen Gemeinden genügend Wahlkabinen geliehen haben, mussten wir auf keine Notlösung zurückgreifen“, sagt der Wolfsberger Gemeindewahlleiter Thomas Schmid, der auch Büroleiter von Bürgermeister Hannes Primus (SPÖ) ist. Allerdings wurde die Anzahl der Wahlkabinen in den 40 Wahlsprengeln im Vergleich zu anderen Wahlen reduziert. „Wir haben in jedem der 40 Wahllokale nur eine Kabine aufgestellt. Normal stehen in einigen Wahllokalen zwei Wahlkabinen zur Verfügung“, so Schmid.

Wahllokal in Wolfsberg
Wahllokal in Wolfsberg © Petra Mörth