In Klagenfurt ist das Trinkwasser verunreinigt. Bei Kontrollen wurden Grenzwerte an Enterokokken überschritten. Ein bis elf Milliliter pro Liter der Fäkalbakterien wurden festgestellt. Die Gesundheitsbehörde rät nach wie vor davon ab, das Trinkwasser zu trinken, und rät dazu, es für drei Minuten abzukochen bevor man es zu sich nimmt. Alternativ solle man Trinkwasser in Flaschen kaufen.
Das führte zu großem Andrang auf Mineralwasserflaschen in den Supermärkten der Landeshauptstadt. Die Getränkeabteilungen mussten laufend Mineral nachbestellen und sich der aktuellen Nachfrage anpassen. Teilweise gab es nur noch prickelndes Wasser zu kaufen.
Einige wiederum scheinen das große Geschäft zu wittern. Auf Verkaufsplattformen wird Trinkwasser nun zu äußerst frechen Preisen angeboten.
Verhandlungsbasis?
Ob es sich bei den Anzeigen um ernste Versuche handelt, Gewinn aus der misslichen Lage der Klagenfurter zu schlagen, oder ob es Galgenhumor einiger Landeshauptstädter ist, bleibt offen. Ein Verkäufer etwa zeigt auf einem Foto einen vollbeladenen Kofferraum eines Pkw. Angeboten wird Mineralwasser - still oder mild: „Verkaufe Enterokokkenfreies Wasser weil‘s überall ausverkauft ist“.
Das entspricht zwar nicht der Wahrheit, soll aber wohl das Geschäft ankurbeln: Beim Verkaufspreis stehen 15 Euro. Unklar ist, ob es sich um die Verhandlungsbasis handelt oder ob es ein Fixpreis ist. Auch eine Mengenangabe fehlt, man müsste also anfragen, ob ein Gebinde mit sechs Flaschen oder lediglich eine Flasche zu diesem Preis erhältlich ist.
Noch tiefer muss man in die Tasche greifen will man beim nächsten Angebot zuschlagen: „2l Grundwasser vor Enterokokken verseuchung“, lautet die Überschrift, der mit Rechtschreibfehlern gespickten Anzeige. Der Preis: 745 Euro. Bei den Detailinformationen ist auch noch zu lesen: „Selbstabholung. Keine „letze Preis“ anfragen, ich weiß was ich hab!“. Verhandeln scheint hier aussichtslos.
Wasserausgabe
Verhandeln muss man definitiv nicht bei den Stadtwerken. Hier wird seit Samstag gratis Trinkwasser verteilt. Bis Sonntag gegen 13 Uhr wurden in Kooperation mit der Stadt Klagenfurt bereits 2500 Liter ausgegeben. Viele Menschen kamen vorbei und holten eine Palette stilles Wasser ab. Bei der Ausgabestelle bildeten sich zwischenzeitig sogar Autokolonnen. Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr Klagenfurt, des Ordnungsamtes und der Stadtwerke verteilten die Mineralwasserflaschen. „Pro Haushalt gibt es eine Palette, das sind zwölf Halb-Liter-Flaschen“, sagt ein Mitarbeiter.
Mit Motorrädern, Fahrrädern, Autos und zu Fuß kamen die Klagenfurter zu den Stadtwerken, um Wasserflaschen zu holen. Die häufigsten Fragen waren: „Wo kommen bloß diese Bakterien her?“ Und: „Wann können wir wieder Wasser normal aus der Leitung trinken?“
Auch Melanie Korsk holte Wasserflaschen bei der Ausgabestelle ab. Sie sagte: „So was haben wir in Klagenfurt noch nie erlebt, seit ich hier lebe. Wir waren schockiert als wir erfahren haben, dass unser Wasser plötzlich kein Trinkwasser mehr ist.“