Kärnten hilft im von Überflutungen schwer getroffenen Katastrophengebiet in Niederösterreich. Bereits um 3.30 Uhr machten sich zwei KAT-Züge aus Kärnten - der Katastrophenhilfs-Zug 2 (KAT-Zug 2) aus dem Bezirk Spittal/Drau und der KAT-Zug 5 aus den Bezirken Wolfsberg und Völkermarkt - auf den Weg in Richtung Norden.

„Szenerie immer dramatischer“

„Je näher wir in Richtung des Katastrophengebiets gekommen sind, desto dramatischer waren die Bilder, die sich unseren Einsatzkräften geboten haben“, beschreibt Walter Egger vom Landesfeuerwehrverband Kärnten. „Es sind schreckliche Bilder. Die Szenerie ist geprägt von übervollen Bächen und Flüssen, aus Feldern wurden riesige Seen.“ Die Fahrt war lange, mit höchstens 85 km/h ging es für den Konvoi, dem auch schwere LKW mit Anhängern angehörten, von Kärnten Richtung Norden. Immerhin hatte man freie Fahrt, wie hervorgehoben wird.

„Auf unserer Strecke war das Ausmaß der Zerstörung aber offenkundig weniger schlimm als von Norden kommend. Da wurde es von den Feuerwehrleuten vor Ort noch Dramatischeres geschildert“, erklärt Walter Egger.

Wetter spielt weiter nicht mit

Um etwa 11 Uhr ist der KAT-Zug 2 aus dem Bezirk Spittal/Drau mit Walter Egger am ehemaligen Kika-Gelände in Stockerau angekommen. „Wir sind hier mit 130 Einsatzkräften vor Ort, sie wurden nun in fünf Züge aufgeteilt. Drei davon sind bereits abgefahren und im Einsatz“, erklärt Egger kurz nach 11.30 Uhr gegenüber der Kleinen Zeitung. Die Hauptaufgabe der Kärntner bestehe am Montag darin, Privathäuser in besonders überfluteten Straßen vor weiterem Wassereintritt zu sichern und – wo möglich – eingetretenes Wasser abzupumpen.

Am Nachmittag schildert Walter Egger gegenüber der Kleinen Zeitung in einem Update den Kontakt mit der ansässigen und schwer getroffenen Bevölkerung: „Die Menschen sind einerseits enorm froh, dass wir vor Ort sind und helfen. Andererseits kommt aber oft auch Verzweiflung durch.“

Letzteres treffe besonders auf eine Siedlung zu, wo aktuell durch die Kärntner Kameraden Erkundungen durchgeführt werden. Egger: „Der Bach ist hier so stark über die Ufer getreten, dass wir das Bachbett noch nicht einmal ausmachen konnten. Hier kommt so viel Wasser nach, dass die Hausbewohner nur zusehen können, wie ihre Wohneinheiten immer stärker überschwemmt werden.“ Hier sei an ein Abpumpen noch gar nicht zu denken, zumal es auch noch unentwegt weiter schüttet. In diesem Fall sei das Sprechen und Beruhigen der Bevölkerung ebenfalls eine Aufgabe der Kärntner Feuerwehrleute.

Das Wetter spielt den Kameraden und der Bevölkerung vor Ort aber wenig in die Hände. Egger: „Es schüttet aktuell weiter, darüber hinaus weht starker Wind. Nichtsdestotrotz sind unsere Leute motiviert, die Menschen hier brauchen unsere Hilfe.“ Das Wasser fließe einfach nicht ab, da müsse nun gehandelt werden.

Zweiter KAT-Zug im Einsatz

Neben jenem aus Spittal ist aus Kärnten aktuell auch der KAT-Zug 5 aus Wolfsberg/Völkermarkt zur Unterstützung der Einsatzkräfte in Niederösterreich am Werk. 120 Kameraden sind mit KAT-Zug 5 aktiv, unter ihnen auch Sandro Turk von der FF Globasnitz. Gegenüber der Kleinen Zeitung erklärt er: „Wir haben unseren Zug dreigeteilt. Der eine ist im Ort Göllersdorf dabei, die Wohnhäuser zu sichern. Der zweite kümmert sich dort um die bis zur Kellerdecke unter Wasser stehende Justizanstalt und der dritte hilft bei der Sicherung und Befreiung des Feuerwehr-Rüsthauses und der betroffenen Wohnhäuser in Pottenbrunn bei St. Pölten.“ Generell sei das Schadensausmaß in ihrem Bereich enorm, man könne es gar nicht abschätzen.

Aufbauend sind auch für die Kameraden des KAT-Zug 5 die Reaktionen der Bevölkerung. „Wohin wir auch kommen, die Leute sind extrem dankbar. Mitunter bringen sie Kuchen und Eintöpfe, um die Einsatzkräfte zu unterstützen. Nachbarn helfen sich gegenseitig.“ Dementsprechend seien die Kameraden aus Kärnten auch weiterhin motiviert und voller Tatendrang. „Trotzdem belasten die Regenmassen, die noch immer vom Himmel kommen“, erklärt Turk mit bangem Blick Richtung Nacht am Nachmittag gegenüber der Kleinen Zeitung.

Weitere Hilfe aus Kärnten kommt

Wie es für die Kameraden – auch für die aktuell (noch) in Kärnten befindlichen – weitergeht, ist mittlerweile bekannt. „Zwischen 4 und 5 Uhr in der Früh rechnen wir damit, dass die KAT-Züge 3 und 4 in Kärnten aufbrechen. Gegen 9 Uhr sollten sie dann hier in Niederösterreich ankommen und uns ablösen“, so Egger.

Am KAT-Zug 3 beteiligen sich auch 35 Kräfte aus der Landeshauptstadt Klagenfurt, für Bürgermeister Scheider ein besonderes Zeichen: „Feuerwehren aus Niederösterreich haben uns im Vorjahr geholfen. Daher nutzen wir jetzt die Gelegenheit, um uns bei unseren niederösterreichischen Freunden zu revanchieren.“