Nächtlicher Einsatz für die Bergrettung Villach: Zwei italienische Staatsbürger im Alter von 22 und 28 Jahren stiegen am Samstag zum Gipfel des Mittagskogels über die winterliche Westflanke auf. Sie starteten um 9 Uhr bei der Baumgartner Höhe und kamen um ca. 14 Uhr am Gipfel des Mittagskogels an. Aufgrund der schlechten Verhältnisse wollten sie nicht mehr im Westen, sondern über den Normalweg im Osten absteigen.
Tiefer und eisiger Schnee
Bereits im Gipfelbereich kamen sie jedoch nicht mehr weiter, durch den vorherrschenden Sturm und die Schneeverwehungen konnten sie den Weg nicht mehr finden. Der Schnee im Gipfelbereich des Mittagskogels war tief und teilweise auch eisig. Somit setzten die beiden Wanderer kurz vor 18 Uhr einen Notruf ab.
Die Bergrettung und der Polizeihubschrauber „Libelle Kärnten“ rückten gleichzeitig zum Einsatz aus. Eine versuchte Bergung der Wanderer mit dem Hubschrauber wurde aufgrund des zu starken Sturms und des somit zu hohen Risikos abgebrochen. Die Bergrettung Villach rückte bodengebunden über den Ferlacher Sattel nahe der Bertahütte mit Fahrzeugen vor und setzte den Zustieg über die Ostflanke zum Mittagskogel fort. Sie erreichten den Gipfel um ca. 20.30 Uhr. Die beiden Wanderer standen in ständigem telefonischen Kontakt mit dem Team der Bergrettung, sie konnten die Wartezeit durch ihre warme Kleidung und gute Ausrüstung gut überstehen.
Einsatzleiter: „Mehr als bedenklich“
Die beiden Männer wurden infolge vom Team der Bergrettung zu Fuß zum Bereich der Bertahütte gebracht. Um die steilen Bereiche des Abstiegs zu sichern, wurden insgesamt sechs Seilgeländer errichtet. Um Mitternacht wurden die beiden Wanderer der Polizeistreife im Tal zur Erhebung übergeben, beide Männer waren unverletzt. „Wir sind froh, dass das Team der Bergrettung so rasch helfen konnte. Aber die mangelhafte bzw. fehlende Tourenplanung bei dieser vorhersehbaren Wettersituation ist mehr als bedenklich“, erklärt Einsatzleiter Gerhard Gfreiner.
Zu hart will er mit ihnen jedoch nicht ins Gericht gehen: „Sie waren bekleidungstechnisch wirklich gut ausgerüstet, das kann man ihnen nicht vorwerfen. Beide waren äußerst dankbar für die Rettung, einer von ihnen hat mich unten angekommen dann sogar umarmt.“ Es sei nicht die direkte Aufgabe der Bergrettung, in diesen Situationen Belehrungen durchzuführen.
„Für mich unvorstellbar“
Die Männer stammten aus der Emilia Romagna in Zentralitalien. „Warum sie diese Tour auf den schönen und prominenten Mittagskogel unternommen haben, erklärt sich da vielleicht schon von selbst“, so Gfreiner. So seien die Verhältnisse für ihn und sein Team durchaus so gewesen, dass man den Einsatz gut durchführen konnte – anderenfalls wäre ein derartiges Ausrücken auch gar nicht möglich gewesen: „Wenn es für unsere Retter lebensgefährlich wäre, müssen auch wir anders reagieren.“
Was für den Einsatzleiter der Bergrettung aber beim nächtlichen Einsatz sehr überraschend war: „Dass der Hubschrauber nicht bergen konnte, war für mich unvorstellbar. Im Tal herrschte kaum Wind, in der Höhe gab es enorme Böen. Auch das sollte man immer mitbedenken“, erklärt Gfreiner.