Am Abend des 19. Juli ging Harald Mrak zu Bett. Vom Morgen danach weiß der 51-Jährige nichts mehr. „Da ist alles schwarz, ich habe keine Erinnerung.“ Seine Frau Daniela hingegen wird nie mehr vergessen, was am Samstag, den 20. Juli 2024, in ihrem Haus in Fürnitz passiert ist.

Die Lebensretter im Video:

Um 6.15 Uhr wurde die 40-Jährige munter und dachte: „Warum schnarcht mein Mann so komisch?“ Sie beugte sich zu ihm: „Da sah ich, dass er die Augen weit aufgerissen hat und nicht ansprechbar ist.“ Das „komische Geräusch“ war kein Schnarchen, sondern eine Schnappatmung. Der 51-jährige Harald Mrak war nicht mehr bei Bewusstsein.

Sofort setzte seine Ehefrau den Notruf ab. Im nächsten Moment „merkte ich, dass seine Atmung aufgehört hat“.  Ihr Mann hatte eine Herzstillstand. Da habe sie gewusst: „Entweder machst du jetzt was, oder du wirst Witwe.“ Vorsichtig zog sie ihren Mann vom Bett, legte ihn auf den Boden und fing an, ihn zu reanimieren. Plötzlich wurden ihre siebenjährigen Zwillinge Jamie und Jeremy munter. „Ich rief ihnen zu, sie sollen Oma, Opa und unseren Nachbarn Kurti holen.“ Er war bis vor Kurzem Sanitäter beim Roten Kreuz. „Die Kinder haben alles in Bewegung gesetzt und den Nachbarn vor seinem Haus aus dem Bett rausgebrüllt“, schildert die gebürtige Steirerin, die aus Frohnleiten stammt.

„Wollte ihn nicht gehen lassen“

Die Buben holten Verstärkung und Daniela Mrak kämpfte wie eine Löwin um das Leben ihres Mannes. „Ich war nicht bereit, ihn gehen zu lassen“, sagt sie mit fast trotzigem Unterton. „Mir war klar, ich muss jetzt etwas machen, sonst stirbt er vor meinen Augen in meinen Armen.“ Bei einem Herzstillstand zählt jede Sekunde. Das wusste Mrak, deshalb begann sie sofort mit der Herzdruckmassage.

Johannes Pfeifenberger, Erste-Hilfe-Experte des Roten Kreuzes, sagt: „Die Herzdruckmassage stellt die wichtigste Maßnahme bei einem plötzlichen Herzstillstand dar.“ Sie habe ihre beiden Hände übereinandergelegt und in die Mitte des Brustkorbes gedrückt, schildert Mrak. Immer wieder. „Dabei hatte ich das Lied „Stayin‘ Alive“ im Kopf. Nach diesem Rhythmus habe ich die Herzdruckmassage gemacht. Zuerst habe ich nur gepumpt und dann habe ich ihn auch angefangen zu beatmen.“

Daniela Mrak wusste genau, was sie zu tun hat. Denn vor einigen Jahren hatte sie beim Roten Kreuz einen 16-stündigen Erste-Hilfe-Kurs absolviert. Im Vorjahr machte sie zusätzlich einen Auffrischungskurs von ihrem Arbeitgeber aus. „Das war mein Glück“, sagt die zweifache Mutter, die in einem Servicecenter arbeitet. „Weil ich so schnell gehandelt habe, hatte mein Mann nie Sauerstoffmangel im Gehirn.“

45 Minuten reanimiert

Nach zehn Minuten kam der Nachbar und half ihr, dann waren auch schon die Einsatzkräfte da. „Ich bin allen unglaublich dankbar.“ Harald Mrak „musste laut Arztbericht 45 Minuten reanimiert werden“. Und jetzt? Sitzt er am Küchentisch, lächelt seine Frau an und spielt zwischendurch mit den Kindern. Harald Mrak hat überlebt.

„Nach dem Herzstillstand war ich noch mehrere Tage im künstlichen Tiefschlaf. Aber mittlerweile bin ich wieder recht fit.“ Einige Monate vor dem Vorfall habe er eine Herzklappenoperation gehabt und im Sommer hatte er den Norovirus. „Trotzdem habe ich mich gut gefühlt. Aus meiner Sicht gab es keine Hinweise, dass was nicht passt und schon gar nicht, dass ich einen Herzstillstand bekommen könnte“, sagt Harald Mrak.

Im Dezember muss er nun drei Wochen auf Reha, aktuell spricht er mit seiner Familie viel über die Lebensrettung. Stolz ist er nicht nur auf seine Frau, sondern auch auf seine siebenjährigen Söhne, die so stark mitgeholfen haben. Die Kinder hatten erst im Vorjahr in der Schule einen Erste-Hilfe-Kurs namens „Herzenssache“. Deshalb wussten sie, wie sie im Notfall reagieren müssen: „Ich habe die Mama schreien gehört, dann sind wir schnell zum Nachbarn gerannt und haben ganz laut ,Kurti‘ gerufen, bis er vom Fenster herausgeschaut hat“, sagt Jamie. Sein Vater Harald meint: „Dank meiner tollen Frau, meiner Kinder und meines Nachbarn habe ich überleben dürfen. Ohne sie würde ich heute nicht mehr hier sitzen und ohne ihre Erste-Hilfe-Maßnahmen wäre das alles nicht so ausgegangen.“