Ungewöhnlicher Vorfall in Kärnten: Seit der Vorwoche üben Soldaten des Jagdkommandos des Bundesheeres im Bezirk St. Veit, gemeinsam mit dabei sind Soldaten des Jagdkommandos der deutschen Bundeswehr. Insgesamt 130 Soldaten und 25 Fahrzeuge.

Geübt wurde auch in der Nacht von Freitag auf Samstag in einem Wald bei Friesach. Und da hatten deutsche Soldaten eine überraschende Begegnung mit einer Kärntner Jägerin (68), wie Waltraud Dullnigg, Sprecherin der Landespolizeidirektion Kärnten, bestätigt.

Soldaten zu Fuß unterwegs

Nach bisherigen Ermittlungen ist Folgendes passiert: Die 68-Jährige war auf der Jagd und auf einem Hochstand, als sie gegen 21.30 Uhr mehrere getarnte Soldaten entdeckte, die zu Fuß unterwegs waren. In ihrer ersten Befragung gab die Frau an, dass sie sich bedroht gefühlt habe. Sie griff zu ihrem Gewehr und gab „zumindest einen Schuss“ mit scharfer Munition ab, so Dullnigg. Ob es ein Warnschuss in die Luft war oder über die Köpfe der Soldaten hinweg, wird noch ermittelt. Danach wählte die Jägerin den Polizeinotruf.

Als Beamte der Polizeiinspektion Friesach Minuten später vor Ort eintrafen, staunten sie nicht schlecht. Ihnen standen die Jägerin und mehrere Männer gegenüber, die sich als Mitglieder des Jagdkommandos der Bundeswehr auswiesen. Die Polizei begann mit ihren Ermittlungen.

Für die Jägerin hat der Vorfall bereits erste Konsequenzen: Sie musste ihre Waffe an Ort und Stelle abgeben, gegen sie wurde ein vorläufiges Waffenverbot ausgesprochen. Die Polizei ermittelt gegen die Frau aus dem Bezirk St. Veit wegen des Verdachts der gefährlichen Drohung.

Übung ordnungsgemäß gemeldet

Beim Bundesheer ist man erleichtert, dass der Vorfall glimpflich ausgegangen ist. Die Übung, die bereits mehrmals in Kärnten stattgefunden hat und bei der es bisher nie Vorkommnisse gegeben hat, wurde vom Heer ordnungsgemäß bei der Bezirkshauptmannschaft (BH) St. Veit gemeldet, so Christoph Hofmeister, Sprecher des Militärkommandos Kärnten. Und das bereits im Juli. Die BH veröffentlichte die Informationen für die betroffenen Gemeinden auf einer digitalen Amtstafel, was in diesem Fall geschehen ist.

Dass das Heer die Übung vorab nicht öffentlich – etwa mit einer Aussendung – angekündigt hat, hat mehrere Gründe: „Es handelt sich hierbei um eine Übung und keine Vorführung“, sagt Hofmeister. Zudem seien Spezialkräfte im Einsatz, auch ausländische, die ohne Aufsehen üben müssen und wollen, ohne dass Details öffentlich bekannt gegeben werden. Man wolle nicht die gute Zusammenarbeit mit ausländischen Kollegen gefährden, so Hofmeister: „Bei jeder Übung, auch bei dieser, steht im Vordergrund, das öffentliche Leben nicht zu beeinträchtigen und natürlich niemanden zu gefährden.“

Die Übung, bei der natürlich keine scharfe Munition eingesetzt wird, dauert noch bis Ende dieser Woche.

Warnschuss nicht für Menschen

Er habe von dem Vorfall gehört, wisse aber noch nichts Konkretes, so Mario Deutschmann, Verwaltungsdirektor der Kärntner Jägerschaft. „Daher kann ich dazu nichts sagen.“ Auch nicht, ob überhaupt und wenn ja, welche Konsequenzen es für die Jägerin durch die Jägerschaft geben wird.

Grundsätzlich gilt auch für Jäger, dass, wenn man sich bedroht fühlt, man am besten einen Notruf wählt, so Deutschmann. Einen Warnschuss, wenn man sich bei der Jagdausübung von Menschen bedroht fühlt, gibt es im Kärntner Jagdgesetz nicht, erklärt Deutschmann. „Das Jagdgesetz regelt die Jagd auf Wild. Da sind Warnschüsse erlaubt, um einen Wolf zu vergrämen.“

Information vor Ort verbessern

Dass jeder Jäger jederzeit die aktuellen Ankündigungen auf der digitalen Amtstafel kennt, auf der die Militärübung bekanntgegeben worden ist, bezweifelt Deutschmann. „Der durchschnittliche Bürger schaut da wohl eher selten drauf.“ Eine Information vor Ort wäre sicher kein Fehler. „Aber wir können auch aus diesem Fall lernen und die Kommunikation zwischen dem Bundesheer und uns weiter verbessern“, sagt Deutschmann. „Das Wichtigste ist aber, dass keinem etwas passiert ist.“