„Im Abstand von zehn Sekunden fliegen die beiden Flugzeuge zum See, tauchen wiederholt ein und nehmen Wasser auf. Der vordere Pilot darf da keinen einzigen Fehler machen“, erzählt Philip Karlbauer, Wasserretter aus Faak am See, von den spektakulären Szenen, die sich die letzten Tage am Weißensee in Kärnten abspielten. Der Kleine Zeitung-Redakteur war gemeinsam mit weiteren Helfern von Wasserrettung, Feuerwehren und Polizei am See, um für die italienischen Löschflugzeuge der Canadair einen Korridor zu errichten, in dem sich zwischen Nord- und Südufer keine Schwimmer oder Wasserfahrzeuge befinden.

„Gerade wartet die Alpenperle am See darauf, weiterfahren zu können“, erzählte Karlbauer, der ebenso wie die Fahrgäste des Linienschiffes mit Spannung mitverfolgen und abwarten, bis die beiden Flugzeuge in Richtung Moggio Udinese abheben, wo bereits seit Mitte August ein Waldbrand wütet.

Sechs Einsatzboote

Dass man den italienischen Nachbarn hilft, ist für die Kärntner selbstverständlich. Dennoch hat der Einsatz am Dienstag beinahe zu einer diplomatischen Verwicklung - und auf jeden Fall zu einer extrem gefährlichen Situation geführt. Die beiden Piloten hatten da nämlich die Staatsgrenze überflogen und Wasser aus dem Weißensee entnommen, obwohl das Hilfsansuchen noch nicht genehmigt und der nötige Sicherheitskorridor am See noch nicht eingerichtet war. Mittlerweile läuft der Einsatz aber in geregelten Bahnen ab. Seit Dienstagnachmittag fliegen die Flieger den See an, vor Ort sichern insgesamt sechs Einsatzboote, je eines der Wasserrettungen Stockenboi, Faak am See und Wernberg, zwei Feuerwehrboote und ein Polizeiboot den Korridor am See.

Nach einer Einsatzbesprechung um 8 Uhr ging es hinaus auf den See. Um 9 Uhr kamen die ersten Flugzeuge an, um Wasser zu holen. Ab da hieß es schnell sein: Sämtliche Menschen, die sich schwimmend oder fahrend im See befanden, mussten aus dem Gefahrenbereich gelotst oder angehalten werden.

Kajaks und SUPs unterwegs

Schwimmer waren am Donnerstag keine unterwegs, aber genug andere Wassersportler, die es binnen zwölf Minuten wohl schwer geschafft hätten, den Korridor sicher zu durchqueren. „Kajaks, Stand-Up-Paddles, Ruderboote und Fischerboote sind unterwegs. Diese lotsen wir in Ufernähe hinter unseren Booten vorbei“, erklärt Karlbauer, während ein Funkspruch eingeht. Der genaue Zeitpunkt der nächsten Wasserung der Flugzeuge wird durchgegeben. Alle Einsatzkräfte und die Einsatzleitung der Freiwilligen Feuerwehr Weißensee sind via Funk verbunden, jeder Schritt wird genauestens abgesprochen, damit keine Fehler passieren.

Nach zwei Stunden gibt es eine erste Pause. Auch die Piloten müssen sich ausruhen und ihre Flugzeuge betanken. Die Einsatzboote kehren währenddessen zurück zum Ufer. Weiter geht es am Nachmittag. Geflogen wird jeden Tag längstens bis 17 Uhr. „Wir hoffen, dass sich das ausgeht, weil es zieht zu“, sagt Karlbauer mit Blick in Richtung Himmel.

Wenn es regnet, ist das für die Kollegen auf italienischer Seite der Grenze ein Segen, denn dadurch kommt natürliche „Löschhilfe“ von oben, weiß der Wasserretter. Erst war es nicht sicher, ob der Einsatz am Freitag fortgeführt werden müsse, inzwischen konnte er aber beendet werden.