Dass es sich dabei um eine rein formelle Frage handelt, verneint der Experte entschieden: „Ich habe beim Innenministerium nachgefragt. Die Italiener haben nicht einmal der Austro Control Bescheid gegeben.“ Christian Gamsler, stellvertretender Katastrophenschutzbeauftragter des Landes Kärnten, erklärte am Dienstagvormittag gegenüber der Kleinen Zeitung, er habe beim Innenministerium nachgefragt und die Information bekommen, dass die Austro Control von den Italienern ebenso nicht informiert wurde.
Austro Control musste nicht informiert werden
Das sei jedoch gar nicht notwendig gewesen, erklärt Markus Pohanka, Pressesprecher der Austro Control, gegenüber der Kleinen Zeitung: „Die beiden Flugzeuge waren im Sichtflug unterwegs gewesen, diese müssen nicht extra gemeldet werden, es braucht auch nicht unser okay und auch ein Funkkontakt zwischen den Piloten und uns ist nicht in diesem Fall nicht notwendig.“ Hier gelte für die jeweiligen Piloten die Eigenverantwortung – etwa, dass sie nicht in Flugräume eindringen, die nicht frei beflogen werden dürfen.
Aus luftfahrttechnischer Sicht gab es also keine Verfehlung. „Es handelt sich beim vorliegenden Fall also schlichtweg um ein Problem zwischen den Behörden in Kärnten und jenen in Italien, in unserem Bereich gab es hier keinen Fehltritt“, erklärt Pohanka.
Ob es nicht ungewöhnlich – und gefährlich – ist, dass unbekannte Flugzeuge ohne Genehmigung einfach über die Staatsgrenze fliegen? Der Pressesprecher der Austro Control stellt klar: „Für etwaige Gefahren dieser Art im Luftraum und die dahingehende Überwachung ist das Bundesheer zuständig.“
Bundesheer sieht keinen Fehler
Michael Bauer, Pressesprecher im Verteidigungsministerium, erklärt im Gespräch mit der Kleinen Zeitung: „Das Bundesheer ist für alle militärischen Luftfahrtzeuge zuständig und für diejenigen zivilen, die gegen Flugbestimmungen verstoßen.“ Ein solcher Verstoß könne etwa fehlender Funkkontakt mit der Austro Control sein. „Die gibt uns dann Bescheid, dass jemand etwas falsch gemacht hat, und wir kümmern uns darum“, so Bauer.
Im Fall der beiden ohne Genehmigung und Verständigung am Dienstagvormittag in österreichischen Luftraum eingedrungenen Canadair-Löschflugzeuge gab es jedoch - wie auch schon die Austro Control bestätigte - zumindest im Bereich der Luftfahrtvorschriften keinen Verstoß. „Sie waren im Sichtflug unterwegs, daher war das aus der luftfahrtrechtlichen Sicht auch korrekt“, führt Bauer aus.
„Haben Flugzeuge wahrscheinlich gesehen“
Zwar könne er es persönlich nicht zu 100 Prozent bestätigen, aber: „Ich nehme stark an, dass wir die beiden Flugzeuge gesehen und registriert haben.“ Die Löschflugzeuge dürften in einer Einschätzung der Lage mit den Waldbränden in Verbindung gebracht worden sein, deshalb sei vonseiten des Bundesheers auch nicht reagiert worden. Bauer: „Wir konnten ja nicht wissen, dass sie keine Genehmigung hatten.“
Während die Austro Control aber nur Flugzeuge wahrnehmen kann, die von sich aus ein aktives Radarsignal senden, verfügt das Bundesheer über ein Aktiv- und ein Passivradar. „Das ist zwar eine zufriedenstellende Situation, aber keine gänzliche Abdeckung, denn es gibt immer wieder auch Beschränkungen durch Radarschatten. Dies tritt etwa ein, wenn ein Flugzeug besonders tief fliegt.“
Hätten Piloten auch Anschlag verüben können?
Doch was wäre, wenn die beiden Löschflugzeuge nicht Wasser am Weißensee aufnehmen hätten wollen, sondern gekapert geworden wären, um damit einen Anschlag verüben zu wollen? „Stellen Sie sich vor, jemand packt 100 Kilogramm Sprengstoff in sein Auto und fährt damit als Geisterfahrer auf der Südautobahn oder in eine Menschenmenge. Auch das werden wir in der Situation an sich nicht verhindern können“, so Bauer. Aber würde sich ein erhöhtes Sicherheitsrisiko abzeichnen, würde man natürlich reagieren. Bezogen auf Flugzeuge bedeutet das: „Bei höherer Wahrscheinlichkeit würde man mit Sicherheit vermehrt Tieffliegerradare aufstellen.“ Dann müsse man reagieren, um die Gefahr weiter zu minimieren.