Eineinhalb Jahre nach dem Mord an einer 62-Jährigen in der Südkärntner Gemeinde Eberndorf gab es eine spektakuläre Verhaftung: Am Montag wurde der Sohn des Opfers (32) festgenommen – wegen Mordverdachts.

Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt wirft dem 32-Jährigen vor, in der Nacht auf 8. Februar 2023 seine Mutter bei der Aufbahrungshalle in der Ortschaft Edling mit stumpfen Gegenständen (vermutlich Holzstielen) niedergeschlagen und schwer verletzt liegen gelassen zu haben. Das bestätigt Behördensprecher Markus Kitz gegenüber der Kleinen Zeitung. In einer ersten Einvernahme hat der Mann alle Vorwürfe zurückgewiesen und die ihm vorgeworfene Tat bestritten.

Die Frau und Mutter von drei erwachsenen Kindern ist in der eiskalten Nacht hilflos erfroren. Am Morgen des 8. Februar 2023 hat ein Mädchen auf dem Weg zur Schule die Leiche entdeckt und ihren Vater informiert.

Beschuldigter festgenommen

Lange Zeit sah es danach aus, als müsste das Ermittlungsverfahren abgebrochen werden, weil sich keine entscheidenden Beweise haben finden lassen. Doch jetzt kam es zu einer Überraschung: Laut Behördensprecher Kitz gelang den Ermittlern im vergangenen Monat der Durchbruch. Die zuständige Staatsanwältin, die Gerichtsmedizinerin und Beamte des Landeskriminalamtes haben eine umfangreiche Indizienkette vorgelegt, die nach Überzeugung der StA eine Mordanklage rechtfertigen und die, nach Zustimmung des Gerichts, zur Festnahme des Kärntners geführt hat.

Wieder enthaftet

Die Zuversicht der Ermittler war aber nur von kurzer Dauer. Denn genauso überraschend, wie der 32-Jährige festgenommen worden ist, wurde er am Donnerstag wieder enthaftet. „Zum derzeitigen Verfahrensstand besteht gegen den Mann kein dringender Tatverdacht, der Untersuchungshaft rechtfertigen würde“, sagt Christian Liebhauser-Karl, Sprecher des Landesgerichts Klagenfurt. Die Untersuchungshaft wurde daher nicht verhängt, der Kärntner durfte die Justizanstalt verlassen.

Holzstiele als Tatwaffe?

Der 32-Jährige war, gemeinsam mit zwei anderen Männern aus dem Umfeld der Toten, schon bald nach der Tat ins Visier der Ermittler geraten. Allerdings ließen sich bis vor Kurzem keine entscheidenden Indizien finden.

Spuren gibt es in dem spektakulären Mordfall viele: Auf die Frau wurde mehrfach mit einem harten Gegenstand eingeschlagen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich um zwei Tatwaffen handelt, zwei Holzstiele. Einen dürfte der Angreifer am Tatort gefunden haben. Bei dem zweiten handelt es sich um einen Holzstiel, wie er bei Besen oder Rechen verwendet wird. Und genau ein solcher, weiterer Stiel wurde im Haus des kurzfristig Festgenommenen sichergestellt.

Schwere Verletzungen

Das Opfer hatte schwere, aber nicht tödliche Verletzungen am Kopf, am Rücken und an beiden Unterarmen. Für die medizinische Sachverständige war bald klar, dass diese Verletzungen eindeutig auf Fremdeinwirkung zurückzuführen sind und nicht die Folgen eines Sturzes sein können. Zudem wurden nirgendwo am Fundort der Leiche, der laut Staatsanwaltschaft der Tatort ist, Spuren für einen Sturz gefunden. Auch dass ein Schuhabdruck auf dem Rücken der Kleidung der Frau sichergestellt werden konnte, passe nicht ins Bild eines Sturzes, so Kitz.

DNA-Spuren

Ebenso wenig brachten die etwa 20 sichergestellten DNA-Spuren – unter anderen auf einer Schneestange und der Kleidung der Toten – lange keinen Fortschritt. Es konnten weder die DNA der verdächtigen Männer noch Spuren von anderen Personen gefunden werden. Gleiches gilt für einen Blutfleck, der an der Kleidung eines der drei Männer sichergestellt worden ist. Das Blut stammte nicht vom Opfer, sondern von einem der damals Verdächtigen selbst.

Für den 32-Jährigen, der die Tat bestreitet, gilt natürlich weiterhin die Unschuldsvermutung. Für die Ermittler heißt es, weitermachen und weitere, stärkere Indizien oder sogar Beweise finden, oder das Ermittlungsverfahren abbrechen, bis neue Hinweise vorliegen.