„Das war nicht genehmigt, niemand wusste darüber Bescheid. Das war wirklich fahrlässig.“ So die Worte des stellvertretenden Katastrophenschutzbeauftragten des Landes Kärnten, Christian Gamsler. Bezug nimmt er damit auf Aufnahmeflüge italienischer Canadair-Löschflugzeuge, die ohne Genehmigung und Vorwarnung am Dienstagvormittag Wasser am Weißensee entnahmen.
Lebensgefährlicher Eklat
Am Dienstagmorgen hieß es, der Zivilschutz der Region Friaul-Julisch Venetien wolle Kärnten dahingehend um Hilfe bitten. Wenig später waren die Flugzeuge jedoch bereits - illegal - am See und entnahmen das Wasser. Wie es zu so einem – in erster Linie für Leib und Leben gefährlichen – Eklat kommen konnte? „Das weiß ich beim besten Willen nicht. Ich nehme an, dass die Piloten bei Gefahr in Verzug und ohne Kenntnis jeglicher Vorschriften eigenwillig gehandelt haben“, erklärt Gamsler.
Dass es sich dabei um eine rein formelle Frage handelt, verneint der Experte entschieden: „Ich habe beim Innenministerium nachgefragt. Die Italiener haben nicht einmal der Austro Control Bescheid gegeben.“ Also quasi unbekannte Flugobjekte im Kamikaze-Flug auf Kärntens Tourismusregion: „Wir sprechen hier von einem bei Einheimischen und Touristen beliebten Badesee. Menschen hätten sich genau bei der Wasserentnahmestelle befinden können.“
„...plötzlich waren die Flugzeuge da“
Verstört zeigte sich auch Bürgermeisterin Karoline Turnschek, die erst aus den Medien erfuhr, dass die Italiener Hilfe angefordert hatten: „Ich habe zuerst bei der Bezirkshauptmannschaft angerufen, dann beim Katastrophenschutz des Landes Kärnten. Plötzlich habe ich schon die ersten Flugzeuge bei uns am Wasser gesehen“, erklärt sie.
Ein weiteres Video von Waltraud Hohenberger:
Dabei gebe man ohnehin alles, um schnellstmöglich einsatzbereit zu sein: „Wir wissen, dass es hier um Zeit geht. Als die Anfrage vor zwei Jahren kam, waren wir innerhalb von vier Stunden einsatzbereit. Am Dienstag mussten wir improvisieren und schafften es sogar in zweieinhalb Stunden“, erklärt Turnschek. Die Zeit sei notwendig, weil Boote von anderen Seen angeschafft werden müssen, die gemeinsam mit den am Weißensee vorhandenen die Sicherung übernehmen.
Alarmplan bis Donnerstag aktiv
Noch am Vormittag habe er, so Christian Gamsler, die notwendige Anfrage von den Italienern erhalten: „Als zuständiger Katastrophenschutzbeauftragter habe ich daher sofort den Alarmplan in Gang gesetzt, mit den Arbeiten zur Freimachung des Weißensees wurde unverzüglich begonnen.“
Laut Bürgermeister wurde den Italienern dann ab 14 Uhr die Genehmigung erteilt, bis 15 Uhr wurden bereits jeweils zwei Wasserentnahmen von zwei Löschflugzeugen durchgeführt. Am Mittwoch und am Donnerstag ist jeweils ein Fenster von 9 bis 17 Uhr für die Entnahmen eingerichtet worden. Beantragt wurde die Wasserentnahme am Weißensee bis Donnerstag. Dann soll auch in Friaul Niederschlag fallen, sich die Lage beruhigen.
„Diplomatisches Nachspiel“?
Dass es anschließend ein „diplomatisches Nachspiel“ zwischen Österreich und Italien geben wird, wie das Christian Gamsler am Dienstagvormittag erklärte, ist aber eher unwahrscheinlich. Denn Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner erklärt: „Dass Italien seine Löschflugzeuge schon vor unserer Genehmigung losgeschickt hat, war nicht korrekt – wurde aber bereits freundschaftlich besprochen und für die Zukunft geklärt.“ Eine Erklärung sieht er in der besonders herausfordernden Situation für die Italiener: „Aufgrund mehrerer schwerer Unwetter in den vergangenen Jahren wissen wir, dass Entscheidungen im Ernstfall oft spontan und unbürokratisch getroffen werden müssen“, so der Katastrophenschutzreferent.
Bürgermeisterin sieht Gesprächsbedarf
Ebenfalls Gesprächsbedarf sieht hingegen die betroffene Bürgermeisterin Karoline Turnschek: „Es wird sicher Gespräche brauchen, um so etwas in Zukunft zu verhindern. Jeder muss sich einfach ans Protokoll halten.“ Denn ungefährlich war die Situation nicht.
Ob das Handeln der Italiener nicht hätte fatal enden können? „Ja, und das ist der Grund, warum es einen Alarmplan gibt. Auch wenn es für die Italiener eine Notsituation gegeben hat, ist das sehr problematisch. Auch die Linienschifffahrt hätte betroffen sein können.“ Man sei immer bereit zu helfen, doch eine solche Vorgehensweise müsse abgelehnt werden: „Ich will gar nicht dran denken, was da hätte passieren können“, so die Bürgermeisterin.