Groß war der Schock nach dem Zugunfall vor einigen Tagen in Kärnten, als eine Mutter mit ihrem erst dreijährigen Kind im Pkw zwischen den Eisenbahnschranken eingeschlossen und das Fahrzeug von einem Triebwagen erfasst wurden. Der Unfall ging Gott sei Dank glimpflich aus: Die Lenkerin wurde leicht verletzt, die Tochter blieb unverletzt.

Die Stelle, an der in Wolfsberg der Unfall geschehen ist, sei „keine Stelle, die den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) größeres Kopfzerbrechen bereiten würde“, sagt ÖBB-Pressesprecherin Rosanna Zernatto-Peschl. Zwar habe es bereits im Jahr 2018 genau an dieser Eisenbahnkreuzung schon einen Unfall gegeben, das sei jedoch reiner Zufall. Zernatto-Peschl: „Es gibt hier keine Häufung und die betroffene Stelle weist keine sonstigen Auffälligkeiten auf.“

Rosanna Zernatto-Peschel erklärt, dass die betroffene Stelle - wie auch alle anderen Eisenbahnkreuzungen in Kärnten - kein herausstechendes Gefährdungspotential hätten
Rosanna Zernatto-Peschel erklärt, dass die betroffene Stelle - wie auch alle anderen Eisenbahnkreuzungen in Kärnten - kein herausstechendes Gefährdungspotential hätten © Helmuth Weichselbraun

Was übrigens auf alle bestehenden Eisenbahnkreuzungen in Kärnten zutrifft: „Ehrlicherweise haben wir keine Brennpunkt-Kreuzungen mehr, die herausstechen würden. Es gibt kein überdurchschnittliches Gefährdungspotential bei einer besonderen Eisenbahnkreuzung in Kärnten“, so die Pressesprecherin.

Anlagen werden ständig überprüft

Warum es in Wolfsberg zum Unfall kam, kann vonseiten der ÖBB nicht konkret gesagt werden. Dass die technischen Warnsysteme aber dafür verantwortlich sind, ist laut Pressesprecherin Zernatto-Peschl kaum vorstellbar: „Wir überprüfen die Anlagen ständig, würden ansonsten auch Fehlermeldungen bekommen. Ich würde dies tatsächlich ausschließen wollen.“

Die Zahl an technischen Störungen bei Eisenbahnkreuzungen liege laut ÖBB „im vernachlässigbaren Bereich“. Zernatto-Peschel: „Meist hängen Wartezeiten mit betrieblichen Vorgängen zusammen, etwa mit zwei knapp aufeinanderfolgenden Zügen.“ Generell sei es eine schlechte Variante, den Bahnschranken und/oder das Rotlicht zu missachten. Beim Verdacht einer Störung sei es daher anzuraten, sich an die Polizei zu wenden.

Unbeschrankter Bahnübergang am Ossiacher See
Unbeschrankter Bahnübergang am Ossiacher See © Manfred J. Schusser

In Wahrheit ist die Zahl von Unfällen an Eisenbahnkreuzungen rückläufig. 2010 kam es österreichweit noch zu 103 Unfällen an Eisenbahnkreuzungen, im Vorjahr waren es 51. „Im gesamten vergangenen Kalenderjahr 2023 gab es in Kärnten nur einen einzigen Fall, bei dem ein Verkehrsteilnehmer auf einer Eisenbahnkreuzung eingeschlossen wurde. Auch dabei wurde glücklicherweise niemand verletzt“, sagt Zernatto-Peschl. Das komme aber nicht von ungefähr: „Wir sind darauf erpicht, zu sensibilisieren und zu investieren. Pro Jahr fließen 25 Millionen Euro ins Thema sichere Eisenbahnen.“

Immer weniger Eisenbahnkreuzungen

Eine der wichtigsten Maßnahme ist es, Eisenbahnkreuzungen rückzubauen. Denn: „Die sicherste Eisenbahnkreuzung ist noch immer jene, die es nicht gibt“, betont Zernatto-Peschel. Seit dem Jahr 2000 wurde daher die Zahl der Eisenbahnkreuzungen mehr als halbiert, mittlerweile liegt sie bereits knapp unter 3000 in Österreich - 280 davon in Kärnten: „Das geschieht im Zuge von Modernisierungen, durch Um- und Ausbauten von Strecken.“ 172 von ihnen sind technisch – also mit einem Lichtzeichen und/oder Schranken - gesichert.

In Waidmannsdorf wird eine Eisenbahnkreuzung entfernt
In Waidmannsdorf wird eine Eisenbahnkreuzung entfernt © Lukas Moser

Wenn es doch einmal passiert, dass man mit seinem Pkw zwischen Bahnschranken eingeschlossen wird, gibt es laut der ÖBB-Pressesprecherin nur eine Devise: „Vollgas! Bitte einfach aufs Gaspedal steigen, denn all unsere modernen Bahnschranken sind mit einer Sollbruchstelle ausgestattet und die alten hölzernen gibt es eigentlich gar nicht mehr.“