„Bei uns schüttet es, als ob die Welt untergeht!“ Mit diesen Worten berichtete Friedrich Paulitsch, Bürgermeister von Baldramsdorf in Oberkärnten, Sonntagabend von einem Unwetter, wie man es hier lange nicht erlebt hatte. Es war gegen 20.30 Uhr, als die Sirenen heulten: Zivilschutzwarnung! Muren waren abgegangen, die Bevölkerung wurde aufgefordert, in den Häusern zu bleiben. Die Baldramsdorfer Landesstraße L5 musste nach einem Murenabgang gesperrt werden. Besonders angespannt war die Lage im Bereich Schwaig, wo der Bach über die Ufer getreten ist. Auch die Osttiroler Gemeinde Prägarten wurde Sonntagabend von einem Unwetter schwer getroffen, mehrere Murenabgänge waren die Folge. Straßen wurden gesperrt, einige Häuser mussten evakuiert werden.

Mure in Osttirol
Mure in Osttirol © Land Tirol

Am Montag dann wurde das ganze Ausmaß der Schäden, die das Unwetter angerichtet hat, sichtbar. Es war ein bedrohliches Erlebnis für Anrainerin Katharina Pucher, wie sie der Kleinen Zeitung schildert: „Das war ein beklemmendes Gefühl, als der Strom weg war und wir vom Berg her ein Grollen gehört haben. Das Geräusch war sehr bedrohlich.“ Barbara Egger hörte einen lauten Knall: „Und dann haben wir gesehen, wie die Mure kommt.“ Aber das Wichtigste sei, dass er wieder seine Kinder umarmen kann, sagt Werner Maier: „Bei einem Pegelstand von zwei bis drei Metern habe ich dann gesehen, dass eine eineinhalb Meter große Welle mit Geröll und Holz nachkommt.“ Ein Glück, dass es keine Verletzten gab, es hätte Schlimmes passieren können, ist Maier sicher. „Wir hatten Glück. Als 1983 der Bach überging, gab es sieben Tote“, sagt Bürgermeister Paulitsch, nun seien bereits die Aufräumarbeiten im Gange. Es gab zwei große Schadensereignisse in Schwaig und Schüttbach.

Die Zivilschutzwarnung blieb am Vormittag für Baldramsdorf aufrecht, gegen Mittag wurde sie aufgehoben. Doch obwohl sich die Lage vorerst beruhigt hatte, sorgen die weiteren Wetterprognosen für Beunruhigung. „Für Nachmittag sind wieder durchaus kräftige Gewitter angesagt“, sagt Walter Egger, Pressereferent des Bezirksfeuerwehrkommandos Spittal/Drau. Ausgerechnet die Region Oberkärnten und Osttirol könnte es wieder schwer treffen.

Am Montag stehen die Einsatzkräfte in den betroffenen Gebieten im Dauereinsatz „Seit Tagesanbruch sind die Feuerwehren wieder im Einsatz. Die Baldramsdorfer Landesstraße L5 konnte für die Einsatzfahrzeuge behelfsmäßig freigeräumt werden, sie bleibt für den Verkehr aber weiterhin gesperrt. Baldramsdorf ist nur über die B 100 und über Lendorf erreichbar“, sagt Egger.

Familie musste Haus verlassen

Um 7.30 Uhr fand eine Einsatzbesprechung statt, danach hob der Hubschrauber des Innenministeriums zu einem Erkundungsflug ab. Mit an Bord waren auch der Landesgeologe, ein Vertreter der Wildbach- und Lawinenverbauung sowie der Feuerwehr. Verletzte habe es laut derzeitigen Stand nicht gegeben. Die meisten Vermurungen und Schäden stellte man außerhalb der Ortschaft Baldramsdorf fest. Egger: „Eine Familie musste aus ihrem Wohnhaus evakuiert werden, sie kam bei der Tochter in Spittal/Drau unter. Ein Gehöft ist bislang noch nicht zugänglich, hier kämpft sich die Feuerwehr gerade durch die Geröllmassen. Größere Schäden an Wohnhäusern gab es zum Glück wohl nicht, aber einige landwirtschaftliche Gebäude dürften zerstört worden sein.“