Die drei Notarzthubschrauber der ARA Flugrettung sind stets gefordert. Insgesamt absolvierten die rot-weiß-roten Flugrettungs-Profis in Fresach, am Nassfeld und in Reutte allein im Jahr 2023 wieder 2364 Einsätze.
Einer der mutigen Piloten ist Flugbetriebsleiter Herbert Graf (43). „Jetzt werden wir regelmäßig aus anderen Bundesländern oder sogar aus dem Ausland angefordert. Im Jahr 2023 und auch heuer in 2024 stand der in Fresach in Kärnten stationierte Notarzthubschrauber RK-1 gleich mehrfach im süddeutschen Alpenraum im Einsatz“, erklärt er, „Ein Einsatz dieser Art dauert meist mehrere Stunden. In dieser Zeit stehen wir für andere Alarmierungen nicht zur Verfügung.“
Die mitunter brenzligen Einsätze dauern nicht selten bis weit in die Nacht, speziell Windenbergungen in der Dunkelheit sind eine Herausforderung für die erfahrenen Piloten. Ein Lehrer in der Schule begeisterte den gebürtigen Niederösterreicher für die Fliegerei. Inzwischen hat er weit über 1000 Einsätze im Cockpit auf dem Buckel.
An seinen ersten Alleinflug erinnert er sich noch heute: „Plötzlich solo da oben. Das war schon sehr heftig.“ Ist das Freiheit? „Nein, ein Job, ich mache das jetzt 24 Jahre. Wie ein Lkw-Fahrer auf der Straße fährt, fahren wir in der Luft herum“, sagt der zweifache Vater mit einem Schmunzeln, „die meisten Einsätze sind ja Standardeinsätze, man sollte da nicht übertrieben denken. Es kann immer was passieren, aber das ist in anderen Berufen doch auch so. Es geht um Berufserfahrung und Routine.“
Wieviele Menschen - Verunfallte auf Bergen, Verirrte in ausweglosen Lagen auf den Gipfeln - er gerettet hat? „Es gibt viele Einsätze, bei denen man Leben rettet, aber so etwas zähle ich nicht.“ Fliegt die Angst immer mit? „Keinesfalls! Man kann überall Pech haben.“ Was den Piloten freut: Wenn Gerettete sich nachher bei ihm bedanken. „Es gab mal einen Jungen, der im Millstätter See 30 Minuten unter Wasser war und durch unsere Bergung ohne bleibende Schäden überlebte. Da wurde sich herzlich bedankt, es kommt prinzipiell immer wieder vor mit Briefen, Karten. Worüber ich nachdenke, ist, wenn es Kinder betrifft, erst Recht wenn sie im Alter der eigenen sind. Als Pilot hast du den Vorteil, du kannst dich entfernen und bist nicht so nah dran wie die Crew an den Verunfallten.“
RedBull oder Koffein-Bomben brauche er nicht, um in der Luft hellwach zu sein und zu bleiben. „Wir machen Wetterchecks, fliegen an, wir halten das Risiko immer gering, es wird niemand die Crew gefährden. Mit Vor- und Nachbereitung dauert der Dienst 16 Stunden, doch in unserem Stützpunkt kann sich jeder zurückziehen und hinlegen. Holzfäller dagegen müssen den ganzen Tag hochkonzentriert sein, bei uns ist es so, dass wir bei der Bergung ein paar Minuten hochkonzentriert sind, doch das In-die-Klinik-Fliegen ist ja dann eine Standardgeschichte. Wir müssen da nicht den ganzen Tag hochkonzentriert sein, ich ernähre mich und trinke wie ein ganz normaler Mensch.“ Klar ist: Für diesen Beruf muss man Opfer bringen. Die Ausbildung dauert Jahre und ist extrem kostspielig. Seinem eigenen Sohn rät Graf davon daher gar ab.
Pioniere der Windenbergung
Es komme insgesamt wenig Nachwuchs nach, gebe einen Pilotenmangel. Umso wichtiger, dass Graf noch ein Rettungsadler ist. Die Altersgrenze liegt bei 60: „Aber mit gewissen Untersuchungen kann man ausnahmsweise bis 65 fliegen. Ich würde das auch selbst gern machen. Das hat natürlich auch wirtschaftliche Gründe. Aber ich mache den Job schon sehr gerne“, so Graf, der das Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens betont: „Wir sind die einzigen, die in der Nacht Windenbergungen machen in Deutschland und Österreich. Das macht uns schon stolz.“
Erst Recht den Chef. „Es ist ein Glück für jedes Unternehmen solche Leute wie Herbert an Bord zu haben“, sagt ARA-Geschäftsführer Thomas Jank, der 90 Mitarbeiter in seinem Unternehmen hat.