Acht Euro für einen leeren Extra-Teller am Wörthersee - die Preispolitik eines Kärntner Gastronomen sorgt seit Tagen für Aufregung und schlägt sogar bis Deutschland Wellen. Neu sind solche Debatten allerdings nicht. Und erst im Vorjahr wurde ein italienisches Lokal heftig kritisiert, weil dieses einer Frau für den zweiten Teller für ihre Tochter zwei Euro verrechnet hatte. Weltweit sorgte der Vorfall für Aufregung. Sogar in den USA berichtete damals die CNN über „unglaubliche Touristen-Abzocke in Italien“. Eine römische Sterneköchin schaltete sich ebenfalls ein und übte heftige Kritik an der „Unsitte gewisser italienischer Gastronomen, für solch kleine Services zusätzlich ein, zwei oder drei Euro zu verlangen“. Das schade dem Ruf der italienischen Küche und Gastronomie.
In Österreich gerieten 2017 jeweils ein Lokal in Graz und in Wien in die Kritik, weil sie 50 Cent fürs Extra-Teller dem Gast in Rechnung stellten. Auch die bekannte österreichische Restaurant-Familie Plachutta, die in Wien sechs Lokale betreibt, war vor drei Jahren einer ähnlichen Kritik ausgesetzt. Ein Gast gab an, gar keinen zweiten Teller vom Servicepersonal bekommen zu haben. Seitens des Unternehmens entschuldigte man sich damals für den Fehler und versicherte, nie für einen zweiten Teller etwas zu verlangen und das auch den Mitarbeitern besser zu kommunizieren.
Umso verwunderlicher erscheint, dass jetzt der Kärntner Gastronom, der im Sommer in der Villa Miralago und im Stammhaus Okto Dining in Klagenfurt acht Euro je Extra-Teller verlangt, in einem Interview im ORF-Radio Kärnten angab, Plachutta würde sogar 16 Euro für den zweiten Teller verlangen. Das kam auch dem bekannten Kärntner Gastro-Kritiker Heinz Grötschnig seltsam vor und er ging der Sache nach - und bekam als Antwort, dass die Aussage schlichtweg falsch sei. Denn um besagte 16 Euro erhalte der Gast eine zusätzliche Portion Suppe, Rösterdäpfel, Apfelkren, Schnittlauchsauce & Markscheibe: „Bei Plachutta werden keine leeren Teller verrechnet, alles andere würden auch wir als eine Zumutung empfinden.“
Vorgehen schade der Region
Grötschnig selbst, der seit fast 40 Jahren als Restaurantkritiker etwa für die Kleine Zeitung und den Kärntner Monat arbeitet und auch als Gastronomieberater tätig war, habe es in seiner ganzen Laufbahn noch nicht erlebt, dass ihm ein Extrateller verrechnet worden sei: „Wäre ich der Berater des Gastronomen, würde ich ihm raten, statt eines Aufpreises für Zusatzteller das Tatar um einen Euro teurer zu machen, das brächte in Summe viel mehr, aber keine Kritik.“ Das aktuelle Vorgehen sei die schlechteste Variante und füge seiner Meinung nach sowohl der Region Wörthersee als auch anderen Gastronomen Schaden zu.
Service und Gastfreundschaft
Dass das Preis-Leistungs-Verhältnis in der Kärntner Gastronomie für viele Gäste nicht mehr passe, wie etwa aus der T-Mona-Umfrage vom Vorjahr ersichtlich ist - da rangiert dieses am drittletzten Platz vor dem Party-/Nachtleben und dem Schlechtwetterangebot - kann er bestätigen: „Energie ist viel teurer geworden, auch die Produkte selbst und das hat zu einer Preissteigerung in der Gastronomie geführt. Der Gast spürt das.“ Für viele Leute sei das Essen-Gehen nur mehr schwer bis gar nicht mehr leistbar geworden, sagt Grötschnig. Umso wichtiger sei es, dass dann im Lokal Service und Gastfreundschaft groß geschrieben werden.