Der Wörthersee will weiter nicht zur Ruhe kommen, sogar über die Landesgrenzen hinaus wird mittlerweile über den acht Euro teuren Extra-Teller in einem Pörtschacher Lokal berichtet – oder vielmehr über ein „Sittenbild am Wörthersee“ ausgehend von diesem Einzelbeispiel, wie es bei manchen heißt.
Starkoch sieht „Aufholbedarf“ am Wörthersee
Einer, dem genau das sauer aufstößt, ist Star-Koch Hubert Wallner, der mit dem Bistro Südsee, dem Seensucht und dem Gourmet Restaurant selbst drei Gastronomiebetriebe am Wörthersee führt. „Die Region ist so wunderschön, es steckt so viel Potenzial drinnen“, so Wallner, der auch die Vor- und Nachsaison sowie den Winter für den Wörthersee genutzt sehen möchte und generellen „Aufholbedarf“ ortet.
Man biete vom eher einfachen Restaurant bis hin zur Top-Gastronomie alles, möchte bodenständige Einheimische wie auch höherpreisig ausgerichtete Gourmet-Touristen bedienen können. „Wir bewegen uns auf eine Krise zu, nicht zuletzt deshalb möchten wir den Wörthersee für Touristen und Einheimische attraktiver machen.“
Preise teils um ein Drittel gesenkt
Dabei ging Wallner selbst mit gutem Beispiel voran und senkte seine Preise: „Im Gourmet Restaurant und im Bistro Südsee haben wir die Preise vor Beginn der Saison um rund ein Drittel gesenkt, im Restaurant Seensucht sind wir ohnehin nicht so exklusiv – das Wiener Schnitzel gibt’s da um 22 Euro.“ Dies sei als Zeichen dafür zu sehen, dass man als Gastronomiebetrieb ein Dienstleister ist und Gästen immerzu entgegenkommen müsse. „Auch unsere Stromkosten sind extrem in die Höhe geschnellt, doch das können wir doch nicht auf die Gäste abwälzen.“
„Das widerspricht jeder Gastfreundlichkeit“
Zur Aufregung rund um den acht Euro teuren Extra-Teller in einem Restaurant in Pörtschach findet Wallner klare Worte: „Jeder ist für seine Preise und Gebühren selbst verantwortlich, aber das widerspricht jeglicher Gastfreundlichkeit. Ich verstehe es nicht, wie man Gäste so verärgern kann. Wir sollten uns als Gastronomen bewusst sein, dass der Kunde König ist und wenn jemand einen zweiten Teller haben möchte, dann bekommt er den auch selbstverständlich ohne Aufpreis – das muss man als Teil des Services sehen.“
„Die Gastronomie am See muss zusammenhalten und gemeinsame zukunftsfähige Konzepte entwickeln. Wenn manche hier Preise wie in Saint-Tropez haben wollen, die nicht gerechtfertigt sind, hat das auf die gesamte Region negative Auswirkungen“, so der Haubenkoch, der ergänzt: „Wenn man dem Gast ein tolles Gourmet-Erlebnis bietet, kann man teils viel mehr verlangen. Es darf aber niemand abgezockt werden.“
Teures Gedeck ja, aber …
Auch vom öfters am See zu findenden Konzept der Mindestkonsumation hält er nichts: „Wenn es dem Gast gefällt, werde ich ihn nicht zwingen, mehr zu konsumieren, als er oder sie es möchte. Wenn es der Person trotz geringer Konsumation gefällt, habe ich einen Gast gewonnen, das nächste Mal trinkt oder isst er dann vielleicht auch mehr“, so Wallner.
Was Wallner in seinem exklusiven Gourmet-Restaurant jedoch verlangt, sind stolze zehn Euro pro Person fürs Gedeck. Doch dafür bekommt man auch wirklich etwas geboten: Fünf Stück Apero-Happen, Brot, aufgeschlagene Kärntner Nussbutter, französische Butter, Wurzelspeck, Aufstrich, Amuse Gueule in zwei Teilen, Amuse Bouche und vor dem Dessert noch einen Gruß aus der Patisserie und vier Stück hausgemachte Pralinen. „Wenn man den Gästen Derartiges bietet, kann man das auch verlangen. Wenn jemand etwas nachhaben möchte, bekommt er es auch noch ohne Aufpreis sofort nachserviert“, erklärt Hubert Wallner.
No-Show-Gebühr, die man konsumieren kann
Ein Problem sieht der vielfach ausgezeichnete Koch allerdings tatsächlich in Reservierungen, bei denen dann kein Gast erscheint. Darauf habe auch er reagieren müssen: „Es kam vermehrt vor, dass Leute in fünf Restaurants reserviert und sich dann spontan eines davon für den Besuch ausgesucht haben.“ Daher gebe es in seinen Restaurants eine sogenannte No-Show-Gebühr – sie beträgt je nach Lokalität 160 (Gourmet Restaurant), 80 (Bistro Südsee) oder 40 (Restaurant Seensucht) Euro.
Doch auch hier ist er darauf erpicht, seine Gäste nicht zu verärgern: „Wenn jemand anruft und aus welchen Gründen auch immer absagt, wird natürlich nichts verrechnet. Dann kommt jemand auf unserer Warteliste zum Zug“, erklärt Wallner. Darüber hinaus könne, falls die Gebühr bei fehlender Absage tatsächlich verrechnet wird, der Betrag 1:1 innerhalb eines Monats im entsprechenden Restaurant konsumiert werden.
Forderung nach „lässigen Konzepten“
Generell mangle es der Wörthersee-Region an einem Konzept, wofür man eigentlich stehen möchte. „Natürlich ist ein Ganzjahresbetrieb schwierig, aber zumindest für acht oder neun Monate müsste es lässige Konzepte geben.“ Doch man habe ganz im Gegenteil wichtige Events, wie etwa das Beachvolleyball-Turnier oder die „alte“ Fete Blanche, verloren. Auch benötige es, so Wallner, einen funktionierenden Flughafen.