Weil er Kokain verkauft und mehrere Kilogramm Drogen auch einem verdeckten Ermittler angeboten haben soll, ist am Dienstag ein 31-jähriger Kroate am Landesgericht Klagenfurt zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Der Mann soll im Auftrag einer hochprofessionellen kriminellen Vereinigung gehandelt haben. Das Urteil war vorerst nicht rechtskräftig.

Im Verlauf des Prozesses waren schon mehrere Schuldsprüche erfolgt: Insgesamt neun Mitglieder der kriminellen Vereinigung sind zu mehrjährigen Haftstrafen von bis zu sechs Jahren verurteilt worden. Sie sollen kiloweise Heroin, Kokain und Amphetamine nach Österreich geschmuggelt und verkauft haben. Der am Dienstag angeklagte Kraote hatte nur einen Teil der Vorwürfe zugestanden, nämlich 250 Gramm Kokain verkauft zu haben. Einen schwerwiegenden Anklagepunkt stritt er jedoch vehement ab: Nämlich jenen, dass er den Verkauf von fünf Kilogramm eingefädelt haben soll - und dass er ein hochrangiges Mitglied der Drogenbande sei.

Die Verhandlung am Dienstag drehte sich vor allem um ein Treffen in Klagenfurt, dessen Ablauf auch aus einem Filmdrehbuch stammen könnte. Der 31-Jährige sei von den Hintermännern der Bande geschickt worden, um einen potenziellen Kunden „abzuklopfen“, ob der vertrauenswürdig genug wäre, um ihm eine große Menge Kokain zu verkaufen. Dazu traf man sich nahe einer Tankstelle. Was der Angeklagte zwar ahnte, aber nicht fix wusste: Dieser Kunde war ein verdeckter Ermittler, der am Dienstag auch als Zeuge aussagte.

Kriminelle überwachten Treffen

Dieser zeichnete das Bild einer wohl hochprofessionell agierenden Dealergruppe. Schon bei einem ersten Treffen mit dem Ermittler, als eine kleinere Menge Kokain den Besitzer wechselte, hätten die Dealer einige Male den Übergabeort geändert. Denn nicht nur die Polizei, auch die Kriminellen hatten das Treffen überwacht und die Observation durch die Beamten bemerkt.

Das zweite Treffen mit dem nun Angeklagten habe in der Nähe einer Tankstelle stattgefunden. Zur Begrüßung habe er sein T-Shirt hochheben müssen, um zu zeigen, dass er auch nicht verkabelt gewesen sei, auch habe er sein Handy zur Seite legen sollen, erzählte der Ermittler: „Das hat sehr professionell gewirkt. Dann hat er mir eröffnet, dass ich wohl auch in den nächsten Tagen noch observiert werde, dass die serbische Mafia involviert ist und dass die nicht zimperlich seien. Bei einem Verrat hätte ich auch mit dem Tod zu rechnen“, so der Beamte.

Der Verteidiger des Angeklagten betonte, dass sich sein Mandant bereits zum Verkauf der kleineren Menge Kokain schuldig bekannt habe: „Warum er das gemacht hat, sei dahingestellt: Ob er zu wenig verdient hat, Sorgepflichten hat, in einer blöden Situation mit Spielschulden war, oder selber gelegentlich konsumiert hat.“ Auch er betonte die untergeordnete Rolle seines Mandanten, er sei lediglich der „Türsteher“ gewesen. Wenn er selber jemanden in Verdacht gehabt habe, ein verdeckter Ermittler zu sein, dann sei es doch völlig lebensfremd anzunehmen, dass er mit ihm ein Drogengeschäft vereinbaren würde.

Gänzlich anders fiel die Sicht von Staatsanwältin Daniela Zupanc aus: „Wir haben es hier nicht mit kleinen Dealern, sondern einer hochprofessionellen, international agierenden Tätergruppe zu tun.“ Und in dieser habe der Angeklagte eine große Rolle gespielt: „Wenn jemand so ein Vertrauen der Chefs genießt, dass er bestimmt, ob jemand vertrauenswürdig ist oder nicht, dann ist er in der Hierarchie sehr weit oben.“ Die Verantwortung, dass der Mann sich quasi nur dazu hinreißen haben lassen, weil er hohe Spielschulden habe, sei „an den Haaren herbeigezogen“.