„Ich hätte tot sein können“, sagt Gastwirt Tom Soete vom legendären „Kollerwirt“ beim Gymnasium Tanzenberg im Bezirk St. Veit. Der 60-Jährige wurde Sonntagnacht in seinem Haus von zwei maskierten Tätern überfallen, mit einem Hammer niedergeschlagen, gefesselt und ausgeraubt. Ein Fall von brutaler Home Invasion (Raubüberfall in den eigenen vier Wänden), der die Kriminalisten vor besondere Herausforderungen stellt. „Für uns beginnt jetzt die kriminalistische Kleinarbeit“, sagt Hannes Lassnig von der Raubgruppe im Landeskriminalamt Kärnten. Die am Tatort gesicherten Spuren werden ausgewertet, viele Befragungen und akribische Umfeldermittlungen durchgeführt. „Man kann derzeit nichts ausschließen, es wird in alle Richtungen ermittelt.“
Teil einer organisierten Profibande?
Für die Ermittler stellen sich nun viele Fragen: Gehören die eiskalt vorgehenden Täter einer organisierten Profibande an? Oder liegt ein persönliches Motiv vor? Hat es Insiderinformationen gegeben? Waren die Täter von der Anwesenheit des Wirtes überrascht oder hatten sie mit ihm gerechnet? Wollten sie mit den „Money, Money“-Rufen bewusst ihre Herkunft verschleiern? Die Kriminalisten hoffen, diese Fragen bald beantworten zu können. „Gerade in solchen Fällen ist die Aufklärung der Tat für die Opfer enorm wichtig“, sagt Lassnig. Erst dann fühlen sich die Opfer in ihren eigenen vier Wänden wieder sicher.
Lassnig hofft nun auch auf Hinweise aus der Bevölkerung: „Oft sind es Kleinigkeiten, an die man gar nicht denkt, die einen Fall lösen können.“ Es wird dringend ersucht, Wahrnehmungen unter der Telefonnummer 059133-20-3333 (Kriminaldauerdienst) zu melden. Hinweise können auch anonym gegeben werden.
Home Invasion
Home-Invasions sind in Kärnten glücklicherweise selten. Wegen ihrer Brutalität bleiben sie jedoch in Erinnerung: 2021 wurde ein 89-jähriger Pensionist auf seinem abgelegenen Bauernhof in Bad Eisenkappel überfallen und stundenlang misshandelt. „Du hast mindestens 50.000 Euro daham, wo ist das Geld? Jedes Mal, wenn ich nichts gesagt habe, habe ich einen Schlag gekriegt. Mit der Hand, mit einem Stecken und dann auch mit dem Fuß eines Stuhls“, erzählte der Pensionist der Kleinen Zeitung nach dem Überfall. Die Täter haben ihn im Bett geknebelt und gefesselt sich selbst überlassen. Mit letzter Kraft schaffte es der Pensionist, sich von den Fesseln zu befreien. „Sonst wäre ich verhungert und verdurstet. Weil zu mir hinauf kommt niemand.“ Der Fall wurde trotz TV-Fahndung und Überprüfung mehrerer Tatverdächtiger bis heute nicht aufgeklärt.
Ein Fall von Home Invasion aus dem Jahr 2019 wurde hingegen geklärt: Ein 65-Jähriger und seine 24-Stunden-Pflegerin wurden in einem Wohnhaus in Köttmannsdorf überfallen, geschlagen und gefesselt. Entwendet wurde ein Tresor. Die Täter – zwei Rumänen – wurden gefasst und jeweils zu zehn Jahren Haft verurteilt.