Es gab Fixtermine, die Richard Lugner jedes Jahr nach Kärnten führten. Dazu zählte etwa der Villacher Fasching, bei dem der Baumeister nicht nur alljährlich gerne als Gast (auch auf der Bühne) zugegen war - seit vergangenem Februar war Mörtel auch Ehrenmitglied der Villacher Gilde. Dort reagierte man mit großer Trauer auf die Nachricht von seinem Ableben, ihm wurde „ein letztes Lei-Lei aus Villach“ gewidmet“.
„Mitarbeiter haben ihn geliebt“
Ebenfalls nicht fehlen durfte sein traditioneller Erholungsurlaub im Sommer am Wörthersee. Seit rund zehn Jahren verbrachte er diesen im Medical Health Resort „Vivamayr“ in Maria Wörth. Dementsprechend groß ist auch die Trauer unter den Kärntnern um den im Alter von 91 Jahren verstorbenen Society- und Baulöwen. „Vivamayr“-Geschäftsführer Serhan Güven erzählt: „Wir haben immer wieder viele besondere Gäste bei uns, er war aber schon einzigartig.“
Lugner war laut Güven einer, der sehr viel Wert auf seine Gesundheit gelegt hat: „Deshalb war er gerne bei uns. Er hat trotz des hohen Alters immer gut ausgesehen und war quickfidel.“ Der Baumeister war generell ein gern gesehener Gast: „Er hat unsere Mitarbeiter geliebt und sie ihn. Das ist kein Wunder, denn er war ein wahrer Gentleman, immer freundlich und höflich – und obendrein noch unkompliziert.“
Mörtel und der Affenberg
Was für den „Baumeister der Nation“ bei seinen vielen Kärnten-Besuchen auch nie fehlen durfte, war ein Besuch am Affenberg in Landskron: „Er war begeistert vom Konzept und hatte persönlich viel Interesse an den Tieren bei uns“, schildert Geschäftsführerin Svenja Gaubatz im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Zum letzten Mal war „Mörtel“, wie er aufgrund seines Berufs gerne genannt wurde, im Mai am Affenberg – nur zwei Tage vor seiner Hochzeit mit Partnerin Simone war er mit dieser in Landskron: „Ich habe Richard in all den Jahren mit vielen Frauen erlebt, Simone war aber wirklich toll. Zwischen ihnen hat es harmoniert, es dürfte tatsächlich gut gepasst haben“, so Gaubatz, die mit Lugners Ableben nicht nur einen herzlichen Stammgast, sondern auch einen persönlichen Freund verlor.
Auf Lugners Geburtstagen
„Es hat sicher zehn Jahre gedauert, bis er mir das Du-Wort angeboten hat. Richard hat lange gebraucht, bis er einmal jemandem vertraut hat – dann konnte man aber alles von ihm haben“, erinnert sie sich zurück. Sie war auch bei fast jedem Geburtstag von Lugner in Wien dabei, wie auch natürlich auf der Hochzeit mit Cathy Lugner im Jahr 2014. Das verwundert kaum, denn für die spektakuläre Verlobung im Casino Velden fungierte Gaubatz für den umtriebigen Society-Baumeister quasi als Eventplanerin. „Es hat ihm sehr gefallen. Bei der Hochzeit in Wien sagte er zu mir mit einem Augenzwinkern, dass hier weniger Fotografen anwesend seien als bei der Verlobung.“
In lieber Erinnerung ist Gaubatz eine Angewohnheit, die laut ihr typisch für Lugner war: „Jedes Mal, wenn ein Artikel über den Affenberg in einer Wiener Zeitung erschien, hat er mir das Belegexemplar per Post zukommen lassen.“ Auf den Karton habe er dann immer handschriftlich liebe Grüße und den Hinweis, auf welcher Seite der Bericht zu finden ist, draufgeschrieben. Genauso habe er trotz seines strengen Terminplans nie ihren Geburtstag vergessen, so Gaubatz: „Er war ein ,cooler Hax‘, aber auch eine treue Seele und ein Mensch mit Handschlagqualität. Ich werde ihn wirklich vermissen.“
Lugner und die Kärntner Weihnachtsbäume
Vermissen wird man ihn und seine Besuche auch im Bezirk St. Veit, wo er regelmäßig im November vorbeischaute - um traditionell einen riesigen Christbaum für seine Lugner City abzuholen. Wobei: Abholen wäre untertrieben, mit Winzer und Uhrmacher Alfred Riedl sägte er nämlich mit großer Begeisterung selbst immer wieder den Baum um, der in der Adventszeit folglich tausende Besucher im Lugner-Einkaufscenter begeisterte. Vor der „Arbeit“, so erzählte Mörtel etwa 2017, musste man allerdings anstoßen: Mit Sekt und Wein habe man „bis spät in die Nacht gefeiert“.