Er ist eine der wichtigsten wissenschaftlichen Größen in Kärnten: Heinrich C. Mayr, ehemaliger Rektor der Alpen-Adria-Universität (AAU) Klagenfurt und Präsident der Gesellschaft für Informatik. Auszeichnungen hat er schon viele erhalten, jetzt kam eine besondere hinzu.

Große Ehre für HC Mayr

Der gebürtige Bayer wurde mit dem renommierten Peter P. Chen Award für seine Beiträge auf dem Gebiet der konzeptuellen Modellierung während seiner 45-jährigen wissenschaftlichen Karriere ausgezeichnet. Er ist der erste in Österreich ansässige Wissenschaftler, der diesen Preis erhält.

Der Peter P. Chen Award wird jährlich von der internationalen Informatik-Community verliehen, um herausragende Leistungen in der konzeptuellen Modellierung auszuzeichnen. Doch was für den noch immer aktiven Wissenschaftler tägliche Beschäftigung ist, klingt für die meisten abstrakt. Was ist konzeptuelle Modellierung? „Sie zielt auf eine präzise Beschreibung eines betrachteten Gegenstandes ab. Das können etwa Abläufe in einem Unternehmen oder dessen Ziele, das Verhalten von Personen in verschiedenen Situationen, die Bau- und Funktionsweise einer Maschine oder die Struktur der Daten in einem Informationssystem sein“, erklärt Mayr.

Hilfe für ältere Menschen im Haushalt

In der Informatik werden konzeptuelle Modelle heute meist für die Spezifikation von Softwaresystemen bzw. digitalen Eco-Systemen eingesetzt, für die Beschreibung von Geschäftsprozessen im Unternehmen, oder als Grundlage für die automatische Erzeugung von Softwaresystemen. „Wir haben etwa ein sehr vielversprechendes Projekt zur unaufdringlichen Unterstützung eines vergesslich werdenden älteren Menschen im eigenen Haushalt durchgeführt“, sagt Mayr.

Das System lerne durch Sensorbeobachtung die täglichen Routinen der betreffenden Person, ohne Daten nach außen zu geben, und baue sie in ein konzeptuelles Modell ein. „Dieses wird kontinuierlich adaptiert und nur im Bedarfsfall verwendet, um der Person akustisch oder visuell Hilfestellung zu geben“, so der Wissenschaftler, der den Vorteil darin sieht, dass jede Entscheidung des Systems dokumentiert und damit nachvollziehbar ist.

Weil pensionierte Professoren an der AAU solche Projekte nicht leiten dürfen, konnte das Projekt trotz Zusage internationaler Drittmittel nicht abgeschlossen werden. Mayr nimmt es locker, will sich nicht ärgern: „Wissenschaft ist manchmal seltsam.“

„Chefarzt nannte es lebensbedrohlich“

Zeit für großen Ärger hat der Chen Award-Preisträger nicht, denn er liegt derzeit mit einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus. Erwischt hatte es ihn am Rückweg von den Festspielen in Bregenz. „Laut Chefarzt ist es lebensbedrohlich, aber ich gehe davon aus, dass er ein bisschen dramatisiert“, verliert der Wissenschaftler seinen Humor nicht. Dass er bald wieder gesund sein wird, daran besteht kein Zweifel – dann geht auch der Dienst für die Wissenschaft weiter.