Der Rundwanderweg liegt in Boscoverde (Grünwald), genau unterhalb des markanten Kriegerdenkmals. Bekannt ist der „Sentiero Orrido dello Slizza“ auch als „Graf Carl-Steig“. Carl von Arco-Zinneberg war nämlich der Ideengeber für den Weg. Eröffnet wurde dieser aber erst im August 1874, knapp ein Jahr nach dem frühen Tod des bayrischen Grafen.

„Zahlreiches Publikum hatte sich im Tannengrün eingefunden und zollte gewiss im Stillen den Dank den Schaffern dieser reizenden Promenade, die jeder Reisende zu besuchen ja nicht übersehen soll“, berichtete damals die „Klagenfurter Zeitung“ über die feierliche Eröffnung. Die „Schaffer“ waren das Graf Arco‘sche Beamtenpersonal. Ihr mit nur 32 Jahren verstorbener Chef hatte „diese Partie am liebsten unternommen“, wie man dem Zeitungsbericht weiter entnimmt.

Bis heute erinnert ein Gedenkstein an Carl von Arco-Zinneberg
Bis heute erinnert ein Gedenkstein an Carl von Arco-Zinneberg © Helmuth Weichselbraun

Für Carl wurde natürlich auch ein Gedenkstein am Steig errichtet. Dessen Inschrift kann aber leicht zu einem Missverständnis bezüglich der Todesursache des Grafen führen. „Gest.(orben) am 25. August 1873 auf der Jagd zu Blühnbach“ ist dort eingemeißelt. Carl starb aber nicht nach einem Jagdunfall, die „Jagd“ ist hier vielmehr als Ortsangabe zu lesen. Konkret verschied der junge Graf am Jagdschloss Blühnbach bei Werfen in Salzburg an der Cholera.

Geboren wurde Carl am 1. Juli 1841 auf dem bayrischen Schloss Zinneberg. Er war das sechste von 13 Kindern des Grafen Maximilian von Arco-Zinneberg und der Prinzessin Leopoldine von Waldburg-Zeil. Carls Großmutter Maria Leopoldine war die Enkelin der österreichischen Regentin Maria Theresia und wurde als 17-Jährige mit dem 71-jährigen bayrischen Kurfürsten Karl Theodor verheiratet. Unser Graf Carl heiratete 1867 Mathilde von Wolff-Metternich, ihre gemeinsame Tochter Mathilde war bei Carls Tod dreieinhalb Jahre alt.

Die Slizza-Schlucht ist ein beliebtes Ausflugsziel
Die Slizza-Schlucht ist ein beliebtes Ausflugsziel © Helmuth Weichselbraun

Die Umstände seines Todes kann man der „Salzburger Chronik“ vom 6. September 1873 entnehmen. Dort steht, dass Carl in der Nähe von Baden tafelte und von der Frau des Gastgebers noch gewarnt wurde, „mit Rücksicht auf die Cholera nicht zu viel Melonen zu essen“. Später auf dem Weg zu Schloss Blühnbach soll sich Carl bereits unwohl gefühlt haben, wenige Stunden nach seiner Ankunft soll er dann an der Cholera verschieden sein. Im Sterbbuch der Pfarre Werfen ist der 25. August 1873, 7.30 Uhr als genaue Todeszeit eingetragen. Der Pfarrer notierte, dass er neun Stunden beim Sterbenden verbrachte. „Er beichtete, konnte nicht mehr kommunieren, empfing aber die letzte Ölung“, so der Geistliche.

Mausoleum abgetragen

Laut „Salzburger Zeitung“ sollte die Leiche Carls in die Familiengruft nach München gebracht werden, was von den zuständigen Behörden, vermutlich zum Infektionsschutz, untersagt wurde. Erst zwei Jahre später durften die sterblichen Überreste exhumiert und auf Schloss Ebreichsdorf in Niederösterreich überführt werden. Dieses hatte Carl 1870 erworben. Das Mausoleum im Schlosspark diente aber nur wenige Jahrzehnte als Erinnerungsstätte an den Grafen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es von der russischen Armee schwerstens in Mitleidenschaft gezogen. Anfang der 1960er-Jahre wurde es daher im Einvernehmen mit der Familie Arco-Zinneberg abgetragen. An Carl erinnert also nur noch „sein“ Rundwanderweg durch die Slizza-Schlucht – das aber dafür umso schöner und eindrucksvoller.