Um die zwei Stunden dauert ein durchschnittliches Konzert ohne Vorbands. Bei Taylor Swift dürfen sich Fans auf eine 3,5-stündige Show freuen. Eine Reise durch alle Eras, wie ihre Alben genannt werden. Eras, auch der Name ihrer Tour, mit der sie am Wochenende das Ernst Happel Stadion drei Mal füllen wird. Aus Kärnten werden ebenfalls zahlreiche Fans des US-amerikanischen Superstars anreisen, um ihre Lieblingssängerin live zu sehen.

Manche von ihnen sogar nicht nur einmal. „Zwei Freundinnen und ich haben Sitzplatzkarten für den Donnerstag und Stehplatzkarten in einem Bereich direkt vor der Bühne für Freitag.“ Nina Käfel verehrt Swift seit über zehn Jahren. Los gings mit ihrem ersten Popalbum „1989“. „Davor war sie mir auch ein Begriff, ich habe Lieder gekannt, aber durch dieses Album und das Lied ,Blank Space‘ bin ich richtig reingekippt“, erinnert sich die 32-jährige Klagenfurterin.

Heute hat Käfel natürlich alle Alben – als CDs und zwischendurch auch auf Vinyl. „Die sammele ich seit 1,5 Jahren, auch mein Papa hat immer Schallplatten gehabt.“ Aber in ihrer Wohnung finden sich auch Poster, T-Shirts, Pullover, Kappen und mehr. Ihre Gäste begrüßt sie gerne mit einem Augenzwinkern und den Worten „Welcome to Taylor Land“. Eine weitere Swift-Sammlung trägt Käfel immer mit sich herum, denn die Texte der Sängerin gehen ihr wortwörtlich unter die Haut: „Inzwischen habe ich mehr als zehn Tattoos mit ihren Songtexten.“ Angefangen hat es mit dem Albumtitel „Evermore“ – „ein melancholisches und oft unterschätztes Album“ – und dem absoluten Lieblingslied der Klagenfurterin „All Too Well“. „Ich hatte lange keine Tattoos, aber ihre Lyrics begleiten mich so lange, sind fast wie ein Mantra. Ihr Gesicht würde ich mir jetzt nicht tätowieren lassen.“

Video: Swift-Fans feiern ihren Star

Swift schreibt ihre Lieder selbst, nahm sogar nach einem Rechtsstreit mit ihrem früheren Plattenlabel „Big Machine Records“ sechs Alben neu auf. „Vielleicht ist es, weil wir fast gleich alt sind, aber ich denke mir so oft, diese oder jene Zeile hat sie über mein Leben geschrieben“, sagt Käfel, die als Social Media- und Marketing-Managerin selbst viel mit Wörtern und Sprache zu tun hat. „Sie ist einfach die Stimme dieser Generation von Frauen“, ist sich die Klagenfurterin sicher.

Ganz in Pink, passend zur „Lover“-Era

Voller Vorfreude auf das Konzert in Wien ist auch Elisabeth Kollitsch. Seit einem Jahr hat die 30-Jährige ihr Ticket, so lange bastelt sie schon Freundschaftsbändchen für diesen Tag der Tage. Es ist eine lieb gewordene Tradition unter Swifties, wie sich die Fans der Sängerin nennen: Im Vorfeld der Konzerte basteln sie Armbänder, die am Konzert untereinander getauscht werden. Auch das Outfit der Völkermarkterin steht bereits fest, passend zu einem ihrer Lieblingsalben „Lover“ erstrahlt sie ganz in Pink und Rosa. Ebenfalls eine Tradition der Konzertbesucher, sich im Stil ihrer Lieblings-Eras zu kleiden. „Ich weiß nicht, wie mein Leben nach diesem Konzert ausschauen wird.“

Das Lieblingslied der 30-Jährigen ist „Karma“, das letzte Lied des Konzerts. „Da geht es nicht um Herzschmerz, sondern einfach um das Leben. Taylor hat für jede Lebenslage ein Lied und ich kann mich fast überall wiederfinden.“ Die Stadträtin von Völkermarkt wird auch zwischendurch für ihr Dasein als Fan belächelt. „Einige empfinden es als sonderbar, dass ich als junge Politikerin auch zu den Swifties gehöre.“ Inzwischen können allerdings sogar ihre Eltern „den Hype mitfühlen, Mama allerdings mehr als der Papa“.

„Es ist ein Safe Space“

2018 in Minneapolis war Jessica Schnitzler bereits auf einem Konzert von Taylor Swift, dieses Wochenende ist es wieder so weit. Seit 2018 würde sich die 27-Jährige auch als Fan bezeichnen: „Ich mag ihre Art zu performen und ihre Texte haben meist auch eine versteckte Botschaft. Daher fällt es ihr auch schwer, sich für eine Lieblings-Era zu entscheiden: „Es kommt sehr auf die aktuelle Stimmung an. Wenn ich mich entschieden müsste, dann sind es die Alben ,Reputation‘ oder ,The Tortured Poets Department‘.“ Swift-Neulingen empfiehlt Schnitzler die Lieder „Anti-Hero“ und „Bad Blood“, um ins „Taylor-Universum“ einzusteigen.

Jessica Schnitzler
Jessica Schnitzler © Privat

Die Magdalensbergerin wohnt inzwischen in Wien. Auch sie freut sich besonders auf das Tauschen der Armbänder bei dem Konzert. Es ist ein Zeichen dafür, dass „man sich sehr verbunden fühlt mit den anderen Swifties. Unter den Fans herrscht ein Safe Space“, also ein Ort, an dem sich jeder sicher fühlen darf.

„Fan seit ich sieben Jahre alt war“

Als Milena Stößl etwa sieben Jahre alt war, war sie großer Fan von der Serie Hannah Montana und musste natürlich auch den gleichnamigen Film sehen. „Da spielte Taylor Swift ein paar Minuten lang ein Lied und mir hat das so gefallen, dass ich die CD haben musste“, erinnert sie sich zurück. Das war das Album „Fearless“ und am Donnerstag trägt die heute 22-Jährige ein von dieser Era inspiriertes, goldenes Outfit zu dem ersten Konzert.

Die St. Veiterin wird mit ihrer 17-jährigen Schwester Laura zu allen drei Konzerten gehen. „Das war nicht so geplant, hat sich aber so ergeben.“ Am zweiten Konzerttag werden sich die Schwestern passend zu der Textzeile „I once was poison ivy, but now I‘m your daisy“ (“Einst war ich Giftefeu, aber jetzt bin ich dein Gänseblümchen“) in weiß und grün anziehen und am dritten Tag gibt es ein selbst bedrucktes T-Shirt: „Ich habe aus der Eras-Tour die Pets-Tour gemacht und unsere Haustiere mit Photoshop ins Plakat eingefügt.“ Milena und Laura Stößl sind auch in Sachen Armbänder vorbereitet, rund 100 pro Person wurden gebastelt.

„Sehr, sehr schwer“, sagt die 22-Jährige, wenn man sie nach ihren Lieblingsmusikstücken fragt. „Folklore ist mein absolutes Lieblingsalbum, aber bei den Liedern ist es fast unmöglich eines zu nennen.“ Trotzdem wird das Lied „Crazier“ immer einen speziellen Platz in ihrem Herzen haben: „Das ist das Lied aus dem Film, damit hat alles angefangen.“