Die meiste Zeit schwimmt sie unter der öffentlichen Wahrnehmung, doch ausgerechnet zum Villacher Kirchtag sorgt eine schlagende Mittelschulburschenschaft aus der Draustadt für Aufsehen. Grund: Ein Sticker, den die jungen Herren auf dem Brauchtumsfest verteilen. Auf dem Aufkleber steht ein, nicht korrekt wiedergegebenes, Zitat des umstrittenen deutschen AfD-Politikers Maximilian Krah. Der ging mit seiner Aussage zur SS, diese wurde bei den Nürnberger Prozessen als verbrecherische Organisation angeklagt, sogar seiner eigenen Partei zu weit. Mitten im EU-Wahlkampf zog die AfD ihren Spitzenkandidaten Krah aus dem Verkehr.
„Beeindruckt Frauen nicht“
Die Sticker-Verteilaktion durch die Burschenschafter sorgt nach ihrem Bekanntwerden am Donnerstag für Empörung: „Der Villacher Kirchtag ist das größte Brauchtumsfest im Alpe-Adria-Gedanken (sic.), das Brücken bauen soll. Rechtsextremes Gedankengut hat hier nichts verloren“, sagt Olga Voglauer, Nationalratsabgeordnete und Landessprecherin der Grünen Kärnten. Das Bild, das die Sticker-Aktion zeichne, stehe konträr zum verbindenden Grundgedanken der Veranstaltung und schade ihrem Ansehen. „In diesem Sinne kann der Veranstalter die rechte Werbeaktion wohl kaum gutheißen und muss sich davon distanzieren“, sagt Voglauer. „Die Vergangenheit wieder heraufzubeschwören ist kein Zukunftsmodell und überzeugt auch keine Frau. Wer also wirklich glaubt, Frauen dadurch beeindrucken zu können, dass man rechts ist, der hat Offenheit und Vielfalt noch nie erlebt.“
„Zeugt nicht von Männlichkeit“
Überhaupt nicht begeistert ist auch Petra Oberrauner, Nationalrätin und Landesfrauenvorsitzende der SPÖ Kärnten: „Die Verbreitung solcher Sticker auf einem öffentlichen Fest ist bedenklich. Diese Aktion transportiert frauenfeindliche Botschaften und verharmlost extrem rechte Ideologien.“ Es zeuge nicht von Männlichkeit, im Gegenteil, es sei unangebracht und zeuge von Unsicherheit, solche simplifizierten und extremen Aussagen zu verbreiten, anstatt auf echte Werte und Respekt zu setzen, so Oberrauner.
„Kein Platz für Extremismus“
„Der Villacher Kirchtag steht für Dialog, Völkerverständigung und Lebensfreude und ist kein Platz für extremistisches politisches Gedankengut“, sagt Team Kärnten-Chef, Bürgermeister Gerhard Köfer zur Verteilaktion. Er fordert die Kirchtagsveranstalter auf, sich öffentlich von dieser Aktion zu distanzieren und solchen Gruppierungen keinen Standplatz am Gelände mehr zur Verfügung zu stellen: „Der Kirchtag ist ein friedvoller Ort und das soll auch so bleiben. Die betreffenden Aufkleber müssen verschwinden.“
„Umtrieben ein Ende setzen“
„Solche Aktionen haben auf unserem Brauchtumsfest, das von Gästen aus der ganzen Welt geschätzt und geliebt wird, nichts verloren“, sagt Villachs Tourismusstadtrat Christian Pober (ÖVP). „Wir sind, wie es Stadthauptpfarrer Richard Pirker beim Hochamt gesagt hat, aufgefordert, gemeinsam ein friedliches und schönes Fest zu feiern. Politik und Ideologie haben da nichts verloren.“ Die Veranstalter fordert Pober auf, den Umtrieben ein Ende zu setzen. „Seitens Stadtmarketing und des sogenannten Kirchtagsvereins wird vor allem beim Kirchtag auf die Einhaltung diversester Regeln und Richtlinien gepocht. Aber wo sind die Verantwortlichen in diesem Fall?“