„Wir wissen, dass sie kommen wird, wir wissen nur noch nicht, wann.“ Die Rede ist von der Afrikanischen Schweinepest. „Sie lauert vor unseren Toren“, sagt die steirische Landesrätin Simone Schmiedtbauer am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz gemeinsam mit Landeshauptmann-Stellvertreter Martin Gruber sowie dem Kärntner und steirischen Landesveterinärdirektor Holger Remer und Peter Eckhardt. Zusammen berichteten sie über die Ergebnisse der zweitägigen Übung, die Anfang Juli gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium sowie der Republik Slowenien in Kärnten, Oberösterreich und der Steiermark stattfand. Darüber hinaus richteten die Experten einen Appell an die Bevölkerung.
Die Tierseuche breitet sich vor allem in Osteuropa, am Balkan und in Norditalien rasch aus. „Die Gefahr ist nicht mehr nur Theorie, sondern real“, sagt Gruber. „Wir müssen täglich damit rechnen, dass bei uns ein Fall auftritt. Sollte es in einem Betrieb zu einer Infektion kommen, bleibt uns leider nichts anderes übrig, als alle Tiere zu keulen.“ Keulung heißt in der Veterinärmedizin das systematische Töten von Tieren, um die Ausbreitung von Tierseuchen zu bekämpfen.
Die bundesländer- und länderübergreifende Großübung habe gut funktioniert, so das Resümee. „Es fehlt aber noch an Praxis, und wir brauchen regelmäßige Übungen. Wir haben aufgezeigt bekommen, wo es Verbesserungspotenzial gibt“, sagen Schmiedtbauer und Gruber unisono.
„Keine Wurstwaren einführen“
Beide richten zudem einen Appell an die Bevölkerung: „Jede Person kann die Seuche übertragen, durch verunreinigte Schuhe, Werkzeuge, aber vor allem durch die Einfuhr von nicht zertifizierten Wurstwaren aus Schweine- oder Wildschweinfleisch“, warnt Gruber. Reste dieser Produkte sollten auch keinesfalls auf Raststätten entsorgt werden, da sie hier von Wildschweinen gefunden und gefressen werden können. Für den Menschen bedeute das Virus zwar keine Bedrohung, für Schweine allerdings eine massive. Die Viren seien in Rohprodukten wie etwa Hartwürsten bis zu 1,5 Jahre überlebensfähig und konnten sogar noch auf einem Wildschweinskelett nachgewiesen werden. Und auch Kleidung oder Schuhwerk, mit dem man im Urlaub in Gebieten unterwegs war, in denen es Schweinepestfälle bei Wildschweinen gibt, sollten nicht nach Hause mitgenommen werden, so die Empfehlung der Veterinärdirektoren. „Die Einschleppung durch den Menschen stellt derzeit das größte Risiko dar“, betonte Eckhardt.
Angst vor Produkten im Supermarkt oder auf Wochenmärkten muss man nun allerdings nicht haben. „Die Fieranten auf unseren Märkten sind alle zertifiziert. Auch wenn man in Tarvis seine italienische Jause kauft, ist das kein Problem“, beruhigt der Kärntner Landesrat. „Meistens sind sehr kleine Betriebe betroffen, bei denen die Standards auch andere sind als bei uns in Österreich.“
6190 Ausbrüche bei Wildschweinen und 4120 gemeldete Ausbrüche bei Hausschweinen gab es in Europa allein in den letzten 24 Monaten, wie Holger Remer ausführte. „Jedes verendet aufgefundene Tier muss unverzüglich an die Behörden gemeldet werden, um rasch reagieren zu können“, so der Kärntner Veterinärmediziner.