Vor zwei Jahren fand an der Fachhochschule Kärnten in Villach eine Typisierungsaktion statt. Der Verein „Geben für Leben“ rief Interessierte dazu auf, ihre Stammzellen registrieren zu lassen. „32 Menschen ließen sich damals mittels Wangenabstrich als Stammzellenspender typisieren“, sagt Julia Neugebauer, die Sprecherin des Vereins. Bernhard Guetz war einer davon. Er arbeitet an der FH als Studiengangsleiter für digitales Marketing. „Ich persönlich habe Herrn Guetz damals die Speichelprobe entnommen,“ erinnert sich Neugebauer. Nun haben sich die beiden wieder getroffen. Denn die Stammzellen von Bernhard Guetz passten - wie durch ein Wunder - zu einer schwerkranken Frau aus Deutschland. Seine Blutwerte waren bei der Typisierungsaktion im Jahr 2022 in eine weltweite Datenbank gekommen. „Und nun, nicht einmal zwei Jahre später, habe ich einen Anruf vom Verein Geben für Leben bekommen, dass ich einem Menschen das Leben retten kann, wenn ich ihm meine Stammzellen spende. Selbstverständlich mache ich das. Wenn ich einer Person helfen kann, helfe ich“, erzählt der 39-Jährige. Beim Wiedersehen mit Vereinssprecherin Julia Neugebauer bekam er dafür eine Urkunde überreicht.

Leukämie

Stammzellenspenden sind das letzte Mittel im Kampf gegen Leukämie, seltene Blutkrankheiten oder Gendefekte. Wenn Chemotherapien und Bestrahlungen nicht helfen, wird eine Spenderin oder ein Spender gesucht; und hin und wieder gefunden.  „Die Chance, einen passenden Spender außerhalb der Familie zu finden, liegt im besten Fall bei 1:500.000“, bestätigt Julia Neugebauer. Bernhard Guetz aus Villach war dieser „beste Fall“. Der zweifache Familienvater musste sich einige Wochen lang selbst Spritzen in den Bauch geben, damit sich seine Stammzellen vermehren. „Das ist wie bei Thrombose-Spritzen halb so schlimm“, sagt er. Nach Bluttests und Voruntersuchungen musste er ins LKH Graz zur sogenannten Stammzellenentnahme fahren. Von der Anreicherung der Stammzellen hatte er zwar Gliederschmerzen und Grippe-Symptome bekommen, aber die Stammzellen-Spende selbst im Krankenhaus sei ganz harmlos gewesen. „Ich bekam zwei Stupfer und war nach drei Stunden Krankenhausaufenthalt fertig.“ Als er erfahren habe, dass alles passt und dass seine Stammzellen zur kranken Frau gebracht werden können, sei das „sehr befreiend“ gewesen. „Das war ein Glücksmoment, weil ich wusste, dass ich jetzt die Möglichkeit habe, ein Leben zu retten.“

„Alles geklappt“

Privat ist Guetz verheiratet, hat eine 14-jährige Tochter und einen achtjährigen Sohn und verbringt gerne Zeit mit der Familie. Aktuell machen sie gerade eine Österreich-Urlaubs-Rundfahrt. Hin und wieder denkt er auch an die Frau, die seine Stammzellen bekommen hat. „Ich freue mich, dass ich helfen konnte. Es ist ein schöner Zufall, dass meine Stammzellen zu ihr passen. Ich wünsche ihr das Beste.“ Die erste gute Nachricht hat er schon erhalten: „Die Stammzellentransplantation hat bereits stattgefunden und bisher hat alles geklappt.“