„Dankbar“, so beschreibt Gottfried Kogler, Bürgermeister von Krems, die Gemütslage der Gemeindebewohner. „Ich bin dankbar für die Hilfe der Feuerwehrleute, des Krisenstabs und für die Mitarbeit aus der Bevölkerung“, so Kogler, der durch das schwere Unwetter einen neuen Zusammenhalt innerhalb seiner Gemeinde spürt.

Ausnahmezustand

Am Sonntagabend war die Ortschaft Kremsbrücke in seiner Gemeinde von einem kurzen, aber äußerst intensiven Unwetter getroffen worden. Seit die Sirenen um 20.43 Uhr eine Minute lang in auf- und absteigendem Ton die Bevölkerung auf die Gefahr aufmerksam gemacht haben, ist man hier im Ausnahmezustand.

Rund 110 bis 130 Zentimeter Niederschlag pro Quadratmeter fiel in Innerkrems in kürzester Zeit. Der Kremsbach schwoll innerhalb von wenigen Minuten zu einem reißenden Fluss an, der sich rasch seinen Weg durch Kremsbrücke bahnte – mit massenhaft Geröll und Schlamm im Schlepptau. Schon in der Nacht auf Montag wurde parallel zu den Sicherungsmaßnahmen mit ersten Aufräumarbeiten begonnen, doch erst am Morgen wurde das ganze Ausmaß deutlich. Seitdem arbeiten rund 170 Feuerwehrleute an der Beseitigung der Schäden.

Wieder Strom in Innerkrems

Während die Aufräumarbeiten in Kremsbrücke also am Montag bereits auf Hochtouren liefen, ist mit Innerkrems eine andere Ortschaft von Krems von Kärnten aus noch gar nicht erreichbar. Was die Situation für die Menschen dort noch dramatischer macht: Auch die Funk- und Telefonverbindung ist weiterhin unterbrochen. Immerhin ist die Stromversorgung wieder gewährleistet: „Seit 20 Uhr ist Innerkrems wieder gänzlich ans Stromnetz angeschlossen“, erklärt Josef Stocker, Pressesprecher der KNG-Kärnten Netz GmbH.

Innerkrems ist noch immer nur von Salzburg aus zu erreichen
Innerkrems ist noch immer nur von Salzburg aus zu erreichen © APA / Unbekannt

Am Sonntag war noch gar nicht bekannt, wie schwer das zuerst von der Außenwelt abgeschnittene Innerkrems getroffen wurde. Tags darauf konnte dann zumindest leicht aufgeatmet werden: Auch hier sollen keine Personen zu Schaden gekommen sein. Der Verdacht, dass ein Urlauberehepaar vermisst sein soll, hat sich nicht bestätigt. Kogler konnte sich bis zu einigen abgeschnittenen Teilen von Innerkrems durchkämpfen und sich selbst ein Bild der Lage machen: „Sogar die auswärtigen Gäste sind beruhigt.“ Von den Muren und Hangrutschungen wurden keine Häuser direkt getroffen, wegen weggerissener Straßen und Brücken sind aber Teile von Innerkrems noch immer nicht erreichbar.

„Gefahr in Verzug“

Bis die Innerkremser Landesstraße wieder befahrbar ist, dürfte es noch Wochen dauern. Sie ist an zehn Stellen schwer beschädigt: „Entweder ist sie von meterhohen Geröllmassen verlegt oder an manchen Stellen von der Wucht des Baches unterspült und mitgerissen worden“, schildert Reinhard Schell vom Bezirksstraßenbauamt Spittal. Die B 99 Katschberg Bundesstraße wurde abschnittsweise für den gesamten Verkehr wegen Gefahr in Verzug gesperrt, auch die Nockalmstraße ist unbefahrbar – die Zufahrt aus dem Norden über Innerkrems wird für längere Zeit nicht möglich sein.

Noch immer wird die Bevölkerung aufgerufen, in den oberen Stockwerken ihrer Häuser zu bleiben. Sepp Glanzer, Kommandant der Feuerwehr von Kremsbrücke, zeigt sich von der Selbstverantwortung der Betroffenen angetan, wiederholt seinen Appell jedoch erneut: „Bitte leisten Sie den Anweisungen der Einsatzkräfte unbedingt Folge und halten Sie sich generell vom Wasser fern.“

Banger Blick gen Himmel

Die Gefahr ist nämlich noch nicht gebannt, das Wetter dürfte heute erneut für Anspannung sorgen: „Heute gilt es wirklich aufzupassen, es kann auch im Bereich Krems wieder zu Gewittern mit Starkregen kommen“, erklärt Nikolas Zimmermann, Meteorologe des Wetterdienstes Ubimet.

Das ist auch der Grund, warum der Zivilschutzalarm zumindest bis Dienstagabend aufrecht bleiben wird: „Danach werden wir die Lage evaluieren und weitersehen“, so Kogler, der erklärt: „Die Hänge sind durchnässt, immer wieder kann etwa Geröll in den Bach rutschen. Das Bett ist nicht sehr tief. Bei erneuten Regenfällen ist die Wahrscheinlichkeit jedenfalls gegeben, dass der Bach wieder über die Ufer tritt.“ So bleibt der heutige Blick gen Himmel in Krems ein banger. Nach kurzer nächtlicher Pause werden die Aufräumarbeiten heute um 7 Uhr fortgesetzt, um 8 Uhr tagt der Krisenstab wieder.