„Dankbar“, so beschreibt Gottfried Kogler, Bürgermeister von Krems, die Gemütslage der Gemeindebewohner. „Ich bin dankbar für die Hilfe der Feuerwehrleute, des Krisenstabs und für die Mitarbeit aus der Bevölkerung“, so der Gemeindechef, der durch das schwere Unwetter einen neuen Zusammenhalt innerhalb seiner Gemeinde spürt.
Zivilschutzalarm aufgehoben
Und diese kann nun (zumindest vorerst) aufatmen: Gegen 16 Uhr wurde der Zivilschutzalarm für Kremsbrücke aufgehoben - trotz nahender neuer Regenschauer. „Heute gilt es wirklich aufzupassen, es kann auch im Bereich Krems wieder zu Gewittern mit Starkregen kommen“, erklärte Nikolas Zimmermann, Meteorologe des Wetterdienstes Ubimet, gegenüber der Kleinen Zeitung.
Zuvor hieß es noch, dass der Zivilschutzalarm noch bis Dienstagabend aufrecht bleiben wird: „Danach werden wir die Lage evaluieren und weitersehen“, erklärte Bürgermeister Kogler gestern gegenüber der Kleinen Zeitung. „Die Hänge sind durchnässt, immer wieder kann etwa Geröll in den Bach rutschen. Das Bett ist nicht sehr tief. Bei erneuten Regenfällen ist die Wahrscheinlichkeit jedenfalls gegeben, dass der Bach wieder über die Ufer tritt.“
„Bewusst ohne Sirene“
Die Wettervorhersage habe man zwar im Blick, doch: „Die Gefahr ist nicht mehr gegeben. Das haben wir gemeinsam mit Experten entschieden“, so Kogler, dem es ein Anliegen war, keine Sirene zur Aufhebung des Zivilschutzalarms heulen zu lassen: „Die Menschen sind von der Katastrophe geplagt, wir wollten sie mit der Sirene nicht wieder aufschrecken.“ Die Entwarnung gab es daher lediglich über die Medien.
Noch bis Dienstagnachmittag wurde die Bevölkerung aufgerufen, in den oberen Stockwerken ihrer Häuser zu bleiben. Sepp Glanzer, Kommandant der Feuerwehr von Kremsbrücke, zeigte sich von der Selbstverantwortung der Betroffenen angetan, alles habe gut funktioniert. Nun kann man sich in Kremsbrücke also gänzlich den Aufräumarbeiten widmen.
Ausnahmezustand
Am Sonntagabend war die Ortschaft Kremsbrücke in seiner Gemeinde von einem kurzen, aber äußerst intensiven Unwetter getroffen worden. Seit die Sirenen um 20.43 Uhr eine Minute lang in auf- und absteigendem Ton die Bevölkerung auf die Gefahr aufmerksam gemacht haben, ist man hier im Ausnahmezustand.
Rund 110 bis 130 Zentimeter Niederschlag pro Quadratmeter fiel in Innerkrems binnen kürzester Zeit. Der Kremsbach schwoll innerhalb von wenigen Minuten zu einem reißenden Fluss an, der sich rasch seinen Weg durch Kremsbrücke bahnte – mit massenhaft Geröll und Schlamm im Schlepptau. Schon in der Nacht auf Montag wurde parallel zu den Sicherungsmaßnahmen mit ersten Aufräumarbeiten begonnen, doch erst am Morgen wurde das ganze Ausmaß deutlich. Seitdem arbeiten rund 170 Feuerwehrleute an der Beseitigung der Schäden.
Wieder Strom in Innerkrems
Während die Aufräumarbeiten in Kremsbrücke also am Montag bereits auf Hochtouren liefen, ist mit Innerkrems eine andere Ortschaft von Krems von Kärnten aus noch gar nicht erreichbar. Was die Situation für die Menschen dort noch dramatischer macht: Auch die Funk- und Telefonverbindung ist weiterhin unterbrochen. Immerhin ist die Stromversorgung wieder gewährleistet: „Seit Montag 20 Uhr ist Innerkrems wieder gänzlich ans Stromnetz angeschlossen“, erklärt Josef Stocker, Pressesprecher der KNG-Kärnten Netz GmbH.
Am Sonntag war noch gar nicht bekannt, wie schwer das zuerst von der Außenwelt abgeschnittene Innerkrems getroffen wurde. Tags darauf konnte dann zumindest leicht aufgeatmet werden: Auch hier sollen keine Personen zu Schaden gekommen sein. Der Verdacht, dass ein Urlauberehepaar vermisst sein soll, hat sich nicht bestätigt. Kogler konnte sich bis zu einigen abgeschnittenen Teilen von Innerkrems durchkämpfen und sich selbst ein Bild der Lage machen: „Sogar die auswärtigen Gäste sind beruhigt.“ Von den Muren und Hangrutschungen wurden keine Häuser direkt getroffen, wegen weggerissener Straßen und Brücken sind aber Teile von Innerkrems noch immer nicht erreichbar.
„Gefahr in Verzug“
Bis die Innerkremser Landesstraße wieder befahrbar ist, dürfte es noch Wochen dauern. Sie ist an zehn Stellen schwer beschädigt: „Entweder ist sie von meterhohen Geröllmassen verlegt oder an manchen Stellen von der Wucht des Baches unterspült und mitgerissen worden“, schildert Reinhard Schell vom Bezirksstraßenbauamt Spittal. Die B 99 Katschberg Bundesstraße wurde abschnittsweise für den gesamten Verkehr wegen Gefahr in Verzug gesperrt, auch die Nockalmstraße ist unbefahrbar – die Zufahrt aus dem Norden über Innerkrems wird für längere Zeit nicht möglich sein.