Kärnten und die Steiermark leiden erneu unter den schweren Unwettern – und es wird zwangsläufig heftig diskutiert: Warum treten die Wetterextreme bei uns immer öfter und dann auch noch viel intensiver auf? Dass dies zutreffend ist, zeigen sämtliche Statistiken. Und es gibt einen ganz entscheidenden Grund dafür.
Hier mehr, dort weniger Gewitter
Die Klimaveränderung wirkt sich auch auf die Gewitterwahrscheinlichkeit weltweit aus, aber in ganz unterschiedlicher Weise, wie Nikolas Zimmermann erklärt. „In manchen Regionen ist es mehr geworden, in anderen weniger – und dieser Trend verstärkt sich natürlich“, so der Meteorologe des Wetterdienstes Ubimet.
Die Alpen sind dabei eines jener Gebiete, die von dieser Entwicklung negative Auswirkungen zu spüren bekommen: „Die Meerestemperaturen der Adria spielen dabei eine wichtige Rolle, sie werden im Trend immer höher und höher“, erklärt Zimmermann. Aktuell beträgt die Meerestemperatur bei Lignano 27, im mittelitalienischen Ancona sogar 29 Grad. „Dadurch werden die Luftmassen im Sommer feuchter, es ist häufiger schwül und es wird deshalb auch niederschlagsreicher.“ Dieses Muster beobachte man in ganz Mitteleuropa.
Kein positiver Blick in die Zukunft
Was es jedoch nicht gebe, ist eine Veränderung der Wetterlage per se: „Es ist nur so, dass wenn eine entsprechende Wetterlage eintritt, das Potenzial für extreme Regenfälle durch die angesprochene Entwicklung größer wird.“ Man muss also nicht unbedingt mit mehr Regentagen rechnen, sondern mit intensiveren Niederschlägen an diesen Regentagen: „Der Niederschlag wird aber viel intensiver und konzentriert sich dabei auf teils enorm kurze Zeiträume.“
Was das für die Zukunft bedeutet? „Die Entwicklung ist nicht am Ende, der Trend wird weiter in diese Richtung gehen“, gibt Zimmermann keine positiven Aussichten auf die Zukunft. Das heiße zwar nicht, dass es von Jahr zu Jahr schlimmer wird, denn es gibt natürlich Schwankungen, aber: „Die mittel- und langfristige Entwicklung ist klar vorgezeichnet.“
Keine unbedingt positiven Aussichten für die kommenden Wochen und Monate. „Das stimmt grundsätzlich schon“, so Zimmermann, der aber betont: „Aktuell ist kein markantes Tief in Sicht. Wenn ein solches aber auftaucht, dann ist natürlich extremes Potenzial gegeben.“ Darüber hinaus beginne die Unwettersaison etwa in Italien und Kroatien erst im Hochsommer, sie ziehe sich bis in den Herbst.
Bedrohung durch Wirbelstürme
Und was ist dran an den Gerüchten, dass es immer öfter Wirbelstürme in unserer Nachbarschaft gibt? „Sie treten nicht häufiger auf, aber werden öfter filmisch oder fotografisch festgehalten“, ordnet der Meteorologe ein. Dabei müsse man zwischen Wasserhosen, die sich im Mittelmeer bilden, und Tornados, die auch über Land in Mitteleuropa vorkommen, unterscheiden.
Letztere kämen in Österreich durchschnittlich rund dreimal im Jahr vor – jedoch sind sie nicht allzu stark ausgeprägt, weil die Gebirgsketten schützend wirken. Ausnahmen, unter die etwa jener Tornado im Jahr 2021 in Südmähren fällt, der nur wenige Kilometer entfernt von Niederösterreich Tod und Zerstörung gebracht hat, gäbe es aber immer wieder. Öfter treten sie allerdings nicht auf.
Wasserhosen sind hingegen wesentlich schwächer und meist kurzlebiger. Sie entstehen durch den Temperaturunterschied zwischen warmen Gewässern und kälterer Luft – trotzdem gibt es auch in Hinblick auf sie noch keine Aufzeichnungen darüber, dass sie im Mittelmeer bisher häufiger geworden wären.