Der Freitag markiert einen neuen Hitze-Rekord in Kärnten: An elf aufeinander folgenden Tagen kletterte die Thermometersäule in Klagenfurt auf 30 Grad und mehr. „Es ist die längste Hitzewelle, die je an der Messstation am Flughafen Klagenfurt gemessen wurde. 2007, also vor 17 Jahren, waren es einmal zehn Tage hintereinander“, sagt Alexander Hedenig, Meteorologe der GeoSphere Austria.

Auch in den Nächten gab es in dieser Periode kaum Abkühlung in der Landeshauptstadt: „An unserer relativ neuen Messstation in der Klagenfurter Innenstadt haben wir erstmals in Kärnten vier Tropennächte hintereinander – in denen es nicht kühler als 20 Grad wurde – gemessen“. In Pörtschach und Villach wurden zuvor einmal drei aufeinanderfolgende Tropennächte registriert. Es wundert nicht, dass Ventilatoren und Klimaanlagen in Kärnten nahezu ausverkauft sind.

Überdurchschnittlich

Hitze im Juli überrascht und verwundert nicht. Der Juli ist in der Regel immer der heißeste Monat des Jahres. Vergleicht man aber heuer mit dem Vorjahr, dann wurden bis zum 19. Juli 2023 in Klagenfurt „nur“ sechs Hitzetage gemessen. Die waren zudem nicht aufeinanderfolgend. Nimmt man den dreißigjährigen Schnitt von 1990 bis 2020 heran, wären sieben Hitzetage für den gesamten Juli die Normalität. „Nun sind wir bereits vier Tage über diesen Schnitt. Es ist aber zu erwarten, dass noch weitere Hitzetage mit 30 Grad und mehr im heurigen Juli hinzukommen werden“, sagt Hedenig.

Lange Zeit sah es sogar danach aus, dass die aktuelle Hitzewelle heuer noch weitaus länger anhalten würde: „Manche Modelle zeigten noch Hitzetage bis in die nächste Woche hinein an“, so der Meteorologe. Viele werden jetzt erfreut aufatmen, dass diese Prognose nicht eintrifft und die enorme Hitze zumindest eine kleine Pause einlegen wird. Doch das Ende der Heißphase kommt mit einem gehörigen Knall und einem Donnerwetter: „Die Modelle haben sich schlagartig geändert. Ab Freitagnachmittag kommen Unwetter über große Teile Kärntens und die Steiermark herein“, sagt der Meteorologe.

Wetterwarnung

Die GeoSphere Austria spricht eine orange Regenwarnung für Kärnten und die Steiermark aus. „30 Liter pro Quadratmeter, punktuell auch weit mehr werden von Freitag 20 Uhr bis Samstag 17 Uhr erwartet“, erklärt Hedenig. Es sei mit der Gefahr von Hangrutschungen sowie Murenabgängen und auch Überflutung kleinerer Fließgewässer zu rechnen. Beeinträchtigungen bei der Energieversorgung sowie im Straßen- und Schienenverkehr werden erwartet. Die Blaulichtorganisationen sind alarmiert.

„Es ist eine sehr brisante und besorgniserregende Wetterlage im Einfluss eines Höhentiefs“, sagt der Meteorologe. Ab Freitagnachmittag werden sich im Westen, in Osttirol und Oberkärnten erste Gewitterzellen entladen. Zunächst liege der Schwerpunkt im Bergland, am Abend würde er sich laut Hedenig in Richtung Südosten verlagern: „Während sich die Lage im Westen entspannen wird, wird die Lage in Unterkärnten zunehmend nasser und ungemütlicher“.

Gewitter und Überschwemmungen

Die Bezirke Villach, Klagenfurt, Klagenfurt-Land, Feldkirchen, St. Veit, Völkermarkt und Wolfsberg werden betroffen sein. Auch die Steiermark wird der Starkregen treffen. Die enormen Regenmengen werden am Freitag ab 20 Uhr einsetzen und erst ab Samstagmittag langsam nachlassen. „Punktuell kann aber erst gegen späten Nachmittag Entwarnung gegeben werden“, prognostiziert Hedenig, laut dem es sehr langsam ziehende Gewitter sein werden, die viel Niederschlag mitführen und eine hohe Gefahr für lokale Überflutungen und Muren bringen: „Auch Sturmböen und Hagel sind in dieser Zeit nicht auszuschließen“, warnt Hedenig.

Die außergewöhnliche Wetterlage am Freitag führt übrigens gleich zu drei Wetterwarnungen durch die Geosphere Austria: In gelb wird vor der Hitze und den erwarteten Gewittern gewarnt, orange leuchtet die Warnung vor dem kommenden Starkregen.